Süddeutsche Zeitung

Islamistische Al-Shabaab-Miliz:Zahlreiche Tote bei Angriff auf Küstenstadt in Kenia

Lesezeit: 2 min

Erst wollen die Bewaffneten eine Polizeistation stürmen. Sie werden abgewehrt, zünden daraufhin mehrere Gebäude an und schießen um sich. 49 Menschen sterben. Die Al-Shabaab-Miliz soll sich zu dem Angriff bekannt haben.

Bei einem Angriff mutmaßlicher Islamisten auf die kenianische Küstenstadt Mpeketoni haben Unbekannte 49 Menschen getötet. Dies teilte das örtliche Rote Kreuz mit. Die Suche nach weiteren Opfern dauere an, sagte ein Vertreter der Regionalregierung.

Der Behördenvertreter Benson Maisori sagte, rund 50 Angreifer in drei Fahrzeugen in die Stadt eingedrungen. Sie hätten Somalisch gesprochen und "Allahu Akbar" (Gott ist groß) gerufen. Zunächst hätten sie eine Polizeiwache angegriffen, seien aber von den Polizisten dort abgewehrt worden. Daraufhin hätten sie mehrere Hotels, Restaurants, Banken und Behördengebäude in Brand gesteckt.

Eine Einwohnerin, deren Ehemann bei dem Angriff ermordet wurde, berichtete, die Kämpfer seien in ihr Haus eingedrungen und hätten ihren Ehemann nach Geld gefragt. Nachdem er ihnen Geld gegeben hatte, hätten sie ihn erschossen, sagte die 38-Jährige. "Dann wandten sie sich an mich und sagten mir, da sich unsere Regierung weigere, unsere Soldaten aus Somalia abzuziehen, würden sie uns als Witwen und Waisen zurücklassen."

Zu der Tat bekannte sich laut dem arabischen Sender Al-Dschasira die islamistische Al-Shabaab-Miliz. Der Küstenort Mpeketoni sei als Ziel ausgewählt worden, weil es sich um einen ursprünglich muslimischen Ort handle, der jetzt "von christlichen Siedlern überschwemmt und besetzt" worden sei, zitierte der Sender aus einer Erklärung der Al-Kaida-nahen somalischen Terrororganisation. Frieden und Stabilität in Kenia würden "ein fernes Ziel" bleiben, so das Bekennerschreiben. Kenias Bevölkerung solle sich auf "Kriegsverwüstungen" einstellen, die sie selbst gesät habe.

Mpeketoni liegt etwa 30 Kilometer südwestlich der Ferieninsel Lamu. Nach Behördenangaben wurden zwei Hotels in der Stadt in Brand gesetzt. Laut Zeugenberichten beschossen die Angreifer auch ein Polizeirevier und eine Bank. In vielen Cafés und Bars der Stadt hielten sich zum Zeitpunkt des Angriffs zahlreiche Menschen auf, um gemeinsam die Spiele der Fußball-WM zu schauen. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.

Die islamistische Al-Shabaab-Miliz führt im Bürgerkriegsland Somalia seit Jahren einen blutigen Kampf gegen die Regierung. Soldaten der kenianischen Armee beteiligen sich seit dem Jahr 2011 an einem Einsatz der Afrikanischen Union gegen die Miliz. Seitdem häufen sich die Anschläge in Kenia. Die Islamisten mit Verbindungen zum Al-Qaida-Netzwerk bekannten sich unter anderem zu einem Angriff auf ein Einkaufszentrum in Nairobi, bei dem im vergangenen September 67 Menschen getötet wurden. Auch an der bei Touristen beliebten Küste am Indischen Ozean hatten die Islamisten in den vergangenen Monaten immer wieder kleinere Anschläge verübt. Der für die Wirtschaft des ostafrikanischen Landes wichtige Tourismussektor ist seither stark eingebrochen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2002107
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/AFP/dpa/sks
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.