Israel:Gilad Schalits Freilassung steht angeblich bevor

Nach Monaten deutscher Vermittlung der erhoffte Durchbruch: Israel und die Hamas planen einen Gefangenenaustausch. Gilad Schalit könnte endlich frei kommen.

Die Hinweise auf einen bevorstehenden Gefangenenaustausch zwischen Israel und der im Gaza-Streifen herrschenden Hamas-Organisation verdichten sich.

Israel: Gilad Schalit in der Gewalt seiner Entführer: Mitte kommender Woche könnte der israelische Soldat freikommen - nach mehr als drei Jahren in Gefangenschaft.

Gilad Schalit in der Gewalt seiner Entführer: Mitte kommender Woche könnte der israelische Soldat freikommen - nach mehr als drei Jahren in Gefangenschaft.

(Foto: Foto: dpa)

Nach Information der Online-Ausgabe der israelischen Zeitung Haaretz sprach die islamistische Organisation von signifikanten Fortschritten in den Verhandlungen. Die Freilassung des seit mehr als drei Jahren in Gefangenschaft lebenden israelischen Soldaten Gilad Schalit könne für Mitte kommender Woche erwartet werden, verlautbarte aus Hamas-Kreisen.

Am Montag brach eine hochrangige Hamas-Delegation zu Gesprächen nach Kairo auf. Eine weitere Delegation mit Vertretern des Hamas-Politbüros aus Damaskus werde am Abend in der ägyptischen Hauptstadt erwartet, hieß es aus dem Führungskreis der radikal-islamischen Hamas an diesem Montag.

Israels Präsident Schimon Peres hatte am Sonntag in Kairo bereits von "wirklichen Fortschritten" gesprochen. Sowohl die im Gaza-Streifen herrschende Hamas als auch die israelische Regierung haben seit Wochen absolutes Stillschweigen über Details der Gespräche und einer möglichen Vereinbarung gewahrt. In Gaza wird folgendes Szenario diskutiert: Danach überstellt die Hamas zuerst den im Juni 2006 entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit in Gewahrsam der ägyptischen Regierung. Im Gegenzug lässt Israel in einem ersten Schritt 450 palästinensische Gefangene frei.

Erst danach dürfte Schalit zu seiner Familie nach Israel zurückkehren. Sobald das geschehen ist, kämen weitere 500 Palästinenser frei. In einer letzten Phase soll Israel dann noch einmal rund 500 palästinensische Häftlinge in die Freiheit entlassen. 20 Palästinenserinnen verließen bereits Anfang Oktober ihre Haftanstalten. Israel hatte im Gegenzug ein Video als Beweis dafür erhalten, dass der 23 Jahre alte israelische Soldat noch am Leben und bei guter Gesundheit ist.

Seit rund vier Monaten bemühen sich Vermittler des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) um den Austausch. Er soll noch vor Freitag, dem Beginn des viertägigen islamischen Opferfestes Eid al-Adha, beschlossen werden, sagte Hamas-Sprecher Salah al-Bardawil.

Noam Schalit, der Vater des entführten Soldaten, sagte, seine Familie habe von offizieller Seite noch keine Informationen über die Freilassung erhalten.

Die israelische Tageszeitung Haaretz sprach von einer nahezu totalen Nachrichtensperre, die der Militärzensor verhängt habe. Laut Generalstabschef Gabi Aschkenasi hätten Medienberichte bereits Schaden verursacht.

Israelische Kommentatoren verwiesen zudem auf die Probleme, vor denen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Falle einer Einigung mit der Hamas im eigenen Land steht. Danach lehnen sowohl Mitglieder des Sicherheitskabinetts als auch Minister in der Regierung und Chefs verschiedener Geheimdienste die Freilassung einiger der Palästinensern ab.

Diese sind in Israel wegen der Beteiligung oder Planung von tödlichen Anschlägen zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Einige Palästinenser hätten nicht nur Blut an den Händen, sondern steckten bis zu beiden Ohren im Blut, schreibt Jediot Achronot.

Sollten sich die Hamas und Israel einigen, würde es nach der Zeitung mit großer Sicherheit noch Wochen bis zum Beginn des Austausches dauern. In Israel muss zuerst das Sicherheitskabinett und danach die Regierung zustimmen. Danach würden die Namen der 450 freizulassenden Palästinenser veröffentlicht. Dies würde eine Flut von Einsprüchen vor dem Obersten Gericht auslösen. Erst wenn das Gericht alle Einsprüche abgelehnt hätte, würden die dann noch mehrere Tage dauernden Vorbereitungen für die unmittelbare Freilassung der Palästinenser beginnen.

Der heute 23 Jahre alte Schalit war im Juni 2006 in Hamas-Gefangenschaft geraten. Seine Entführung löste einen schweren Konflikt zwischen Israel und der radikal-islamischen Organisation aus. Israel ließ daraufhin mehrer Dutzend Hamas-Politiker festnehmen.

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