Israel:Gantz und Netanjahu einigen sich auf große Koalition

FILE PHOTO: A banner depicts Benny Gantz, leader of Blue and White party, and Israel Prime minister Benjamin Netanyahu, as part of Blue and White party's campaign ahead of the upcoming election, in Tel Aviv

Benny Gantz und Benjamin Netanyahu auf Wahlplakaten.

(Foto: REUTERS)
  • In der Vereinbarung soll eine Rotation im Amt des Ministerpräsidenten vorgesehen sein, wie Medien berichten.
  • Zunächst soll Netanjahu eineinhalb Jahre lang das Amt bekleiden und dann von Gantz abgelöst werden.
  • Die Verhandlungen waren zuletzt immer wieder ins Stocken geraten.

Israels rechtskonservativer Regierungschef Benjamin Netanjahu und sein oppositioneller Rivale Benny Gantz haben sich auf die Bildung einer großen Koalition geeinigt. Eine entsprechende Vereinbarung werde unterzeichnet, teilten Netanjahus Likud-Partei und Gantz' Mitte-Bündnis Blau-Weiß am Montag gemeinsam mit.

Nach Medienberichten ist in der großen Koalition eine Rotation im Amt des Ministerpräsidenten vorgesehen. Zunächst soll Netanjahu eineinhalb Jahre lang das Amt bekleiden und dann von Gantz abgelöst werden. Die umstrittene Einigung soll eine seit mehr als einem Jahr andauernde Pattsituation zwischen Netanjahus rechts-religiösem Block und dem Mitte-Links-Lager um Gantz beenden. Beide Seiten haben betont, angesichts der Corona-Krise sei eine große Koalition notwendig.

Die Verhandlungen waren immer wieder ins Stocken geraten. Blau-Weiß hatte zuletzt gedroht, ohne eine Einigung werde man am Montag im Parlament ein Gesetz einbringen, das eine künftige Beauftragung Netanjahus mit der Regierungsbildung wegen einer Korruptionsanklage gegen ihn verhindern solle.

Vergangene Woche hatte Israels Präsident Reuven Rivlin das Mandat zur Regierungsbildung an die Knesset übertragen. Binnen drei Wochen konnte jeder Abgeordnete - auch Gantz und Netanjahu - versuchen, sich die Unterstützung von 61 der insgesamt 120 Parlamentarier zu sichern.

Gantz hatte bislang eine große Koalition abgelehnt

Im Streit über den Schritt von Gantz war sein Mitte-Bündnis Blau-Weiß zerbrochen. Er tritt daher nur mit dem verbleibenden Teil von Blau-Weiß in die Koalition ein. Das Restbündnis verfügt über 17 von 120 Mandaten im Parlament, während Netanjahus Likud mit 36 Sitzen stärkste Fraktion wurde.

Gantz hatte bislang eine große Koalition mit der Likud-Partei mit Netanjahu an der Spitze abgelehnt, weil dieser wegen Korruption in drei Fällen angeklagt ist.

Israel wird seit Ende 2018 von einer Übergangsregierung unter Netanjahu verwaltet. Am 2. März hatten die Bürger zum dritten Mal innerhalb eines Jahres ein neues Parlament gewählt. Dabei gab es erneut keinen klaren Sieger, Gantz erhielt aber den Auftrag zur Regierungsbildung. Netanjahu rief unter Hinweis auf die Corona-Krise mehrfach zur Bildung einer Notstandsregierung auf.

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