Süddeutsche Zeitung

Israel:Die Macht der Araber

Arabische Abgeordnete der Knesset sorgen für eine Zäsur.

Kommentar von Alexandra Föderl-Schmid

Ihr wichtigstes Ziel ist es, Benjamin Netanjahu aus dem Amt des israelischen Premierministers zu befördern. Die meisten der arabischen Abgeordneten in der Knesset haben daher Benny Gantz als Regierungschef empfohlen. Erstmals votierten damit arabische Parlamentarier in Israel für einen Politiker als Premier, der politisch nicht auf der linken Seite, sondern in der Mitte steht. Gantz hatte zudem 2014 als Generalstabschef der Armee den Krieg gegen die Palästinenser im Gazastreifen befehligt. Deshalb haben ihm drei der arabischen Abgeordneten die Empfehlung verweigert.

Die Entscheidung der anderen aber markiert eine Zäsur. Sie zeigt, dass die arabischen Bürger, die 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, die Politik in Israel mitbestimmen können. Ihre Führung unter dem Spitzenkandidaten Ayman Odeh will das auch. Die Gemeinsame Liste der Araber kann nach der Wahl mit größerem Selbstbewusstsein auftreten, denn sie ist drittstärkste Kraft im israelischen Parlament geworden.

Sollte es nun zu einer großen Koalition aus der Likud-Partei Benjamin Netanjahus und dem blau-weißen Bündnis von Benny Gantz kommen, dann wird die Opposition erstmals von einem arabischen Parteienbündnis angeführt. Damit werden die Araber zu einem Machtfaktor in Israel.

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Quelle:
SZ vom 24.09.2019
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