Israel:Gebet unter Polizeischutz

An der Klagemauer in Jerusalem haben 30.000 Gläubige das Laubhüttenfest gefeiert. Mit dabei: Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften. Denn die Spannungen zwischen der arabischen und der jüdischen Bevölkerung nehmen zu.

Begleitet von einem Großaufgebot an Polizei und Sicherheitskräften haben am Montag etwa 30.000 Juden an der Klagemauer in der Altstadt von Jerusalem gebetet. Die Gläubigen empfingen an der heiligsten Stätte im Judentum wie jedes Jahr zum Laubhüttenfest (Sukkot) den Priestersegen.

Nach den gewaltsamen Ausschreitungen in den vergangenen Tagen waren in Jerusalem Tausende zusätzliche Sicherheitskräfte im Einsatz. Nach Angaben des israelischen Polizeisprechers Mickey Rosenfeld nahmen Polizisten zehn arabische Jugendliche fest, die auf dem Ölberg von Jerusalem mit Steinen nach streng gläubigen Juden geworfen hatten.

Die befürchteten Krawalle blieben nach Polizeiangaben jedoch aus. Die Polizei hatte den Zugang zum Tempelberg nur muslimischen Männern und Frauen gestattet, die älter als 50 Jahre alt und im Besitz eines israelischen Ausweises waren. Die Entscheidung löste großen Ärger und Verbitterung aus.

Muslime verehren das Plateau, auf dem die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom stehen, als "Haram al-Scharif" (Edles Heiligtum). Es ist nach Mekka und Medina in Saudi-Arabien die drittheiligste Stätte im Islam.

Zunehmende Spannungen

Die Krawalle um den Tempelberg waren am Sonntag vergangener Woche ausgebrochen. Nach Darstellung der palästinensischen Autonomiebehörde begleiteten israelische Soldaten eine Gruppe jüdischer Siedler zu den islamischen heiligen Stätten. Nach israelischen Angaben handelte es sich um eine christliche Touristengruppe.

Nach dem Vorfall grassierten unter der muslimischen Bevölkerung Gerüchte, dass Siedler den biblischen Tempel wieder aufbauen wollten. Muslime wurden mit Handzetteln aufgerufen, die Al-Aksa-Moschee zu verteidigen.

Die Spannungen zwischen der arabischen Bevölkerung im besetzten Ostteil Jerusalems und Israel spitzen sich seit Monaten gefährlich zu. Gründe dafür sind unter anderem die Bauaktivitäten jüdischer Siedler, die Zwangsräumung von Häusern, in denen arabische Familien lebten, sowie die umstrittenen archäologischen Grabungen in dem mehrheitlich von Arabern bewohnten Ortsteil Silwan. Israelische Medien beschreiben Ostjerusalem als Pulverfass, das jederzeit explodieren könne.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: