Der Besuch wurde zehn Tage geheim gehalten, aber das schmälert nicht seine politische Bedeutung: Am 29. Juni reiste der neue israelische Premierminister Naftali Bennett per Hubschrauber nach Jordanien, um in der Hauptstadt Amman König Abdullah II. zu treffen. Die Zusammenkunft im Palast war die erste dieser Art seit drei Jahren.
Als sichtbares Ergebnis wird Israel seine Wasserlieferungen an Jordanien verdoppeln, wovon auch die Palästinenser im Westjordanland profitieren sollen. Die Einigung verkündeten am Donnerstag Israels Außenminister Jair Lapid und sein jordanischer Kollege Ayman Safadi, die sich zuvor am Allenby-Grenzübergang getroffen hatten. Lapid sagte, Israel werde Jordanien weitere 50 Millionen Kubikmeter Wasser verkaufen. Die beiden vereinbarten zudem, Jordaniens Exporte ins Westjordanland von 160 Millionen Dollar auf 700 Millionen Dollar zu steigern. Das Königreich leidet unter einer Wirtschaftskrise ebenso wie unter zunehmender Wasserknappheit.
Das Treffen zwischen Bennett und Abdullah wollten weder das Amt des Premierministers noch der jordanische Hof bestätigen. Israelische Medien berichten aber übereinstimmend, Bennett habe König Abdullah persönlich mitgeteilt, dass er den Wasser-Deal billigen werde. Die beiden kamen zudem überein, den Dialog der beiden Regierungen wieder zu normalisieren und die Verwerfungen der vergangenen Monate hinter sich zu lassen.
Auslöser der Krise: Donald Trump
Die Beziehungen zwischen den Nachbarländern waren nach jahrelangen Spannungen im März in eine offene Krise geraten. Auslöser waren letztlich die Nahost-Pläne des früheren US-Präsidenten Donald Trump und die Politik des kürzlich abgewählten israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu. Der hatte mit Billigung seines Freundes im Weißen Haus angekündigt, Teile des Westjordanlandes und das strategisch bedeutende Jordantal zu annektieren.
Während einige arabische Staaten das Vorhaben mittrugen und etwa die Vereinigten Arabischen Emirate ihre Beziehungen zu Israel normalisierten, machte Jordanien massiv Front dagegen - obwohl das Haschemitische Königreich 1994 als zweites arabisches Land nach Ägypten Frieden mit dem jüdischen Staat geschlossen hatte. Jordanien sieht sich als Vertreter der Interessen der Palästinenser. Unter den elf Millionen Einwohnern des Königreichs gibt es offiziell mehr als zwei Millionen registrierte palästinensische Flüchtlinge. Vor allem aber stammt ein großer Teil der Jordanier von Palästinensern ab, die zwischen 1948 und 1967 zugewandert sind.
Zunächst hatten israelische Sicherheitskräfte bei einem geplanten Besuch von Kronprinz Hussein auf dem Haram al-Scharif in Jerusalem einigen von dessen Personenschützern die Einreise verwehrt, woraufhin der Thronfolger die Reise abbrach. Das haschemitische Königshaus ist Schutzmacht des drittwichtigsten Heiligtums der Muslime nach Mekka und Medina.
Zurück zur Zweistaatenlösung
Als Netanjahu wenig später von Amman aus zu einem Besuch in die Vereinigten Arabischen Emirate fliegen wollte, verweigerte Jordanien dem emiratischen Flugzeug die Starterlaubnis. Netanjahu ließ daraufhin ungeachtet der engen Sicherheitszusammenarbeit der beiden Staaten und ohne Rücksprache innerhalb seines Sicherheitskabinetts den israelischen Luftraum für jordanische Maschinen sperren, revidierte die Entscheidung aber wenig später.
Bennetts Besuch in Jordanien ist offenkundig Teil einer Neuausrichtung der Außen- und Regionalpolitik Israels. Der Premier hatte sich auch bemüht, das schwer belastete Verhältnis zur Palästinensischen Autonomiebehörde zu verbessern, erlitt dabei aber einen Rückschlag: Covid-Impfstoff, den er angeboten hatte, war nach Ansicht der Palästinenser zu nah am Ablaufdatum. Israel hat ihn nun in ein Tauschgeschäft mit Südkorea eingebracht. Überdies hat Bennett eine Überprüfung der Iran-Politik angeordnet.
Er reagiert damit auch auf den Machtwechsel in den USA und die Tatsache, dass Präsident Joe Biden das Atomabkommen mit Iran wiederbeleben will und in der Nahostpolitik zurückschwenkt auf die langjährige Position der USA, eine Zweistaatenlösung zu unterstützen. Bennett soll ebenso wie König Abdullah noch im Juli im Weißen Haus empfangen werden.