Krieg in Nahost:Biden rät Israel von Angriffen auf Irans Öl-Industrie ab

US-Präsident Joe Biden ist überraschend bei der täglichen Presskonferenz des Weißen Hauses aufgetaucht. (Foto: Ben Curtis/dpa)

Israel habe das Recht sich zu verteidigen, sagt der US-Präsident. Er äußert sich allerdings skeptisch, was mögliche Ziele angeht. Die Bundeswehr hat weitere gefährdete deutsche Staatsangehörige aus Beirut ausgeflogen. 

Alle Entwicklungen im Liveblog

Viele Angaben stammen von Konfliktparteien und lassen sich teilweise nicht unabhängig überprüfen. Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.

Wichtige Updates

Mehr als 200 Deutsche aus Beirut ausgeflogen

Israel: Chef der Hisbollah-Kommunikationsnetzwerke getötet

Irans Außenminister ist in Beirut

Angriffe gehen weiter - Israel ruft Bewohner mehrerer Orte zur Evakuierung auf

Schwere Angriffe Israels auf Beirut

Lara Thiede
Lara Thiede

Erneut Angriffe in Libanon

Der Hisbollah zufolge will die israelische Armee in den südlibanesischen Ort Odaisseh eindringen. Dabei werde es vermutlich zu Zusammenstößen kommen, hieß es weiter.

Wie ein Augenzeuge gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt, war zudem am frühen Samstagmorgen in südlichen Vororten von Beirut eine Explosion zu hören. Die Explosion ereignete sich kurz nachdem das israelische Militär die Bewohner der Gegend aufgefordert hatte, diese sofort zu verlassen. 
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Biden rät Israel von Angriffen auf Irans Öl-Industrie ab 

Wie wird Israel auf die Angriffe von Iran reagieren? US-Präsident Joe Biden rät dem Land von Angriffen auf die Infrastruktur der Öl-Industrie ab - das sagte er bei einem überraschenden Auftritt in der regelmäßigen Pressekonferenz des Weißen Hauses. Bidens vorherige Aussage, dass die USA über ihre Haltung zu einem möglichen israelischen Angriff auf iranische Ölanlagen diskutieren, hatte prompt zu Verunsicherung an den Märkten geführt. Biden erklärte nun, die Israelis hätten sich bislang nicht festgelegt, wie sie auf den jüngsten iranischen Angriff von Dienstagabend reagieren wollten. Der US-Präsident sagte außerdem, er stehe zu dieser Frage mit Israel in kontinuierlichem Austausch. Er betonte, Israel habe das Recht, sich zu verteidigen, sagte aber auch: „Die Israelis müssen sehr viel vorsichtiger sein, was den Umgang mit zivilen Opfern angeht."

Am Mittwoch hatte Biden sich bereits gegen eine israelische Attacke auf iranische Atomanlagen ausgesprochen. Der US-amerikanische Fernsehsender CNN berichtet dazu inzwischen, dass Israel der US-Regierung nicht zugesichert habe, Angriffe auf iranische Atomanlagen auszuschließen. Das habe der Sender von einem hochrangigen Beamten des US-Außenministeriums erfahren. Der Beamte habe hinzugefügt, dass es „wirklich schwer zu sagen“ sei, ob Israel den Jahrestag der Hamas-Angriffe vom 7. Oktober für einen Gegenschlag nutzen werde. 
Lara Thiede
Lara Thiede

USA wollen 157 Millionen Dollar an humanitärer Hilfe für Libanon bereitstellen

Das US-Außenministerium teilt in einer Erklärung mit, dass die Vereinigten Staaten fast 157 Millionen Dollar an humanitärer Hilfe für die vom Konflikt betroffene Bevölkerung im Libanon bereitstellen werden. „Mit diesen Mitteln werden neue und bestehende Bedürfnisse von Binnenvertriebenen und Flüchtlingen im Libanon und in den Gemeinden, die sie aufnehmen, gedeckt. Die Hilfe wird auch diejenigen unterstützen, die in das benachbarte Syrien fliehen", so das Außenministerium.
Lara Thiede
Lara Thiede

Israel greift offenbar Hamas-Kommandozentrale in Schulgebäude an

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben im umkämpften Gazastreifen erneut eine Kommandozentrale der islamistischen Hamas aus der Luft angegriffen. Sie habe sich im Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens in einem Gebäude befunden, in dem früher eine Schule gewesen sei, heißt es. Dies sei ein weiteres Beispiel für den systematischen Missbrauch der zivilen Infrastruktur durch die Hamas, die damit gegen das Völkerrecht verstoße, hieß es. Man habe vor dem Angriff Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen. 
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Generalstreik im Westjordanland

Aus Protest gegen einen israelischen Angriff in der Stadt Tulkarem im Westjordanland mit 18 Toten ist dort ein Generalstreik ausgerufen worden. Der Freitag ist für Muslime jedoch ein ähnlich wichtiger Wochentag wie der Sonntag für Christen, und das öffentliche Leben ist freitags weitgehend eingeschränkt. Am Donnerstagabend waren bei dem Angriff eines israelischen Kampfjets auf ein Wohnhaus mit einem Café im Erdgeschoss nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Ramallah mindestens 18 Menschen getötet worden, darunter auch ein Ehepaar mit seinen Kindern.

Die israelische Armee bestätigte den Angriff. Nach ihren Angaben galt er dem Hamas-Chef in Tulkarem, Sahi Jasser Abd al-Rasegh Ufi. Dieser sei an zahlreichen Angriffen auf Israelis beteiligt gewesen. Mindestens sieben der Getöteten sind laut Israels Militär Mitglieder der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ). Demnach trafen sie sich, um einen Anschlag gegen Israel zu planen. Das Auswärtige Amt in Berlin nannte die hohe Zahl ziviler Opfer bei dem israelischen Luftschlag in Tulkarem in einem Beitrag auf X am Freitagabend „schockierend“.
Nadja Lissok
Nadja Lissok

USA bombardieren Huthi-Stellungen in Jemen

US-Streitkräfte haben erneut Stellungen der Huthi-Miliz in Jemen angegriffen. Wie das US-Zentralkommando Centcom mitteilt, wurden 15 Ziele der von Iran unterstützten Gruppe ins Visier genommen. Zuvor hatte der TV-Sender Al-Masirah, der als Sprachrohr der Huthi-Rebellen gilt, über etwa ein Dutzend Angriffe berichtet, unter anderem in der strategisch wichtigen Hafenstadt al-Hudaida. 

Die Huthi machten für die Angriffe die USA und Großbritannien verantwortlich. Das Verteidigungsministerium in London teilte jedoch auf Anfrage mit, die Royal Air Force sei nicht an Angriffen in Jemen beteiligt gewesen. Erst vor wenigen Tagen hatte Israels Luftwaffe Ziele der Miliz in dem Land angegriffen. Auch die USA und Großbritannien bombardierten in der Vergangenheit Stellungen der mit Iran verbündeten Gruppe.
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Mehr als 200 Deutsche aus Beirut ausgeflogen

Es ist der dritte Rückholflug: Die Bundeswehr hat weitere 219 besonders gefährdete deutsche Staatsangehörige aus der libanesischen Hauptstadt Beirut nach Deutschland geflogen. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, im Rahmen der sogenannten diplomatischen Abholung seien damit insgesamt 460 Menschen aus Libanon ausgeflogen worden. Je nach Bedarf und Lage würden weitere Flüge vorbereitet. Der Airbus A330 der multinationalen Lufttransporteinheit MMU landete in Köln/Bonn. Mit dem Airbus waren erneut dringend benötigte Hilfsgüter zur Notversorgung der Zivilbevölkerung nach Libanon gebracht worden, hieß es aus dem deutschen Außenministerium weiter. An Bord seien mehr als zwei Tonnen medizinische Güter gewesen.
Passagiere verlassen eine Bundeswehr-Maschine nach der Landung auf dem Hauptstadtflughafen BER. (Archiv)
Passagiere verlassen eine Bundeswehr-Maschine nach der Landung auf dem Hauptstadtflughafen BER. (Archiv). Michael Ukas/TNN/dpa
Nadja Tausche
Nadja Tausche

Israel: Chef der Hisbollah-Kommunikationsnetzwerke getötet

Israelischen Angaben zufolge hat das Militär ein hochrangiges Mitglied der Hisbollah getötet: den Chef der Hisbollah-Kommunikationsnetzwerke, Mohammed Raschid Sakafi. Er sei am Donnerstag bei einem Angriff in Beirut "eliminiert" worden, teilt das Militär mit. Der Angriff sei "präzise" gewesen und durch Geheimdienstinformationen ermöglicht worden. Die Hisbollah hat sich bislang nicht dazu geäußert.
Nadja Tausche
Nadja Tausche

Irans Außenminister ist in Beirut

Irans Außenminister Abbas Araghtschi ist in der Hauptstadt Libanons eingetroffen. Der iranische Außenamtssprecher Ismail Baghai bestätigte entsprechende Berichte. Der Besuch solle Irans Solidarität mit dem libanesischen Volk demonstrieren, teilte Baghai auf der Plattform X mit. Zuerst hatten libanesische Staatsmedien sowie die israelische Zeitung Times of Israel berichtet, Aufnahmen der Nachrichtenagentur Reuters zeigten ein Flugzeug unter iranischer Flagge bei der Ankunft auf dem Flughafen von Beirut. 

Araghtschi soll bei seinem Besuch unter anderem den kommissarischen Ministerpräsidenten Nadschib Mikati treffen, ebenso wie den Parlamentspräsidenten Nabih Berri, der ein enger Verbündeter der von Iran unterstützten Hisbollah-Miliz ist. Beobachter vermuten, dass es in den Gesprächen auch um die Nachfolge des durch einen israelischen Luftangriff getöteten Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah geht.

Begleitet wird der Minister von zwei Abgeordneten sowie dem Chef des iranischen Halbmonds, einer Schwestergesellschaft des Roten Kreuzes. Laut Außenamtssprecher Baghai überreichen sie bei dem Besuch eine Hilfslieferung mit zehn Tonnen Nahrungsmitteln und Medikamenten. Wenige Stunden vor Araghtschis Ankunft in Beirut hatte es außerhalb des Airportgeländes noch Luftangriffe gegeben. 
Nadja Tausche
Nadja Tausche

Angriffe gehen weiter - Israel ruft Bewohner mehrerer Orte zur Evakuierung auf

Auch am Freitag feuert das israelische Militär auf Ziele im südlichen Libanon. Das Militär forderte zunächst die Bewohner von etwa 20 Orten im Süden des Landes dazu auf, sich sofort in Sicherheit zu begeben. Dies teilt ein Sprecher über die Plattform X mit. Später erweiterte die Armee den Aufruf zur Flucht auf insgesamt 37 Orte. "Zu Ihrer Sicherheit müssen Sie sofort Ihre Häuser räumen“, schrieb ein israelischer Militärsprecher auf der Plattform X. Die Menschen sollen sich demnach in Richtung Norden begeben.

Die betroffenen Orte liegen fast alle südlich des Litani-Flusses. Dieser fließt etwa 30 Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze von Ost nach West. Erklärtes Ziel Israels ist es, die Hisbollah-Miliz hinter den Fluss zurückdrängen - so sollen etwa 60 000 geflohene Israelis in ihre Häuser im Grenzgebiet zurückkehren können. Auch eine UN-Resolution sieht vor, dass die Hisbollah sich hinter den Litani-Fluss zurückzieht.

Umgekehrt schießt auch die Hisbollah weiter auf den Norden Israels. Städte und Ortschaften seien mit Raketen aus Libanon angegriffen worden, teilt die Armee mit. Im Großraum der Hafenstadt Haifa seien 20 anfliegende Geschosse registriert worden. Auch in Galiläa habe es in zahlreichen Orten Luftalarm gegeben. Ein Teil der Raketen sei abgefangen worden, der Rest sei in offenem Gelände eingeschlagen, heißt es von der Armee. Über Opfer oder größere Schäden ist noch nichts bekannt.
Nadja Tausche
Nadja Tausche

Grenzübergang zu Syrien nach Beschuss unpassierbar

Die Menschen, die vor den israelischen Angriffen im Süden Libanons fliehen, suchen nicht nur Schutz in nördlichen Teilen Libanons - manche machen sich auch auf den Weg nach Syrien. Ein wichtiger Grenzübergang ist nun allerdings nicht mehr passierbar: Am Übergang Masnaa sei eine israelische Rakete eingeschlagen, sagte der libanesische Verkehrsminister Ali Hamieh der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei sei auf libanesischer Seite ein Krater mit einem Durchmesser von vier Metern entstanden. Hunderte Menschen hatten den Grenzübergang libanesischen Angaben zufolge benutzt.
Lara Thiede
Lara Thiede

Schwere Angriffe Israels auf Beirut

Das libanesische Gesundheitsministerium meldet 37 Tote und 151 Verwundete in den vergangenen 24 Stunden nach erneuten Angriffen Israels auf Libanon. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete von schweren Explosionen.

Unbestätigten libanesischen Berichten zufolge habe der Angriff Hashem Safieddine, dem Chef des Exekutivrats der Hisbollah-Miliz gegolten. Er wird als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des kürzlich bei einem israelischen Luftangriff in Beirut getöteten Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah gehandelt. Israel habe gegen Mitternacht ein Treffen der Hisbollah-Führung, bei dem auch Safieddine dabei gewesen sei, in einem unterirdischen Bunker bombardiert, meldete die New York Times unter Berufung auf drei israelische Beamte. Ob Safieddine zu der Zeit tatsächlich in dem Bunker war, sei noch unklar. Von Israels Armee gab es zu dem nächtlichen Luftangriff zunächst keine Angaben. 

Die Angriffe erfolgten laut libanesischen Sicherheitskreisen erneut in südlichen Vororten, die vor allem von der Hisbollah kontrolliert werden. Auf Videoaufnahmen waren Detonationen über der Stadt zu hören, gewaltige Flammen und Rauchschwaden stiegen in den Nachthimmel auf. Israels Militär hatte die Bewohner bestimmter Gebäude in den südlichen Vororten in arabischer Sprache zur Evakuierung aufgefordert. Die Angriffe ereigneten sich, während Israels Truppen und Panzer zugleich gegen die Hisbollah in Südlibanon kämpfen. Erklärtes Ziel Israels ist es, die proiranische Schiitenmiliz von der Grenze zu vertreiben, damit etwa 60 000 Israelis in ihre Häuser im Norden des Landes zurückkehren können. 
Lara Thiede
Lara Thiede

Biden hält größeren Krieg im Nahen Osten für vermeidbar

US-Präsident Joe Biden zufolge wird es im Nahen Osten nicht zu einem größeren Krieg kommen, weil er vermeidbar ist. "Aber es gibt noch eine Menge zu tun, eine Menge zu tun", fügte er hinzu, als er von Reportern darauf angesprochen wurde. Auf die Frage, wie zuversichtlich er sei, dass ein solcher Krieg abgewendet werden könne, hielt er inne und sagte: "Wie zuversichtlich sind Sie, dass es nicht regnen wird? Sehen Sie, ich glaube nicht, dass es einen großen Krieg geben wird. Ich glaube, wir können ihn vermeiden." Auf die Frage, ob er amerikanische Truppen schicken würde, um Israel zu helfen, antwortete er: "Wir haben Israel bereits geholfen. Wir werden Israel beschützen."
Lara Thiede
Lara Thiede

Nach verweigerter Einreise nach Israel: UN-Sicherheitsrat stellt sich hinter Guterres

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bekundet seine volle Unterstützung für Generalsekretär Antonio Guterres. Der israelische Außenminister hatte ihn zuvor zur "Persona non grata" erklärt und ihm die Einreise in sein Land verweigert, weil Guterres Irans Raketenangriff auf Israel nach Ansicht des Landes nicht "unmissverständlich" verurteilt hatte. 

Der 15-köpfige Rat sagte in einer Erklärung, jede Entscheidung, nicht mit dem UN-Generalsekretär oder den UN zusammenzuarbeiten, sei kontraproduktiv, insbesondere im Kontext der eskalierenden Spannungen im Nahen Osten. In der Erklärung wurde Israel nicht namentlich genannt. Derartige Erklärungen des Rates werden im Konsens beschlossen. 
Lara Thiede
Lara Thiede

Deutsche Polizeigewerkschafter befürchten gewaltsame Ausschreitungen rund um den 7. Oktober

"Mit Blick auf den 7. Oktober werden alle Sicherheitsbehörden in Deutschland einen enormen Personalbedarf haben", sagte Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Wir blicken mit großer Sorge auf die kommenden Tage", sagte Berlins GdP-Sprecher Benjamin Jendro. Am 7. Oktober wird sich erstmals der Überfall der Hamas auf Israel jähren. Kopelke warnt vor einer Überlastung der Polizei in Berlin angesichts von Gewaltbereitschaft in der propalästinensischen Szene und mit Blick auf den Besuch von US-Präsident Joe Biden ab 10. Oktober. 
© SZ/dpa/Reuters/KNA/epd/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Newsletter
:SZ am Morgen & Abend

Lassen Sie sich morgens von SZ-Autorinnen und -Autoren in den Tag begleiten - und gewinnen Sie abends rasch den Überblick über die Themen des Tages. Dazu präsentieren wir unsere besten Digital-Reportagen, Podcasts und Leseempfehlungen. In unserer ...

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: