Krieg in Nahost:Tausende fliehen aus dem Süden Libanons - mehr als 550 Tote nach Angriffen

Nach den massiven israelischen Angriffen machen sich viele Menschen auf den Weg nach Beirut. Der libanesische Gesundheitsminister erhöht die Zahl der Todesopfer. Die französische Regierung beantragt eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in Nahost. 

Wichtige Updates

USA sehen Verbesserung bei humanitärer Hilfe für Gaza 

Chamenei: Eines Tages werden „die Zionisten" durch den Widerstand besiegt

Hamas ruft weltweit zu Protesten auf

Großer Transport von Krebspatienten und Schwerverletzten aus dem Gazastreifen

Bundestag beschließt Resolution gegen Antisemitismus

Joscha Westerkamp
Joscha Westerkamp

UN: Fast 70 Prozent der Gaza-Toten sind Frauen und Kinder

Frauen und Kinder machen nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) fast 70 Prozent der bestätigten Toten im Gaza-Krieg aus. Diese Erkenntnis deute auf eine systematische Verletzung grundlegender Prinzipien des humanitären Völkerrechts hin, teilte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte am Freitag in Genf mit. In einem 32-seitigen Bericht verweisen die UN dabei auf Gebote der Unterscheidung und der Verhältnismäßigkeit bei Kampfhandlungen.

Die UN-Erhebung beschränkt sich auf die ersten sieben Monate des seit über 13 Monaten andauernden Kriegs. In dieser Zeit waren 44 Prozent der Toten Kinder. Das jüngste Opfer war ein Baby, das einen Tag nach seiner Geburt getötet wurde, das älteste eine 97 Jahre alte Frau. Am zweithöchsten unter allen Altersgruppen war die Zahl der Todesfälle unter 10- bis 14-Jährigen, gefolgt von Kindern bis zu vier Jahren. 80 Prozent der Menschen seien in zivilen Häusern umgekommen. 

Viele Todesfälle ließen sich bislang nicht verifizieren, und Tausende Menschen werden bis heute unter Häusertrümmern vermutet. Deshalb ist unklar, wie repräsentativ die Auswertung ist. Die israelische Botschaft in Genf wirft dem UN-Büro für Menschenrechte vor, es sei „besessen von der Dämonisierung Israels“. Israel halte sich an alle Vorschriften des Völkerrechtes, schrieb die Botschaft als Reaktion auf den Bericht. Die Hamas weist Anschuldigungen Israels zurück, sich beispielsweise in Krankenhäusern zu verschanzen und Zivilisten als menschliche Schutzschilde für die eigenen Kämpfer zu missbrauchen.
Juri Auel
Juri Auel

UN: Israelische Armee beschädigt Unifil-Gelände in Libanon 

Schwere Fahrzeuge der israelischen Armee haben nach Darstellung der Vereinten Nationen in Libanon UN-Gelände beschädigt. Zwei Bagger und ein Bulldozer des israelischen Militärs hätten im Raum Nakura Teile eines Zauns und einer Betonstruktur zerstört, teilte die UN-Beobachtermission Unifil mit. Nach „dringendem Protest“ habe Israels Militär bestritten, innerhalb der UN-Position im Süden Libanons aktiv zu sein.

Unifil bezeichnete das Vorgehen als „vorsätzliche und direkte Zerstörung von klar identifizierbarem Unifil-Eigentums“ und als „eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht“ sowie die UN-Resolution 1701.

Seit Beginn von Israels Bodenoffensive im Süden vor rund sechs Wochen wurden mehrfach UN-Soldaten verletzt. Israels Armee hat diese nach Darstellung der UN aufgefordert, ihre Positionen nahe der Grenze „zu ihrer Sicherheit“ zu verlassen. Der jüngste Vorfall und sieben weitere zeigten, dass UN-Soldaten nicht „ins Kreuzfeuer“ gerieten, sondern dass Israels Militär „vorsätzlich und gezielt“ handle. Israelische Soldaten hätten auch zwei blaue Fässer zerstört entfernt, die die als „Blaue Linie“ bekannte Grenze markieren. 
Juri Auel
Juri Auel

Israel kündigt Öffnung von Grenzübergang nach Gaza an 

Israel kündigt die Wiedereröffnung des Grenzübergangs Kissufim in den Gazastreifen an. Damit solle die Versorgung mit Hilfsgütern im Süden des Palästinenser-Gebietes verbessert werden, heißt es in einer Mitteilung des Militärs. In den vergangenen Wochen hätten Pioniere Kontrollpunkte errichtet und Straßen befestigt. Die USA gaben im vergangenen Monat Israel einem Schreiben von Verteidigungsminister Lloyd Austin und Außenminister Antony Blinken zufolge eine Frist von 30 Tagen, um die humanitäre Lage im Gazastreifen zu verbessern. 
Joscha Westerkamp
Joscha Westerkamp

USA sehen Verbesserung bei humanitärer Hilfe für Gaza 

Israel habe bei der Versorgung des Gazastreifens mit Hilfsgütern einige Fortschritte gemacht, sagt der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. Der nördliche Grenzübergang Erez sei für Hilfslieferungen wieder geöffnet worden und in den kommenden Tagen solle auch ein neuer Grenzübergang in Kissufim im Osten des Gazastreifens öffnen. „Zudem wurden weitere Routen für die Verteilung von Hilfsgütern innerhalb von Gaza genehmigt“, sagte Miller. Gleichzeitig betonte er, dass noch mehr getan werden müsse, um die Situation der Menschen spürbar zu verbessern.

Die US-Regierung hatte Israel im vergangenen Monat in einem Brief aufgefordert, innerhalb von 30 Tagen Schritte zur Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen zu unternehmen. Andernfalls drohe ein Verstoß gegen US-Gesetze zur militärischen Unterstützung – was möglicherweise auch die amerikanische Militärhilfe für Israel gefährden könnte. Wie viel Einfluss dies tatsächlich auf die Verbesserungen hatte, sagte Miller nicht.

Allerdings führen vielerlei Faktoren dazu, dass die aktuellen Veränderungen nicht lange anhalten könnten. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump ist unklar, wie viel Druck die scheidende US-Regierung überhaupt noch auf Israel ausüben kann. Zudem spielte der entlassene israelische Verteidigungsminister Joav Gallant eine zentrale Rolle bei Israels Militäroffensive im Gazastreifen. Mittlerweile wurde sein Nachfolger Israel Katz vereidigt, der politisch mehr auf einer Linie mit Premierminister Benjamin Netanjahu steht. Dieser hatte sich bereits sehr positiv zum Sieg Trumps geäußert.
Lara Thiede
Lara Thiede

Sechs Unifil-Mitarbeiter aus Malaysia bei Angriff Israels verletzt 

Die bei einem israelischen Angriff auf die südlibanesische Stadt Sidon verletzten Unifil-Soldaten sind sechs Malaysier, wie die Regierung des Landes mitteilte. Nach Angaben der libanesischen Armee hatten sie in einem Fahrzeug der Friedenstruppe einen Kontrollpunkt passiert, als der Angriff begann. Drei libanesische Staatsbürger seien dabei getötet worden. Drei libanesische Soldaten erlitten demnach Verletzungen.
Claudia Koestler
Claudia Koestler

Die Knesset bestätigt Katz als israelischen Verteidigungsminister

Das Plenum der Knesset ist Medienberichten zufolge am Donnerstagabend zusammengekommen, um die von Premierminister Benjamin Netanjahu am Dienstagabend angekündigte Regierungsumbildung zu vollziehen. Hierbei wurde der bisherige Außenminister Israel Katz vor der Knesset mit den Stimmen der Regierungskoalition als neuer Verteidigungsminister bestätigt. Das berichtet die Zeitung Times of Israel.

Zuvor hatte Joav Gallant das Amt innegehabt, er war in dieser Woche überraschend von Regierungschef Netanjahu entlassen worden. Auf die Entlassung folgten Proteste auf den Straßen Israels, dem Regierungschef wurde vorgeworfen, mit der Entscheidung die Sicherheit des Landes zu gefährden.

In derselben Sitzung der Knesset wurde den Berichten zufolge Gideon Sa'ar als Katz als Außenminister bestätigt, die Abgeordnete Sharren Haskel wurde zur stellvertretenden Außenministerin ernannt. Der Abgeordnete Ze'ev Elkin solle künftig als Minister im Finanzministerium für die Sanierung der Nordgrenze und des Gazastreifens zuständig sein, meldet die Jerusalem Post. Während des Plenums und kurz vor Katz' Vereidigung habe sich der Oppositionsführer Yair Lapid an Katz gewandt und die Bedingungen der Ernennung kritisiert. Lapid habe Katz aufgefordert, der Sicherheit Israels Vorrang vor politischen Belangen einzuräumen.
Claudia Koestler
Claudia Koestler

Chamenei: Eines Tages werden „die Zionisten" durch den Widerstand besiegt

Inmitten wachsender Spannungen zwischen Iran und Israel hat der iranische Religionsführer Ayatollah Ali Chamenei eine neue Drohung gegen den jüdischen Staat ausgesprochen. Auf seinem kürzlich eingerichteten hebräischsprachigen Konto auf der Plattform X schrieb er: „Die Welt wird mit Sicherheit den Tag erleben, an dem die Zionisten in einer überwältigenden Niederlage durch den Widerstand besiegt werden." Die Nachricht erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Beobachter mit einer baldigen iranischen Vergeltung für Israels jüngsten Luftschlag rechnen.  

Teheran und seine Verbündeten in der Region, die sogenannte „Achse des Widerstands", haben eine „strafende" Antwort auf die israelische Operation angekündigt. Zu diesem losen Bündnis zählen neben Iran die Hamas im Gazastreifen, die libanesische Hisbollah, die Huthi in Jemen und weitere militante Gruppen in Syrien und im Irak.
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Hamas ruft weltweit zu Protesten auf

Als Reaktion auf Israels andauernde Angriffe im nördlichen Gazastreifen hat die Terrororganisation Hamas zu weltweiten Protesten aufgerufen. Menschen sollten aus Solidarität mit den Palästinensern am Freitag, Samstag und Sonntag auf die Straße gehen und dabei auch die Unterstützung des Westens für die israelischen Angriffe verurteilen, fordern die Islamisten. Die Islamistenorganisation warf Israel in dem über soziale Medien verbreiteten Aufruf unter anderem Völkermord und Massaker im Norden des Gazastreifens vor. Die israelische Armee hatte ihre Einsätze dort zuletzt ausgeweitet, um gegen die Hamas vorzugehen. Das Militär forderte Zivilisten dazu auf, die Kampfzone zu verlassen - Tausende sollen sich aber noch in dem Gebiet aufhalten. Die Zustände in dem weitgehend zerstörten Gebiet sind katastrophal. 
Nadja Tausche
Nadja Tausche

Großer Transport von Krebspatienten und Schwerverletzten aus dem Gazastreifen

Insgesamt 229 Menschen sind aus dem Konfliktgebiet gebracht worden. Es handelt sich um zahlreiche Kranke und Verletzte sowie deren Begleitpersonen. Wie viele der Menschen genau Patienten sind, dazu kursieren verschiedene Zahlen: Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Chef der Weltgesundheitsorganisation, spricht von 80 Patienten, Medien und Nachrichtenagenturen nennen sogar noch höhere Zahlen. Es sei der größte medizinische Transport aus dem Gazastreifen seit einem Jahr, berichtet die dpa.

Unter den Patienten waren sowohl minderjährige als auch erwachsene Patienten. Es handelt sich um Krebskranke, Schwerverletzte und Menschen mit chronischen Krankheiten. Der Transport verließ den Gazastreifen über den südlichen Grenzübergang Kerem Schalom nach Israel. Die meisten Patienten wurden zur Behandlung in die Vereinigten Arabischen Emirate geflogen, sechs Kinder wurden mit ihren Begleitern nach Rumänien gebracht.

Seit der Schließung des Grenzüberganges Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten Anfang Mai sind nur wenige Patienten aus dem Gazastreifen gebracht worden. WHO-Chef Ghebreyesus forderte auf der Plattform X, dass wieder alle Grenzübergänge für solche Transporte genutzt werden sollten. Aus Sicht der UN-Gesundheitsorganisation müssten mindestens 12 000 Verletzte und Kranke aus dem Gazastreifen im Ausland behandelt werden.
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Hisbollah beschießt Israels Norden wieder massiv 

Die libanesische Hisbollah-Miliz hat rund 120 Geschosse auf den Norden Israels abgefeuert, gibt die israelische Armee bekannt. In der Küstenstadt Haifa gab es Raketenalarm. Die Hisbollah reklamierte mehrere Angriffe auf das Gebiet der Hafenstadt sowie weitere Attacken auf den Norden Israels für sich. Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom behandelte einen durch Splitter verletzten 85-Jährigen nach Beschuss aus dem Nachbarland. Berichten zufolge gab es auch Schäden nach Einschlägen im Großraum Haifa.
David Kulessa
David Kulessa

Neue Fluchtwelle im Gazastreifen

Israelische Angriffe haben eine neue Fluchtwelle im Gazastreifen ausgelöst. Es rückten Panzer im Ort Beit Lahia im Norden des Küstenstreifens vor. Drohnen warfen Handzettel mit Aufforderungen zum Verlassen der Gegend ab. Auch auf Internet-Plattformen sowie mit Audio- und Textnachrichten auf Handys wurden Einwohner gemahnt, sich in Sicherheit zu bringen. Dutzende Familien flohen daraufhin mit ihren Habseligkeiten ins benachbarte Gaza-Stadt. 

Echte Sicherheit werden sie aber wohl auch dort kaum finden. Jan Egeland, Generalsekretär des norwegischen Flüchtlingsrats (NRC), sagte nach einem Besuch vor Ort: „Die komplette Zerstörung, die ich in dieser Woche in der Stadt Gaza und anderen urbanen Gebieten des nördlichen und zentralen Gazastreifens gesehen habe, ist schlimmer als alles, was ich mir als ein langjähriger Helfer vorstellen kann.“ Was er im Norden Gazas gesehen habe, sei eine gebrochene Bevölkerung. Familien könnten teilweise nicht einmal ihre Toten begraben. „Einige sind seit Tagen ohne Nahrung, Trinkwasser ist nirgendwo zu finden“, so Egeland.
Nadja Lissok
Nadja Lissok

UN-Soldaten durch Angriff in Libanon verletzt 

Bei einem israelischen Angriff in Libanon sollen schon wieder Truppen der UN-Mission Unifil verletzt worden sein. Die Vereinten Nationen teilten mit, ein Konvoi habe UN-Soldaten in den Süden des Landes gebracht, als Israels Armee mit einer Drohne in der Küstenstadt Sidon angegriffen habe. Fünf UN-Soldaten seien leicht verletzt und daraufhin ärztlich versorgt worden. Die libanesische Armee teilte mit, bei einem Angriff in Sidon auf ein Auto seien die drei Insassen getötet worden. Zudem seien drei libanesische Soldaten verletzt worden. In sozialen Medien waren Fotos und Videos zu sehen von einem Autowrack, das offenbar an einem militärischen Kontrollpunkt getroffen wurde und daraufhin ausbrannte.

Israels Armee bestätigte den Angriff in Sidon. Der Vorfall und Berichte über die verletzten UN-Soldaten würden geprüft. Die israelische Armee unternehme „große Bemühungen“ um Schäden für unbeteiligte Zivilisten zu verhindern, und sie sei nicht „gegen Unifil“ im Einsatz. 
Soldaten der UN-Mission wurden bei einem israelischen Angriff in der libanesischen Stadt Sidon verletzt.
Soldaten der UN-Mission wurden bei einem israelischen Angriff in der libanesischen Stadt Sidon verletzt. Mahmoud Zayyat/afp
Joscha Westerkamp
Joscha Westerkamp

Bundestag beschließt Resolution gegen Antisemitismus

Die Abgeordneten haben fraktionsübergreifend einer Resolution gegen Antisemitismus zugestimmt. Darin bezeichnet der Bundestag den Anstieg antisemitischer Einstellungen und Taten als „zutiefst beunruhigend“.
Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sei sowohl ein zunehmend offener und gewalttätiger Antisemitismus in rechtsextremistischen und islamistischen Milieus als auch ein vermehrt Israel-bezogener und links-antiimperialistischer Antisemitismus zu beobachten. Bund, Länder und Kommunen werden aufgefordert, sicherzustellen, „dass keine Projekte und Vorhaben mit antisemitischen Zielen und Inhalten gefördert werden“. Die am Donnerstag in Berlin verabschiedete Erklärung mit dem Titel „Nie wieder ist jetzt: Jüdisches Leben in Deutschland schützen, bewahren und stärken“ war von den Regierungsfraktionen und der Union gemeinsam eingebracht worden. Union, SPD, Grünen, FDP und AfD stimmten dafür.

Mit Ausnahme der AfD sprachen sich die Parteien außerdem gegen eine finanzielle Förderung für Organisationen und Projekte aus, die Antisemitismus verbreiten, das Existenzrecht Israels infrage stellen oder die Boykottbewegung BDS gegen Israel unterstützen. Schulen und Hochschulen sollten nach antisemitischen Vorfällen das Hausrecht durchsetzen, indem sie Personen vom Unterricht ausschließen oder in besonders schweren Fällen exmatrikulieren. Auch von Kultur und Medien verlangen SPD, Union, Grüne und FDP wirksame Regeln und Strategien gegen Judenhass. Kritiker befürchten durch die Resolution eine Einschränkung der Meinungs-, Kunst-, Wissenschafts- und Versammlungsfreiheit – insbesondere, wenn es um Kritik an Israel geht.

Lesen Sie im Text von Ronen Steinke, welche Debatte dem Beschluss im Bundestag voranging (SZ Plus): 
Magdalena Gräfe
Magdalena Gräfe

Israel weitet Militäreinsatz im Norden Gazas aus 

Die israelische Armee rückt nach Beit Lahia vor und weitet damit ihren Einsatz im Norden des Gazastreifens aus. Binnen 24 Stunden seien „rund 50 Terroristen“ getötet worden, teilte die israelische Armee mit. Gleichzeitig sei das Militär weiter im Bereich des Flüchtlingsviertels Dschabalija aktiv. 

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als einem Jahr war das israelische Militär schon mehrfach in der Stadt im Einsatz. Von palästinensischer Seite gibt es immer wieder Berichte über zahlreiche zivile Opfer im Norden des Gazastreifens. Die Zustände in dem weitgehend zerstörten Gebiet werden als katastrophal beschrieben. Die israelische Armee hatte die Zivilisten dazu aufgerufen, die Kampfzone zu verlassen. Nach Angaben von Einwohnern halten sich jedoch weiter Tausende Zivilisten in dem Gebiet auf, weil sie andere Teile des Gazastreifens nicht als sicherer ansehen und die gefährliche Flucht durch das Kampfgebiet fürchten.
Magdalena Gräfe
Magdalena Gräfe

Was Trumps Wahlsieg für den Nahen Osten bedeuten könnte

Donald Trumps Sieg bei der Präsidentschaftswahl in den USA dürfte immense Auswirkungen auf den Krieg im Nahen Osten haben. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verspricht sich mehr Unterstützung für seinen harten Kurs gegen die Hamas im Gazastreifen, die Hisbollah in Libanon und Iran als deren maßgeblichen Unterstützer. Aber auch der palästinensische Präsident Mahmud Abbas und weitere Staatschefs aus dem arabischen Raum hoffen auf eine gute Zusammenarbeit mit dem künftigen US-Präsidenten. Die Unberechenbarkeit des künftigen Präsidenten könnte allerdings ein zusätzlicher Risikofaktor in der Region werden. 

Die Mehrheit der Menschen in Israel erhofft sich von Trump eine Verbesserung der Sicherheitslage in der Region. „Unter den extremen Rechten gibt es die Vorstellung, dass Israel mit Trump im Gazastreifen, in Libanon und im Westjordanland freie Hand haben wird und sogar Iran sich in Acht nehmen muss“, zitiert das Time Magazine den früheren israelischen Regierungsberater und heutigen Wissenschaftler Nimrod Novik.

In seiner ersten Amtszeit hatte Trump die Palästinenser mehrfach verärgert: Er verlegte die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem, obwohl die heilige Stadt international nicht als Hauptstadt Israels anerkannt ist, sondern im Sechstagekrieg 1967 von Israel erobert und später annektiert wurde. Außerdem erkannte er die besetzten Golanhöhen als israelisches Staatsgebiet an und fuhr einen harten Kurs gegen Iran. Auch im Wahlkampf sprach er sich für einen israelischen Angriff auf die iranischen Atomanlagen aus. Gleichzeitig sieht sich Trump als Friedensbringer. Während seines Wahlkampfs hat er immer wieder behauptet, er könne die Kriege im Gazastreifen und in Libanon beenden.
© SZ/dpa/Reuters/KNA/epd/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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