Israel: Abschiebung von Friedensaktivisten:Kurzer Prozess

Unmitelbar nach der Übernahme der "Rachel Corrie" hat Israel mit der Abschiebung von 19 pro-palästinensischen Friedensaktivisten begonnen. Weltweit demonstrieren Menschen gegen Israels Blockadepolitik.

Nach der unblutigen Übernahme des Frachters Rachel Corrie hat Israel am Sonntag mit der Abschiebung der 19 an Bord befindlichen pro-palästinensischen Friedensaktivisten begonnen. Sieben von ihnen reisten über die Allenby-Brücke nach Jordanien aus, wie der israelische Außenamtssprecher Jigal Palmor bestätigte. Die restlichen Aktivisten sollten im Verlauf des Tages vom Ben-Gurion- Flughafen aus zurück in ihre Heimatländer reisen.

Israel: Abschiebung von Friedensaktivisten: Tausende demonstrieren in Tel Aviv gegen Israels Gaza-Politik.

Tausende demonstrieren in Tel Aviv gegen Israels Gaza-Politik.

(Foto: AFP)

Unterdessen demonstrierten am Wochenende Tausende Menschen in Deutschland und anderen Ländern für ein Ende der israelischen Blockade des Gazastreifens. Die israelische Marine hatte den unter irischer Flagge fahrenden Frachter am Samstagmittag nach mehreren Warnungen in internationalen Gewässern vor der Küste des Gazastreifens aufgebracht. Die Aktivisten, darunter die nordirische Nobelpreisträgerin Mairead Maguire, ließen die Soldaten widerstandslos an Bord.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Samstag: "Die ganze Welt konnte den Unterschied sehen zwischen einer humanitären Flotte und einer Hass-Flotte von gewalttätigen, den Terror unterstützenden Extremisten." Er bezog sich damit auf die gewaltsame Stürmung der Mavi Marmara, bei der am vergangenen Montag neun türkische Aktivisten getötet und Dutzende verletzt worden waren. Die Vereinten Nationen wollen daran festhalten, Israels gewaltsame Militäraktion von einer internationalen Kommission untersuchen zu lassen.

Proteste gegen Israels Blockadepolitik gab es außer in Deutschland unter anderem in Großbritannien, Frankreich, und Australien. Allein in Duisburg kamen etwa 5000 Demonstranten zusammen, viele von ihnen waren türkischer oder palästinensischer Herkunft. In Frankreich sollen sich am Wochenende bis zu 70.000 Menschen an den pro-palästinensischen Demos beteiligt haben. Die Behörden sprachen von rund 20.000 Teilnehmern. Auch in der Türkei kam es zu Großdemonstrationen mit tausenden Teilnehmern.

Tausende demonstrieren in Tel Aviv

Am Samstagabend protestierten in Tel Aviv Tausende Menschen gegen die Politik der rechtsorientierten Regierung Netanjahus. Anlässlich des 43. Jahrestags der Besatzung der Palästinensergebiete und der Golanhöhen zogen etwa 8000 Demonstranten durch die Stadt. Sie hielten Schilder in die Höhe, auf denen unter anderem stand: "Diese Regierung ist unser Untergang. Wir müssen nach Frieden streben." Während der Demonstration, die von der israelischen Friedensbewegung organisiert wurde, kam es zu Konfrontationen mit rechtsorientierten Aktivisten. Die US-Rockband Pixies sagte ihr für diese Woche geplantes Konzert in Tel Aviv ab.

Netanjahu bekräftige am Sonntag, Israel werde die Einrichtung eines "iranischen Hafens" in Gaza nicht zulassen. "Wir werden nicht die freie Einfuhr von Kriegsmaterialien und Schmugglerware für Hamas erlauben. Auf der anderen Seite haben wir nicht den Wunsch, der zivilen Bevölkerung im Gazastreifen das Leben schwer zu machen." Daher wolle man weiter die Einfuhr humanitärer Güter gewährleisten.

Der israelische Rundfunk meldete, an Bord der Rachel Corrie, die in den Hafen Aschdod gebracht wurde, seien keine Waffen gefunden worden. Teil der Fracht seien jedoch 500 Tonnen Zement, dessen Einfuhr in den Gazastreifen Israel verbietet. Israel teilte mit, man sei bereit, den Zement unter internationaler Aufsicht in das Palästinensergebiet zu bringen. So solle sichergestellt werden, dass die dort herrschende Hamas-Organisation das Material nicht zum Bau von Bunkern oder für andere militärische Zwecke missbraucht.

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