Bei einem Anschlag in Tel Aviv ist am Freitaggabend ein Mensch getötet worden. Medienberichten zufolge handelt es sich um einen Touristen aus Italien. Sieben weitere Personen wurden verletzt, darunter mehrere Italiener und Briten. Ein Mann hatte sein Auto vorsätzlich in eine Menschenmenge gelenkt. Ein Polizist, der in der Nähe des Tatorts gewesen sei, habe den Fahrer des Wagens "neutralisiert", als dieser versuchte habe, eine Waffe zu ziehen. Im Fahrzeug des 44-Jährigen sei schließlich nur ein Spielzeuggewehr gefunden worden. Israelischen Sicherheitskreisen zufolge handelt es sich bei dem Fahrer des Wagens um einen israelischen Araber.
In einer Mitteilung der Regierung nur wenige Minuten nach den Vorfällen hieß es, Premierminister Benjamin Netanjahu habe die Reserve der Grenzpolizei mobilisiert und das Militär angewiesen, zusätzliche Kräfte bereitzustellen.
Israel:Erneut Ausschreitungen in Jerusalem
In der zweiten Nacht in Folge kommt es zwischen israelischen Polizisten und Palästinensern zu Zusammenstößen.
Angesichts der eskalierenden Gewalt richtet Netanjahu eine eindringliche Warnung an Israels Feinde. Jeder Angreifer werde einen hohen Preis zahlen, sagte er nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts in Jerusalem und verwies auf die Stärke des Landes trotz des internen Streits um eine sogenannte Justizreform: "Unsere Feinde werden wieder lernen, dass Israels Bürger in Zeiten der Bedrohung zusammenstehen."
Bereits seit Tagen kommt das Land nicht zur Ruhe. Auslöser der Krise waren Unruhen am heikelsten Ort des nahöstlichen Dauerdramas, am Jerusalemer Tempelberg. Nachdem sich dort in der dritten Woche des muslimischen Fastenmonats Ramadan nach israelischen Angaben Hunderte Palästinenser in der Al-Aksa-Moschee verschanzt hatten, räumte die israelische Polizei das Gelände unter dem Einsatz von Blendgranaten und Gummigeschossen.
Die Hisbollah dementiert eine Beteiligung
Videos vom Geschehen verbreiteten sich schnell und lösten wütende Reaktionen aus: im palästinensischen Westjordanland und im Gazastreifen, aber auch in Jordanien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die gemeinsam mit China eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats beantragten.
Die palästinensische Hamas nahm die Al-Aksa-Unruhen zum Anlass für einen Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen. Zudem wurde Israel auch im Norden mit drei Dutzend Raketen angegriffen. Der heftigste Beschuss an dieser Front seit dem Libanonkrieg von 2006 wurde ebenfalls der Hamas zugeschrieben, die eigene Zellen in den dortigen Flüchtlingslagern aufgebaut hat. Die im Südlibanon operierende Hisbollah-Miliz dementierte eine Beteiligung, die libanesische Regierung distanzierte sich schleunigst von den Angriffen.
Israels unmittelbare Antwort waren gezielte Luftschläge gegen die Hamas im Südlibanon und vor allem im Gazastreifen. Oppositionsführer Jair Lapid versicherte der Regierung die volle Unterstützung für eine "entschiedene Reaktion". Zusätzlich aufgeheizt wurde die Situation am Freitag dann noch durch einen Terroranschlag im Westjordanland. Dort war ein israelisches Auto unter Beschuss gekommen. Zwei Siedlerinnen, Schwestern in ihren Zwanzigern, wurden dabei getötet und ihre Mutter schwer verletzt.