Nach zwölf Tagen des Krieges haben Israel und Iran am Dienstag einer Waffenruhe zugestimmt, auch wenn beide Seiten einander noch am selben Tag wieder angriffen. Iran soll am Vormittag, nach Beginn der Waffenruhe, zwei Raketen nach Israel abgefeuert haben, wobei das iranische Regime dies bestreitet. Daraufhin befahl der israelische Premier Benjamin Netanjahu wieder Luftangriffe auf Iran – ließ sich aber nach einem Telefonat mit US-Präsident Trump darauf ein, nur ein einziges Ziel bei Teheran zu bombardieren.
Trump hatte Israel zuvor in den sozialen Medien aufgerufen, nicht erneut anzugreifen. Er halte es für möglich, dass es sich bei den beiden iranischen Raketen um ein Versehen der Iraner gehandelt habe. Dass Iran den Abschuss der neuerlichen Raketen so schnell dementierte, scheint in der Tat ein Hinweis darauf zu sein, dass er nicht geplant war – womöglich sind die Befehlsketten innerhalb des Regimes nicht mehr intakt.
Trump forderte Iran auf, nicht mehr zu „provozieren“, wendete sich aber auch mit deutlichen Worten an die Gegenseite: „Israel“, schrieb Trump in einem Post, „werft diese Bomben nicht ab. Bringt eure Piloten nach Hause.“ Vor Reportern in Washington erklärte er, die beiden Länder seien schon so lange in Konflikt miteinander, „dass sie verdammt noch mal nicht wissen, was sie tun“. Netanjahus Büro erklärte später, man werde ab sofort von weiteren Angriffen absehen.
Nachdem Trump in der Nacht zu Dienstag mit einem Post in den sozialen Medien die Waffenruhe zwischen Israel und Iran verkündet hatte, stimmten sowohl die iranische Führung als auch Premier Netanjahu am Morgen einem vorläufigen Ende der Kriegshandlungen zu. Von Netanjahu hieß es, dass Israel alle Kriegsziele erreicht habe „und noch viel mehr“. Irans Außenminister Abbas Araghchi erklärte, der Staat werde seine Reaktion auf die „illegale Aggression“ Israels nicht fortsetzen, sofern Israel nicht mehr angreife. Im eigenen Land stellte das Regime diesen Ausgang als Erfolg dar: Er sei dem Feind „aufgezwungen“ worden. Am Dienstagabend sprach Präsident Massud Peseschkian in einer Ansprache an das Volk vom „Ende eines zwöftägigen Krieges“; von nun an werde man „mit dem Wiederaufbau beginnen und die Normalität wiederherstellen“.
„Werft die Bomben nicht ab“, schreibt Trump in den sozialen Medien – an Israel gerichtet
Möglich geworden war die Waffenruhe auch dank Vermittlung Katars, also jenes Emirats, das erst Stunden zuvor selbst zum Ziel iranischer Raketen geworden war. Iran hatte am Montagabend auf die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen geantwortet und feuerte Raketen auf die US-Armeebasis in Katar ab. Die dortige Flugabwehr schoss Präsident Trump zufolge dreizehn der Raketen ab, eine weitere soll ihr Ziel verfehlt haben.
Trump bedankte sich anschließend bei der iranischen Führung. Sie habe Washington „früh informiert“, sodass niemand ums Leben kam. Tatsächlich war es eine eher milde Reaktion Irans – und damit ein Signal, dass die iranische Führung keine weitere Eskalation mit den USA will. Allerdings werde das Land an seinem Atomprogramm festhalten, sagte der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde, Mohammed Eslami, im Staatsfernsehen.
In der Nacht zu Dienstag dann, kurz vor Inkrafttreten der Waffenruhe, beschossen sich Israel und Iran ein weiteres Mal heftig. In der Wüstenstadt Be’er Scheva starben mindestens vier Menschen in ihrem Schutzraum, als ein iranisches Geschoss ihr Wohnhaus traf, weitere wurden verletzt. Auch Israel hatte in der Nacht noch Iran angegriffen: Aus Teheran wurden Explosionen gemeldet. Das iranische Regime bezifferte die Toten durch die israelischen Angriffe seit Kriegsbeginn auf etwa 650.
Mit den Ereignissen in der Nacht kamen auch die regimetreuen iranischen Medien nicht mehr mit. Eine Nachrichtenagentur widersprach noch, als Trump die Waffenruhe verkündete: Dies sei „falsch“ und ein „wahnhafter Plan“. Kurze Zeit später bestätigte der Außenminister die Aussage des US-Präsidenten. Offenbar hält die Führung in Teheran die Waffenruhe angesichts ihrer militärischen Schwäche für dringend nötig.
Netanjahu und auch Trump hatten immer wieder angedeutet, dass ein Ziel des Krieges auch das Ende der Islamischen Republik sein könne. Israels Verteidigungsminister sagte, dass in Iran nicht nur militärische Ziele getroffen worden seien, sondern unter anderem auch das Evin-Gefängnis in Teheran, in dem politische Gegner, Journalisten und Menschenrechtler einsitzen. Es seien aber keine Gefangenen verletzt worden. Am Dienstag dann ließ Trump wissen, dass ein Sturz des Regimes nicht sein Ziel sei.
Angehörige der israelischen Geiseln im Gazastreifen fordern erneut ein Ende des Krieges dort
In Israel wurden schnell Forderungen nach einer Waffenruhe auch im Gazastreifen laut. Israelische Soldaten hatten dort zuletzt tote Geiseln geborgen, rund zwanzig Geiseln sollen noch am Leben sein. Deren Angehörige forderten Netanjahus Regierung nun auf, „dringend Verhandlungen aufzunehmen, die alle Geiseln zurückbringen und den Krieg beenden“. So hieß es in einer Mitteilung. „Wer in der Lage ist, eine Waffenruhe mit Iran zu erreichen, kann auch den Krieg in Gaza beenden.“