Islamistischer Terror:Der Dämon sitzt im Kopf

Die jüngsten Festnahmen von Terrorverdächtigen in Deutschland haben gezeigt: Die Sicherheitsbehörden sind wachsam. Den Kampf gegen den radikalen Islamismus können sie mit ihren Instrumenten trotzdem nicht gewinnen.

Wolfgang Janisch

Fast zehn Jahre nach Nine-Eleven schwelt der islamistische Terrorismus weiter, auch in Deutschland. Amöbenhaft wandeln sich die Strukturen. Vor wenigen Jahren galt die Aufmerksamkeit der Islamischen Dschihad Union mit ihren Bombenbauern aus dem Sauerland, neuerdings sind die Deutschen Taliban Mudschahedin attraktiver.

Al-Qaida indes - zeitweise geschwächt und gelegentlich totgesagt - hat sich als feste Größe im Reich des Terrorismus erwiesen. Die Organisation, meldeten die Ermittler kürzlich, gewinne sogar an Bedeutung - weil sie noch über viel Geld verfüge.

Die Radikalisierung angehender Terroristen verläuft seit Jahren nach demselben Schema. Frustrierte junge Männer geraten in den Sog der islamistischen Propaganda und gehen im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet in die Lehre: Bombenbau, Waffengebrauch, Nahkampf. Jetzt kommen mehr und mehr die Soft Skills des Dschihad hinzu - Konspiration und verschlüsselte Kommunikation.

Die Entwicklung zeigt: Der oft beschworene Kampf gegen den Terror lässt sich allein mit den Instrumenten der Sicherheitsbehörden nicht gewinnen. Sie sind äußerst wachsam, gewiss, das haben die jüngsten Festnahmen gezeigt. Aber solange die so krude wie wirkungsvoll zugespitzte Propaganda eines "Heiligen Krieges" gegen "die Ungläubigen" in den Köpfen junger Menschen verfängt, werden sich immer neue Terrorzellen bilden.

So muss sich die Hoffnung eher darauf richten, dass die Demokratiebewegung in der arabischen Welt den propagandistisch zugespitzten Antagonismus zwischen islamischer und westlicher Welt auflöst. Ein Westen, der den Muslimen zur Seite steht, wird sich nicht auf Dauer dämonisieren lassen.

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