Islamistischer Terror in Westafrika:Boko Haram greift nigerianische Großstadt an

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Der Screenshot zeigt Boko Haram-Kämpfer in Nigeria in einem Video, das die Extremistengruppe im Internet verbreitete. (Foto: AFP)
  • Die Terrormiliz Boko Haram hat eine Großstadt im Nordwesten Nigerias angegriffen. Augenzeugen berichten von Gewehrfeuer und Explosionen.
  • Diesen Samstag hätten eigentlich die Präsidentschaftswahlen im bevölkerungsreichsten Land Afrikas stattfinden sollen. Sie wurden wegen der anhaltenden Kämpfe zwischen der Boko-Haram-Miliz und Regierungstruppen verschoben.

Boko Haram greift Großstadt im Nordwesten Nigerias an

Hunderte Kämpfer der nigerianischen Islamistenmiliz Boko Haram sind in die Regionalhauptstadt Gombe im Nordosten des Landes eingefallen. Wie Einwohner der Stadt der Nachrichtenagentur AFP berichteten, drangen die Islamisten am Vormittag auf Geländewagen und Motorrädern bis ins Stadtzentrum vor und schossen um sich.

Die Armee, die normalerweise in der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates Präsenz zeigt, leistete keinen Widerstand, wie Bewohner berichteten. Ein Armeejet sei zwar über Gombe gekreist, habe aber keinen Luftangriff gestartet, berichtete der Einwohner Kabiru Na-Gwandu.

Islamisten in Nigeria
:Der Terrorfeldzug von Boko Haram

Dörfer werden niedergebrannt, die Ärmsten massakriert. Die Terrormiliz Boko Haram überzieht Nigeria mit unvorstellbarer Gewalt. Wir dokumentierten die brutalen Exzesse der vergangenen Jahre und erklären den Rachefeldzug der Terrormiliz.

Von Isabel Pfaff (Text) und Steffen Kühne (Grafik)

Andere Quellen berichten, die Kämpfer hätten einen Kontrollposten am Stadtrand überrannt und eine Polizeiwache niedergebrannt. Zu möglichen Opfern gibt es noch keine Angaben

Am Nachmittag zogen sich die Extremisten zurück. Der nigerianischen Regierung zufolge wurden sie von der Armee zurückgeschlagen. Die Regierung verhängte eine 24-stündige Ausgangssperre über Gombe.

Angriffe auch auf Nachbarländer

Seit einiger Zeit verstärkt Boko Haram seine Angriffe im Norden Nigerias. Die Gruppe weitete ihre Angriffe zudem auf die Nachbarländer Kamerun, Niger und Tschad aus. Erst am Freitag hatte Boko Haram ein Dorf im Tschad angegriffen und mehrere Menschen getötet. Es war der erste bekannte tödliche Angriff der Miliz im Tschad. Auch Gombe war mehrfach Ziel von Attacken und Anschlägen der Islamisten. Zuletzt gab es dort ein Attentat bei einer Wahlkampfveranstaltung, kurz nachdem Präsident Goodluck Jonathan den Ort verlassen hatte.

Wahlen verschoben

Ursprünglich sollten an diesem Samstag Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in dem Land stattfinden, sie wurden aber um sechs Wochen verschoben. Die Wahlkommission nannte als Grund vor allem die anhaltenden Kämpfe gegen Boko Haram. Eine weitere Verschiebung schloss Jonathan am Freitag aus.

Tausende Tote seit 2009

Boko Haram, was so viel bedeutet wie "westliche Bildung ist Sünde", kämpft seit 2009 für einen streng islamischen Staat nach den Grundsätzen der Scharia. Tausende Menschen wurden seither getötet. Die Miliz kontrolliert bereits weite Landesteile im Nordosten Nigerias und hat zahlreiche Menschen verschleppt, darunter auch viele Kinder.

© SZ.de/AFP/dpa/Reuters/cmy - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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