Krieg in Nahost:Zusammenstöße bei Protesten gegen Netanjahus Regierung

Die Menschen fordern Neuwahlen und die Freilassung der Geiseln, die im Gazastreifen von der Hamas festgehalten werden. Die USA verhängen weitere Sanktionen gegen Unterstützer der Huthi-Miliz.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in Nahost. 

Wichtige Updates

Israel wirft Hamas Verstoß gegen Geiselabkommen vor, will aber daran festhalten

Hamas gibt Liste von Geiseln bekannt, die freikommen sollen

Israel: Abzug des Militärs aus Libanon verzögert sich

Berichte: Private US-Sicherheitskräfte sollen vorübergehend in Gaza kontrollieren

Überlebende des Hamas-Massakers vertritt Israel beim ESC

Philipp Saul
Philipp Saul

Diese vier Frauen sollen am Samstag freikommen

Die vier jungen Soldatinnen waren Teil einer Überwachungseinheit der israelischen Armee und fielen am 7. Oktober 2023 in die Hände der Hamas. Nach 477 Tagen in palästinensischer Gefangenschaft sollen sie nun nach Israel zurückkehren. Das Forum der Geiselangehörigen begrüßte die bevorstehende Freilassung der vier jungen Frauen: „Eine ganze Nation hat für sie gekämpft und erwartet bange ihre langersehnte Rückkehr in die Arme ihrer Familien.“
Liri Albag
Liri Albag. via REUTERS
Die Angehörigen von Liri Albag hatten Anfang des Monats ein Lebenszeichen der 19-Jährigen erhalten, wie die Times of Israel (Toi) berichtet. In einem undatierten Propagandavideo der Hamas sagte Albag demnach, dass sie seit 450 Tagen gefangen gehalten werde. Das Video habe ihre Herzen gebrochen, werden die Familienmitglieder zitiert. „Das ist nicht mehr dieselbe Tochter und Schwester, die wir kennen. Sie ist in einem schlechten Zustand und ihr schwieriger psychischer Zustand ist offensichtlich.“
Daniella Gilboa
Daniella Gilboa. AP
Daniella Gilboa, inzwischen 20 Jahre alt, war noch am Morgen der Entführung in Kontakt mit ihrer Familie und schickte ihrem Freund ein Foto von sich. Später am Tag sei sie anhand ihrer Kleidung in einem Video der Hamas identifiziert worden, schreibt die ToI. Auch sie wurde von der Hamas in einem Propagandavideo präsentiert. Darin sagte sie, angeblich Anfang des vergangenen Jahres und mutmaßlich unter dem Zwang der Islamisten, dass sie 24 Stunden am Tag bombardiert werde und große Angst um ihr Leben habe. Ihre Mutter sagte in Interviews: „Ich stelle mir vor, wie sie zur Tür hereinkommt und nach Hause kommt.“
Karina Ariev
Karina Ariev. AP
Wie die anderen Soldatinnen wurde auch Karina Ariev, 20, vom Militärstützpunkt Nahal Oz entführt. Am Morgen des 7. Oktober habe sie am Telefon weinend die Raketen und schießenden Terroristen beschrieben. „Sie schrie und sagte, sie liebt uns sehr“, wird Karinas Mutter zitiert. „Sie sagte uns, wir sollten unser Leben weiterleben.“ 
Naama Levy
Naama Levy. AP
„Wir sind in einem sicheren Bereich“, schrieb Naama Levy der Toi zufolge kurz vor ihrer Entführung an ihre Mutter. Stunden später erschien ein Video auf Telegram, das Levy mit zusammengebundenen Händen und einer Wunde im Gesicht auf einem Auto zeigt, neben ihr steht ein Hamas-Terrorist. Das Blut an Levys Hose sei zu einem Symbol für die weiblichen Geiseln geworden, schreibt die Times oft Israel. Um auf die Misshandlungen aufmerksam zu machen, hätten Demonstranten rote Flecken auf ihren Jogginghosen getragen. Die 20 Jahre alte Levy ist die Großenkelin von Holocaust-Überlebenden. 
Philipp Saul
Philipp Saul

Israel: UNRWA muss Jerusalem bis zum 30. Januar verlassen

Israel hat das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA aufgefordert, seine Arbeit in Jerusalem bis zum 30. Januar einstellen und die Stadt zu verlassen. UNRWA sei „verpflichtet, seine Tätigkeit in Jerusalem einzustellen und alle Räumlichkeiten, in denen es in der Stadt tätig ist, bis spätestens 30. Januar 2025 zu räumen“, forderte der israelische UN-Botschafter Danny Danon in einem Brief an UN-Generalsekretär António Guterres.

Israel wirft dem UN-Palästinenserhilfswerk vor, dass einige der Mitarbeiter an Terroraktivitäten der Hamas beteiligt gewesen seien. Das israelische Parlament hatte in der Folge per Gesetz ein Arbeitsverbot für UNRWA auf israelischem Staatsgebiet verhängt und israelischen Beamten verboten, mit der Organisation zu kooperieren. Deshalb wird gefürchtet, dass es schwierig bis unmöglich für das Hilfswerk werden könnte, die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen oder im Westjordanland zu versorgen. Israel will die humanitäre Hilfe für den Gazastreifen mit Hilfe anderer Organisationen gewährleisten.
Philipp Saul
Philipp Saul

Israel wirft Hamas Verstoß gegen Geiselabkommen vor, will aber daran festhalten

Auf der von der Hamas veröffentlichten Liste mit Gefangenen, die am Samstag freikommen sollen, fehlt israelischen Medien zufolge der Name Arbel Yehud. Sie sei eine der letzten oder die letzte noch lebende entführte Zivilistin. Eigentlich müsste sie nun freikommen. Das Abkommen zwischen Israel und der Hamas besagt, dass die Terrororganisation zuerst alle lebenden Zivilistinnen freilassen soll, bevor sie Soldatinnen und andere Geiseln entlässt. Doch auf der Liste stehen offenbar vier Soldatinnen, nicht aber die Zivilistin.

Die israelische Regierung wirft der Hamas deshalb einen Bruch des Abkommens vor, will den Deal aber nicht kündigen, berichten israelische Medien. Auch die Hamas wolle daran festhalten. Yehud ist nicht in der Gewalt der Hamas, sondern in den Händen des Palästinensischen Islamischen Jihads, wie die Times of Israel schreibt. 
Annette Reuther
Annette Reuther

Hamas gibt Liste von Geiseln bekannt, die freikommen sollen

Vier weitere israelische Geiseln - allesamt Frauen - sollen diesen Samstag freigelassen werden. Die Hamas habe dazu eine Liste übermittelt, wie israelische Medien berichteten. Israels Premier, Benjamin Netanjahu, bestätigte laut Times of Israel, die Liste erhalten zu haben. Er wolle sich im Laufe des Tages dazu äußern, so sein Büro. 

Die Hamas muss Israel gemäß der Waffenruhe-Vereinbarung 24 Stunden im Voraus über die Namen der freizulassenden Geiseln informieren. Israelischen Medien zufolge sollen diesmal auch Soldatinnen zu den Frauen gehören, die aus dem Gazastreifen nach Israel zurückkehren dürfen. Im Gegenzug sollen wieder Dutzende palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. 

Vergangenes Wochenende hatte die Hamas die Geisel-Liste verspätet überreicht und damit den Beginn der Waffenruhe am Sonntag um einige Stunden verzögert. Damals kamen drei Zivilistinnen frei. Im Austausch entließ Israel 90 Palästinenser aus der Haft.
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Israel: Abzug des Militärs aus Libanon verzögert sich

Der für Sonntag geplante Abzug der israelischen Armee aus Südlibanon wird sich nach israelischen Angaben verzögern. Libanon habe seinen Teil der Vereinbarung noch nicht vollständig umgesetzt, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit. Gemeint ist damit, dass die libanesische Armee nicht schnell genug nachrückt. Sie soll die Einhaltung der Vereinbarung überwachen und eine Rückkehr der Hisbollah-Miliz in das Gebiet verhindern. 

Die Fortsetzung des schrittweisen Abzugs der israelischen Truppen erfolge in Abstimmung mit den USA, hieß es weiter aus Netanjahus Büro. Das Abkommen sei so formuliert, dass eine Verlängerung des Abzugs über die vorgesehenen 60 Tage hinaus möglich sei. Die libanesische Hisbollah warnte jüngst vor einem verzögerten Abzug der israelischen Armee und sprach von einem Bruch der Vereinbarung. 

Laut Medienberichten hatte Israel die USA um eine Verlängerung der ursprünglich am Sonntag ablaufenden Frist um 30 Tage gebeten. Die USA gehören zu einer Gruppe von Ländern, die die Einhaltung der Waffenruhe überwachen soll, die Ende November vereinbart wurde und die vorsieht, dass sich die Hisbollah hinter den Litani-Fluss, etwa 30 Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze, zurückzieht. Ob die die USA eine Verlängerung mittragen, ist unklar.
Nadja Tausche
Nadja Tausche

UN-Programm: Große Mengen Hilfsgüter erreichen Bewohner des Gazastreifens

Allein am Donnerstag sind nach Angaben des UN-Nothilfeprogramms Ocha 653 Lastwagen über drei verschiedene Grenzübergänge in den Gazastreifen gelangt. Die Hilfsgüter seien über die Grenzübergänge Erez und Zikim im Norden und den Grenzübergang Kerem Shalom im Süden in den Gazastreifen transportiert worden, teilte Ocha mit. Vor dem Krieg waren 500 Lkw pro Tag mit Hilfsgütern in das Gebiet gefahren. Seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe steigen die Zahlen. Außerdem dringen Helfer und Hilfsgüter nun auch in Gebiete vor, die zuvor nur schwer erreichbar waren.

Die Rahmenbedingungen für die Arbeit hätten sich deutlich verbessert, teilte Ocha mit. Derzeit würden hauptsächlich Nahrungsmittel geliefert. In den kommenden Tagen werden außerdem weitere Medikamente, Materialien für Unterkünfte, Wasser sowie Sanitär- und Hygieneartikel erwartet.
Nadja Tausche
Nadja Tausche

Berichte: Private US-Sicherheitskräfte sollen vorübergehend in Gaza kontrollieren

Private Sicherheitskräfte aus den USA sollen Medienberichten zufolge Fahrzeuge von vertriebenen Palästinensern kontrollieren, die aus dem Süden des Gazastreifens in den Norden zurückkehren. Ziel sei es, Waffen aufzuspüren, berichtet die New York Times unter Berufung auf mehrere Regierungsbeamte. Auch das Nachrichtenportal „Axios“ berichtet über den geplanten Einsatz - demnach soll er in den kommenden Tagen starten. Das Vorgehen sei Teil der Vereinbarung zwischen Israel und der islamistischen Hamas, heißt es.

Die Sicherheitsfirmen sollen demnach am Netzarim-Korridor kontrollieren, der den Gazastreifen bei Gaza-Stadt in zwei Hälften teilt. Kontrolliert wurde er zuvor monatelang von israelischen Soldaten, um Palästinenser davon abzuhalten, in ihre Wohnorte im evakuierten Norden zurückzukehren. Israel und die Hamas hatten vereinbart, dass die Rückkehr in den Norden am siebten Tag nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe möglich sein soll. Teil der Einigung ist den Berichten zufolge, dass der Checkpoint von unabhängigen Akteuren betrieben werde und dass Palästinenser nur auf einer Straße nach Norden fahren dürfen.
Julia Daniel
Julia Daniel

Israel: Zwei bewaffnete Palästinenser nahe Dschenin getötet 

Israels Armee hat im Westjordanland eigenen Angaben zufolge zwei bewaffnete Palästinenser getötet. Die mutmaßlichen Islamisten seien als Verantwortliche für einen Anschlag mit drei Toten Anfang Januar gesucht worden, teilte das Militär mit. Den Angaben zufolge wurden sie nun in der Nacht in der Nähe der Stadt Dschenin gestellt, wo sie sich in einem Gebäude verschanzt hatten. Es habe einen Schusswechsel gegeben und die beiden seien getötet worden, hieß es. Ein israelischer Soldat sei verletzt worden. Nach Angaben der Armee waren die Getöteten Mitglieder des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ).

Die Kassam-Brigaden, der militärische Arm der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, teilten hingegen mit, die beiden Männer seien Mitglieder der Hamas gewesen. Das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah gab ihr Alter mit 25 und 30 Jahren an. Bei dem Einsatz in der Nacht wurden israelischen Armeeangaben zufolge mehrere weitere Verdächtige festgenommen, denen Israel demnach vorwirft, bei dem Anschlag geholfen zu haben.
 
Bei dem von den Männern verübten Anschlag auf einen Bus im nördlichen Westjordanland Anfang Januar waren israelischen Angaben zufolge drei Israelis ums Leben gekommen. Die Hamas reklamierte den Anschlag nach dem Tod der beiden mutmaßlichen Täter nun für sich.

Der israelische Armeeeinsatz in der Gegend von Dschenin im nördlichen Westjordanland dauert inzwischen den dritten Tag an. Es ist der umfangreichste Einsatz seit Langem in der Stadt, die als Hochburg militanter Palästinenser gilt.
Dimitri Taube

Überlebende des Hamas-Massakers vertritt Israel beim ESC

Eine Überlebende des Hamas-Massakers wird Israel beim diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) in der Schweiz vertreten. Die 24 Jahre alte Yuval Raphael setzte sich am Mittwochabend im Finale der Fernsehshow „Hakochav Haba“ („Der nächste Star“) gegen weitere Kandidaten durch. Sie ist israelischen Medienberichten zufolge ein Neuling in der Musikbranche. Das Lied, mit dem die Sängerin beim ESC antreten wird, soll laut israelischen Medien im kommenden Monat ausgewählt werden.

Die Frau überlebte am 7. Oktober 2023 den brutalen Überfall der Hamas und anderer extremistischer Palästinenserorganisationen auf das Nova-Musikfestival. Die Terroristen ermordeten dabei 364 Menschen und entführten Dutzende von der Party in den Gazastreifen. Raphael überlebte den israelischen Berichten zufolge, indem sie sich in einem Schutzraum stundenlang unter Leichen versteckte. Die junge Frau rechne zwar mit Buhrufen bei ihrem Auftritt in Basel. Sie wolle dennoch ihre Geschichte erzählen.

Beim vergangenen ESC hatten Kritiker gefordert, Israel wegen des Vorgehens der israelischen Armee im Gaza-Krieg auszuschließen. Die ESC-Organisatoren entschieden sich gegen einen solchen Schritt. Die israelische Sängerin Eden Golan war daraufhin bei ihrem ESC-Auftritt im schwedischen Malmö 2024 zum Teil heftig angefeindet und ausgebuht worden. Sie belegte dennoch den fünften Platz. Hätte nur das Fernsehpublikum abgestimmt, wäre sie Zweite geworden. In das Ergebnis fließen auch Jury-Stimmen ein.
Yuval Raphael überlebte 2023 den Überfall der Hamas und anderer extremistischer Palästinenserorganisationen auf das Nova-Musikfestival.
Yuval Raphael überlebte 2023 den Überfall der Hamas und anderer extremistischer Palästinenserorganisationen auf das Nova-Musikfestival. Foto: „Der nächste Star“, Kanal 12/Handout via Reuters
Nadja Tausche
Nadja Tausche

Trump erklärt Huthi-Miliz wieder zur Terrororganisation 

US-Präsident Donald Trump will die von Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen wieder als ausländische Terrororganisation einstufen. Das geht aus einer Anordnung des Weißen Hauses hervor. Den Schritt begründet Trump unter anderem mit Angriffen der Miliz auf US-Militär und auf Handelsschiffe im Roten Meer. Mit der Ausweisung als ausländische Terrororganisation gehen scharfe Sanktionen einher.

Die Regierung von Trumps Vorgänger Joe Biden hatte die Huthi-Miliz im vergangenen Jahr bereits auf die Liste weltweit agierender Terroristen gesetzt, Grund waren auch hier die Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer. Die USA unterscheiden bei Terror-Einstufungen zwischen weltweit agierenden Terroristen („Specially Designated Global Terrorists“, SDGT) und ausländischen Terrororganisationen („Foreign Terrorist Organizations“, FTO). Die Unterscheidung spielt eine Rolle bei den mit der Einstufung verbundenen Sanktionen. Mit Trumps Anordnung steht die Miliz bald wieder auf beiden Terrorlisten.
Alexandra Föderl-Schmid
Alexandra Föderl-Schmid

Huthi lassen Entführte wegen Gaza-Waffenruhe frei

Mehr als ein Jahr nach der Kaperung des Frachtschiffs „Galaxy Leader“ im Roten Meer hat die jemenitische Huthi-Miliz die 25-köpfige Crew freigelassen. Der Schritt diene als „Unterstützung für die Einigung über eine Waffenruhe in Gaza“, teilte der Oberste Politische Rat der Huthi mit. Das berichtete die von der Miliz kontrollierte jemenitische Nachrichtenagentur Saba. Die Freilassung sei erfolgt nach Gesprächen der Huthi mit der islamistischen Hamas sowie Vermittlern im benachbarten Oman.
Die Huthi hatten den Autotransporter im November 2023 im Roten Meer gekapert. Berichten israelischer Medien zufolge steht ein Unternehmen hinter dem Schiff, das zum Teil dem britisch-israelischen Geschäftsmann Rami Ungar gehört. Huthi-Militärsprecher Jahja Sari bezeichnete die Kaperung damals auf der Plattform X als eine „moralische Verpflichtung gegenüber dem unterdrückten palästinensischen Volk“. Nach Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 begannen die Huthi mit Angriffen auf Dutzende Handelsschiffe im Roten Meer sowie auf Israel - nach Darstellung der Miliz zur Unterstützung der Hamas in Gaza. Die USA, Großbritannien und Israel reagierten mit Luftangriffen auf Huthi-Ziele in Jemen.

Alexandra Föderl-Schmid
Alexandra Föderl-Schmid

UN-Chef warnt vor Annexion des Westjordanlandes

Generalsekretär Antonio Guterres zeigt sich besorgt, dass Israel das besetzte Westjordanland annektieren könnte. "Es besteht die Möglichkeit, dass Israel sich durch die militärischen Erfolge ermutigt fühlt und denkt, dies sei der richtige Zeitpunkt für die Annexion des Westjordanlands und den Verbleib des Gazastreifens in einer Art Schwebezustand", sagte Guterres am Mittwoch in Davos. "Das wäre ein vollständiger Verstoß gegen das Völkerrecht ... und würde bedeuten, dass es im Nahen Osten niemals Frieden geben wird."
Genährt wird die Befürchtung von einem größer angelegten Einsatz israelischer Sicherheitskräfte in der Extremistenhochburg Dschenin im Westjordanland, bei dem am Dienstag den örtlichen Behörden zufolge mindestens acht Palästinenser getötet und 35 verletzt wurden. Das israelische Militär erklärte, Armee, Polizei und Geheimdienste hätten einen Anti-Terror-Einsatz in der Stadt gestartet. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem umfangreichen Militäreinsatz und dem Beginn einer neuen Offensive gegen mit Iran verbündete Extremisten-Gruppen. 
Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, spricht während einer Plenarsitzung in der Kongresshalle während der 55. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos.
Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, spricht während einer Plenarsitzung in der Kongresshalle während der 55. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. dpa
Alexandra Föderl-Schmid
Alexandra Föderl-Schmid

Tote bei israelischem Militäreinsatz im Westjordanland 

Die israelische Armee hat den zweiten Tag in Folge ihren Militäreinsatz in Dschenin im nördlichen Westjordanland fortgesetzt. Der israelische Sender Kan berichtete unter Berufung auf palästinensische Quellen, es habe einen neuen Drohnenangriff in der Stadt gegeben, die als Hochburg militanter Palästinenser gilt. Nach palästinensischen Berichten kam es in zahlreichen Häusern am Rande des Flüchtlingsviertels von Dschenin zu Razzien der Armee.
Die Armee teilte mit, israelische Sicherheitskräfte hätten binnen 24 Stunden „zehn Terroristen getroffen“. Außerdem habe es Luftangriffe auf „Terror-Infrastruktur“ gegeben, mehrere an Straßen gelegte Sprengsätze seien entschärft worden.
Es ist der umfangreichste Einsatz Israels in Dschenin seit Langem. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Ramallah wurden bisher zehn Menschen getötet und mindestens 40 verletzt.
Das Vorgehen der israelischen Streitkräfte in Dschenin erfolgt zu einer Zeit, da sich die ohnehin schon gespannte Lage im Westjordanland angesichts eines Erstarkens militanter Palästinenser und zunehmender Gewalt radikaler israelischer Siedler gegen palästinensische Zivilisten drastisch verschärft hat. 
Newsdesk
Newsdesk

Trump über Gazastreifen: „Phänomenale Lage" und „bestes Wetter"

Der Gazastreifen liegt in Schutt und Asche, zehntausende Menschen verloren im Krieg dort ihr Leben. Der neue US-Präsident hat diesbezüglich kurz nach Amtsantritt fragwürdige Äußerungen getätigt. Trump pries den Gazastreifen für eine „phänomenale Lage am Meer“ und „bestes Wetter“. Man könne damit „einige schöne“ und „fantastische“ Dinge machen, sagte Trump im Weißen Haus über den abgeriegelten Küstenstreifen.
Auf die Frage einer Journalistin, ob er davon ausgehe, dass die derzeitige Waffenruhe anhalte, sagte Trump, dass er nicht zuversichtlich sei. „Es ist nicht unser Krieg, es ist deren Krieg.“ Die „andere Seite“ sei „sehr geschwächt“. Er habe sich ein Bild von Gaza angesehen, sagte er weiter, es sehe dort aus wie ein großes Abbruchgelände, die meisten Leute dort seien tot. Es müsse auf „eine andere Art und Weise“ wieder aufgebaut werden. 
Diese Luftaufnahme zeigt das Ausmaß der Zerstörung im Gazastreifen sowie israelische Panzer nahe der Grenze.
Diese Luftaufnahme zeigt das Ausmaß der Zerstörung im Gazastreifen sowie israelische Panzer nahe der Grenze. Foto: REUTERS
Alexandra Föderl-Schmid
Alexandra Föderl-Schmid

Verletzte bei Messerangriff in Tel Aviv 

Bei einem Messerangriff in Tel Aviv sind laut israelischen Polizeiangaben fünf Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Der Angreifer sei von einer Passantin erschossen worden, hieß es. Die Polizei sprach von einem terroristischen Angriff. Offizielle Informationen über den Täter gab es zunächst nicht. Die Zeitung „Times of Israel“ berichtete, seinen Papieren zufolge sei er am Samstag in Israel als Tourist eingereist und habe eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in den USA. Die islamistische Hamas pries den Angreifer in einer Stellungnahme als Märtyrer und stellte seine Tat als Reaktion auf die israelische Militäroperation in Dschenin im Westjordanland hin. 

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