Krieg in Nahost:Tausende fliehen aus dem Süden Libanons - mehr als 550 Tote nach Angriffen

Nach den massiven israelischen Angriffen machen sich viele Menschen auf den Weg nach Beirut. Der libanesische Gesundheitsminister erhöht die Zahl der Todesopfer. Die französische Regierung beantragt eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in Nahost. 

Wichtige Updates

Israels Armee meldet erneuten Beschuss aus Libanon

Bericht: Israels Armee soll Markt im Süden Libanons angegriffen haben

Nach Explosionen in Libanon: Iran verbietet Pager und Walkie-Talkies auf Flügen

Israel registriert 320 Luftangriffe aus Libanon

Vereinte Nationen: Erneut UN-Soldat in Libanon verletzt

Denis Huber
Denis Huber

Israel ruft zu Evakuierung von Dörfern in Süd-Libanon auf 

Das israelische Militär fordert die Bewohner von 22 Dörfern im Süden Libanons dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen. Betroffen sind Ortschaften, die jüngst bereits Ziel israelischer Angriffe waren und von denen viele schon fast völlig verlassen sind

Das israelische Militär begründet seine Evakuierungsaufrufe mit dem Vorwurf, dass sich in den Dörfern Waffenverstecke der Hisbollah befänden. Die radikalislamische Miliz weist dies zurück. 
Dimitri Taube

Israels Armee meldet erneuten Beschuss aus Libanon

Der Norden Israels ist nach Angaben der Armee erneut aus Libanon beschossen worden. Wie das israelische Militär am späten Abend auf seinem Telegram-Kanal mitteilte, wurden etwa 40 Geschosse aus dem nördlichen Nachbarland abgefeuert. Einige seien abgefangen worden, der Rest in offenes Gelände gefallen. Die Angaben konnten unabhängig nicht überprüft werden.
Dimitri Taube

Bericht: Israels Armee soll Markt im Süden Libanons angegriffen haben

Israels Militär soll in Libanon nach dortigen Angaben einen Markt im südlichen Ort Nabatija angegriffen haben. Israelische Kampfflugzeuge hätten den Markt im Zentrum angegriffen, berichtete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA. Israels Armee äußerte sich bislang nicht.

In sozialen Medien verbreiteten sich Videos, die Szenen nach dem Angriff zeigen sollen. Dort sind etwa ein großer Brand in einer zerstörten Geschäftsgegend und Rettungskräfte neben Trümmern zu sehen. Örtliche Medien berichteten von schweren Schäden, mindestens vier Gebäude seien zerstört worden. Angaben über mögliche Opfer gab es bisher nicht.

Nabatija ist der wichtigste Ort und ein kommerzielles Zentrum im Südosten Libanons. Traditionell wird hier einmal pro Woche ein Markt abgehalten.
Dimitri Taube

Nach Explosionen in Libanon: Iran verbietet Pager und Walkie-Talkies auf Flügen

Iran hat Passagieren die Mitnahme von Pagern und Walkie-Talkies auf allen Flügen verboten. Die neue Anordnung gelte sowohl fürs Handgepäck als auch für Koffer, sagte ein Sprecher der iranischen Luftfahrtbehörde der Nachrichtenagentur Isna zufolge. Passagieren sei nur noch erlaubt, ihre Handys mit an Bord zu nehmen.

Im September waren zahlreiche Pager und Walkie-Talkies der Hisbollah in Libanon explodiert. Dabei wurden mindestens 39 Menschen getötet und etwa 3000 zum Teil schwer verletzt. Bei den Opfern handelte es sich überwiegend um Hisbollah-Mitglieder.

Iran ist der engste Verbündete der Hisbollah im Kampf gegen den Erzfeind Israel. Beide machten den israelischen Geheimdienst Mossad für die Pager-Angriffe verantwortlich. Nach den iranischen Angriffen auf Israel befürchtet Teheran, dass eine ähnliche Mossad-Operation auch gegen Iran ausgeführt werden könnte.
Dimitri Taube

Israel registriert 320 Luftangriffe aus Libanon

Die Hisbollah soll nach Angaben der israelischen Armee am Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, rund 320 Geschosse auf Israel abgefeuert haben. Die meisten Raketen und Drohnen habe die israelische Luftabwehr abgefangen, andere gingen über offenem Gelände nieder, hieß es. In der Nähe der nördlichen Stadt Akko erlitten zwei Israelis leichte Verletzungen durch Geschossspliter, wie israelische Medien berichteten.

Der Jom Kippur (Tag der Sühne) begann am Freitagabend mit dem Sonnenuntergang. Gläubige fasten in dieser Zeit und erhoffen sich die Vergebung ihrer Sünden. Fernseh- und Radiosender unterbrechen ihre Sendungen. Geschäfte, Kinos, Bars und Restaurants bleiben geschlossen.
Dimitri Taube

Vereinte Nationen: Erneut UN-Soldat in Libanon verletzt

Am Hauptquartier der UN-Mission Unifil in Libanon ist nach deren Angaben wieder ein UN-Soldat durch Beschuss verletzt worden. "Wir wissen bisher nicht, woher der Beschuss kam", teilte Unifil mit. Der Blauhelmsoldat sei am Hauptquartier in Nakura im Grenzgebiet mit Israel von Schüssen getroffen wurden wegen "laufender militärischer Einsätze in der Nähe". Dem Soldaten sei im Krankenhaus eine Kugel entfernt worden und sein Zustand sei stabil. Er ist den Angaben zufolge das fünfte Opfer in den Reihen der Unifil innerhalb weniger Tage.

Bei einem weiteren Vorfall sei ein Gebäude an einem UN-Posten in Ramja weiter östlich von Nakura stark beschädigt worden, teilte Unifil mit. Es sei dort bei nächtlichem Beschuss zu Explosionen gekommen.
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Keine Lebensmittellieferungen in den Norden des Gazastreifens möglich

Seit dem 1. Oktober sollen laut dem UN-Welternährungsprogramm keine Nahrungsmittel mehr in den nördlichen Teil des Gazastreifens gelangt sein. Das gibt das Programm der Vereinten Nationen auf X bekannt. Die wichtigsten Grenzübergänge in den nördlichen Teil seien geschlossen. „Die eskalierende Gewalt im Norden Gazas hat verheerende Auswirkungen auf die Nahrungsmittelsicherheit“, schreibt die Organisation. Es sei unklar, wie lange die verbleibenden Nahrungsmittelvorräte, die bereits an Notunterkünfte und Gesundheitseinrichtungen verteilt worden seien, noch reichen würden. 

Die Situation für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen ist katastrophal: 90 Prozent der etwa 1,9 Millionen Bewohner sind Binnenvertriebene. Es fehlt den Menschen an sauberem Trinkwasser, Strom, medizinischer Versorgung und Lebensmitteln. Hilfsorganisationen haben schon wiederholt den Vorwurf erhoben, dass Israel die Lieferungen von Hilfsgütern in den Gazastreifen erschwert und die Helfer nicht ausreichend schützt. Die israelischen Behörde Cogat, zuständig für die besetzten Gebiete, widerspricht den Vorwürfen. 
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Israelisches Militär warnt vor Rückkehr in den Süden Libanons

Ein Sprecher der israelischen Armee appelliert an die Bewohner des Südlibanons, nicht in ihre Häuser zurückzukehren. "Bitte fahren Sie nicht nach Süden, denn jeder, der nach Süden fährt, riskiert sein Leben", schreibt Avichai Adrei auf X. Die israelische Armee würde dort weiter Stellungen der Miliz Hisbollah angreifen. Deshalb sei es in der Nähe der Hisbollah-Einrichtungen nicht sicher.

Zerstörte Ärztehäuser und Moscheen: Satellitenbilder zeigen die Verwüstungen, die Israels Angriffe im Süden Libanons bereits gebracht haben (mit SZ Plus):
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Tote in Flüchtlingslager Dschabalia

Nach Angaben der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ sind bei mutmaßlichen israelischen Angriffen auf ein Wohnhaus im Flüchtlingslager Dschabalia mindestens dreizehn Palästinenser getötet worden. Ein Dutzend weitere Menschen sollen unter den Trümmern verborgen sein. Laut dem von der Hamas kontrollierten palästinensischen Zivilschutz habe Israel im Norden eine erneute Offensive begonnen, um eine Neugruppierung von militanten Hamas-Mitgliedern zu verhindern. 

„Ärzte ohne Grenzen“ berichtet außerdem, dass tausende Menschen in dem Lager eingeschlossen seien. Auf Menschen, die versuchen das Lager zu verlassen, würde geschossen, schreibt Projektkoordinatorin Sarah Vuylsteke auf X. Fünf Mitarbeiter der medizinischen Hilfsorganisation seien ebenfalls dort eingeschlossen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die israelische Armee hat sich bislang nicht zu den Berichten geäußert.
Philipp Saul
Philipp Saul

Neue US-Sanktionen gegen Iran nach Angriff auf Israel

Als Reaktion auf den iranischen Angriff auf Israel am 1. Oktober verhängt die US-Regierung neue Sanktionen. Außenminister Antony Blinken erklärte, dass diese Maßnahmen darauf abzielen, die Einnahmen der iranischen Regierung für ihr Atomprogramm, die Raketenentwicklung und die Unterstützung von Terrororganisationen zu unterbrechen. Betroffen sind nach Angaben des Ministeriums Unternehmen, die im iranischen Erdölhandel tätig sind, sowie mehrere Schiffe, die iranisches Erdöl transportieren. Iran hatte Anfang Oktober etwa 200 Raketen auf Israel abgefeuert. Israel drohte Teheran mit einer „tödlichen und präzisen“ Vergeltung.
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Israel beschießt erneut UN-Truppe in Libanon

Die israelischen Streitkräfte haben erneut auf die im Südlibanon stationierten Unifil-Truppen geschossen. Zwei Soldaten seien verletzt worden, bestätigte die israelische Armee. Es sei auf eine "unmittelbare Bedrohung" reagiert worden.

Getroffen worden sei ein Beobachtungsposten der internationalen Friedenstruppe auf deren Hauptstützpunkt Naqoura, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen UN-Insider. Die israelischen Streitkräfte seien zudem in den Umkreis einer anderen Unifil-Stellung eingedrungen, die sie am Donnerstag beschossen hätten. 

UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Angriffe des israelischen Militärs auf die im Südlibanon stationierten UN-Friedenstruppen. Diese Vorfälle seien nicht hinnehmbar, sagte er an Israel adressiert. Die Friedenssoldaten der Unifil-Truppe müssten geschützt werden. „Wir können keine Eskalation des Nahost-Konfliktes zulassen, er stellt eine Bedrohung für die globale Sicherheit dar", sagt der UN-Generalsekretär. Es müsse alles getan werden, um einen umfassenden Krieg in Libanon zu vermeiden.

Der israelische Außenminister hatte Guterres Anfang Oktober zur "Persona non grata" erklärt und ihm die Einreise in sein Land verweigert, weil dieser Irans Raketenangriff auf Israel nach Ansicht des Landes nicht "unmissverständlich" verurteilt hatte.

US-Präsident Joe Biden will die israelische Regierung nach eigener Darstellung darum bitten, Angriffe auf Blauhelmsoldaten in Libanon zu stoppen. Eine Journalistin hatte Biden bei einem Termin im Weißen Haus gefragt: „Fordern Sie Israel auf, damit aufzuhören, UN-Friedenstruppen anzugreifen?“ Darauf antwortete der Präsident: „Auf jeden Fall.“
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Libanesische Armee meldet zwei Tote nach israelischem Angriff 

Obwohl die libanesische Armee nicht der erklärte Feind der Israelis ist, sind zwei Soldaten durch einen Angriff in der Ortschaft Kafra in Südlibanon getötet worden. Drei weitere Männer seien verletzt, hieß es auf dem Account des libanesischen Militärs auf X. Von den israelischen Streitkräften gab es zunächst keine Bestätigung für den Vorfall. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass libanesische Soldaten durch einen israelischen Angriff zu Schaden kommen.

Die libanesische Armee gilt als vergleichsweise schwach. Die Offensive der israelischen Armee gilt der mit Iran verbündeten Schiitenmiliz Hisbollah, die nach dem Überfall der Hamas auf Israel Tausende Raketen aus Libanon auf Israel gefeuert hat. Israel pocht auf die Umsetzung der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats, wonach sich die Hisbollah aus dem Süden des Landes zurückziehen soll. Die libanesische Armee sollte mithilfe der UN-Beobachtermission Unifil das Gebiet unter ihre Kontrolle bringen. Das gelang ihr aber bislang nicht. 
Nadja Tausche
Nadja Tausche

Gazastreifen: WHO wirft Israel Behinderung von Krankenwagenkonvois vor 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Israel vorgeworfen, Ambulanzfahrten mit schwer kranken Patienten behindert zu haben. Die WHO habe mit Partnern wie dem Roten Halbmond dreimal versucht, mit Krankenwagenkonvois zu drei Krankenhäusern im Norden des Gazastreifens vorzudringen, sagte Rik Peeperkorn, der WHO-Vertreter für die besetzten Gebiete. Die Menschen sollten verlegt werden, weil Israel zum Verlassen des Gebietes mit den Krankenhäusern aufgefordert hatte, heißt es. Die Konvois seien dann stundenlang an Checkpoints aufgehalten worden, so Peeperkorn - und hätten dann wieder umkehren müssen. „Wir machen uns große Sorgen um die Sicherheit der Patienten“, sagte er.
Dominik Fürst
Dominik Fürst

Mehr als 2000 Tote in Libanon seit 7. Oktober 2023

In Libanon sind seit Oktober 2023 nach UN-Angaben durch die Gewalteskalation zwischen der Hisbollah und Israel mehr als 2000 Menschen getötet worden. Das berichtet das UN-Menschenrechtsbüro in Genf unter Berufung auf das dortige Gesundheitsministerium. Darunter seien 100 Nothilfesanitäter und andere Angehörige des Gesundheitspersonals gewesen.

Im Oktober vor einem Jahr hatte die Hisbollah in Libanon ihre Angriffe auf Israel massiv ausgeweitet. Vorausgegangen waren die Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023 und Israels Reaktion, der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen den Krieg zu erklären. Seit Mitte September greift Israel auch massiv in Libanon an, um die Hisbollah auszuschalten.

„Die libanesische Bevölkerung trägt die Hauptlast dieser jüngsten Phase des Konflikts“, sagte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Ravina Shamdasani. 
Dimitri Taube

Bundesregierung fordert Schutz der Blauhelme in Südlibanon 

Die Bundesregierung hat nach dem Beschuss der UN-Mission Unifil in Libanon Aufklärung gefordert. „Israel hat das Recht, wie jedes andere Land, sich gegen die Gefahr und die Bedrohungen und den Beschuss der Hisbollah zu wehren. Der Beschuss von Friedenstruppen der Vereinten Nationen ist aber in keinerlei Weise akzeptabel und hinnehmbar“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Schutz und Sicherheit müssten oberste Priorität haben. Erwartet werde, dass „dieser Vorfall vollumfänglich aufgearbeitet wird“. 

Die israelischen Streitkräfte sollen zuvor erneut auf in Südlibanon stationierte Unifil-Truppen geschossen haben. Der geschäftsführende libanesische Ministerpräsident Najib Mikati verurteilte dies als Verbrechen. UN-Generalsekretär António Guterres sagte, solche Vorfälle seien nicht hinnehmbar.

Die Bundeswehr, die an der UN-Friedenstruppe beteiligt ist, hatte ihr Unifil-Personal in den vergangenen Tagen reduziert. „Wir haben in den letzten Wochen und Tagen das Kontingent kontinuierlich leicht abschmelzen lassen“, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Die Soldatinnen und Soldaten, die noch in Libanon seien, befänden sich im UN-Hauptquartier. Dort gebe es Schutzmaßnahmen und Schutzbauten.
© SZ/dpa/Reuters/KNA/epd/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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