Israel:Höchste Alarmstufe

Im Nahen Osten fürchtet Israel Vergeltungsschläge aus Syrien und Libanon. Der Konflikt spitzt sich damit gefährlich zu.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Israeli army deploy artillery unit and iron dome near the Syrian border, Golan Heights, Israel - 25 Aug 2019

Israelische Soldaten stehen mit ihrem Panzer auf den Golanhöhen, an der Grenze zwischen Israel und Syrien. Nach Luftangriffen spitzt sich der Konflikt, in dem es um die Präsenz Irans in der Region geht, gefährlich zu.

(Foto: Atef Safadi/Shutterstock)

Da die israelische Armee Vergeltungsschläge aus Syrien oder Libanon befürchtet, hat sie die höchste Alarmstufe ausgerufen und das Raketenabwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) installiert. Zuvor hatte Israels Militär in der Nacht auf Sonntag Ziele nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus angegriffen und nach eigenen Angaben einen bevorstehenden iranischen Drohnenangriff vereitelt. Wenige Stunden später gab die Hisbollah-Miliz in Libanon bekannt, dass zwei Drohnen nahe Beirut niedergegangen seien - ihren Angaben zufolge soll es sich um israelische Drohnen handeln.

Damit spitzt sich dieser Konflikt gefährlich zu, bei dem es um die Präsenz Irans in der Region geht. Israel will mit allen Mitteln verhindern, dass sich Iran in den Nachbarstaaten Syrien und Libanon weiter ausbreitet. In Syrien hat sich im Bürgerkrieg Irans Verbündeter Präsident Baschar al-Assad durchgesetzt, Teheran hält enge Verbindungen zur Hisbollah-Miliz in Libanon.

In den vergangenen zwei Jahren flog Israel mehr als hundert Angriffe gegen iranische Stellungen in Syrien, nur selten wurden die Bombardierungen öffentlich eingestanden. Diesmal teilte Israels Militärsprecher Jonathan Conricus mit, die Al-Kuds-Einheit der iranischen Revolutionsgarde und verbündete schiitische Milizen hätten geplant, Israel mit mehreren mit Sprengstoff bestückten Angriffsdrohnen ins Visier zu nehmen. Dieser Drohnentyp explodiere bei Kontakt mit dem Ziel. Zum zweiten Mal binnen weniger Tage sei am Samstagabend versucht worden, einen Drohnenangriff auszuführen. Es sei ein "vorangeschrittener" Plan gewesen. Nun sei Israel davon ausgegangen, dass der iranische Angriff "sehr kurz bevorstand".

Premierminister Benjamin Netanjahu bezeichnete den Luftangriff der israelischen Armee als "groß angelegten operativen Einsatz". Er fügte hinzu: "Iran hat nirgendwo Immunität. Wenn jemand sich erhebt, um dich zu töten, töte ihn zuerst." Mit ähnlichen Worten hatte Netanjahu bereits Hinweise darauf geliefert, dass Israel hinter Angriffen auf iranische Stellungen Mitte Juli im Irak steht. US-Vertreter hatten am Freitag in der New York Times bestätigt, dass Israel Urheber dieser Bombardierungen ist. Nach Einschätzungen Israels hätten die Drohnenangriffe aus Syrien eine Vergeltung dafür sein sollen.

Der iranische Kommandeur Mohsen Resaei warf jedoch am Sonntag Israel vor zu lügen. Er behauptete gegenüber der halbamtlichen Nachrichtenagentur Ilna, die iranischen Einheiten in Syrien hätten keine Opfer verzeichnet oder anderweitig Schaden genommen. "Die Verfechter Syriens und des Iraks werden bald eine Antwort geben", drohte Resaei. Nach Angaben der gewöhnlich gut informierten syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind bei Israels Angriff jedoch fünf Menschen getötet worden, darunter ein Angehöriger der iranischen Miliz und zwei Kämpfer der libanesischen Hisbollah.

Israel soll in der Nacht auf Sonntag auch in Libanon aktiv gewesen sein. Laut Darstellung der Hisbollah soll eine israelische Aufklärungsdrohne auf das Dach eines Gebäude gestürzt sein, in der das Medienbüro der Miliz untergebracht sei. Eine weitere Drohne sei hinterhergeschickt worden und dann explodiert, hieß es in Beirut. In Israel wollte zu diesen Berichten niemand öffentlich Stellung beziehen. Der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri zeigte sich empört. Bei dem Absturz der zwei israelischen Drohnen über Beirut handele es sich um eine "Aggression" gegen die Souveränität seines Landes.

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