Israel:Gefährlich sorglos

Die Regierungspartei gefährdet die Sicherheit der Bürger.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Ein israelischer Geheimdienstmitarbeiter nennt es ein Desaster: Man braucht tatsächlich keine Spione mehr, wenn Daten von 6,5 Millionen Israelis einfach im Internet stehen. So konnten tagelang die Namen, Adressen und praktischerweise auch gleich die Telefonnummern von Prominenten, Politikern sowie Armee- und Geheimdienstchefs abgerufen werden. Bei mehr als 600 000 Bürgern waren sogar Anmerkungen über deren politische Gesinnung zu lesen.

Wie in anderen Ländern auch bekommen in Israel Parteien vor Wahlen Zugang zum Wählerregister. Aber sie müssen sicherstellen, dass der Datenschutz gewährleistet ist. Zum zweiten Mal ist die Partei von Premierminister Benjamin Netanjahu während der Wahlkampagne fahrlässig mit personenbezogenen Informationen umgegangen. Es ist auch eine Blamage für die selbst ernannte Start-up-Nation. Nach einem ähnlichen Vorfall vor Monaten hat das Unternehmen jetzt mehrere Tage gebraucht, das Problem zu lösen.

Dieses Informationsleck ist ein eklatanter Verstoß gegen den Datenschutz und gefährdet die Sicherheit von Bürgern. Dabei wird gerade in Israel der Sicherheit alles untergeordnet, auch Freiheitsrechte werden eingeschränkt. Und dann geht ausgerechnet die führende Regierungspartei derart sorglos mit derart sensiblen Daten um.

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