Terrorverdacht:Mutmaßlicher Islamist in Rheinland-Pfalz festgenommen

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Die Polizei durchsuchte das Zuhause des Verdächtigen mehrmals. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Es gehe um den Verdacht „der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“. Der Jugendliche wollte womöglich Rohrbomben bauen.

Die Mainzer Polizei hat einen Jugendlichen wegen des „Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ festgenommen. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz mit. Er sei verdächtig, sich online islamistisch radikalisiert zu haben. Bei dem Beschuldigten handelt es sich der Generalstaatsanwaltschaft zufolge um einen deutschen Staatsangehörigen.

Bei einer Hausdurchsuchung im November seien bei dem Jugendlichen aus dem Kreis Mainz-Bingen vier mit Verschlüssen versehene Rohrstücke gefunden worden. Die Ermittlungen ergaben demnach den Verdacht, dass er Rohrbomben herstellen wollte, „um sie für einen gegen eine Mehrzahl von Personen gerichteten Anschlag einzusetzen“. Das hätte „die Gefahr einer Vielzahl von Opfern“ mit sich gebracht.

Warnung vor islamistischen Einzeltätern

Zur Umsetzung seines Planes verschaffte sich der Beschuldigte der Anklagebehörde zufolge im Internet Anweisungen zur Herstellung von Rohrbomben und darin verwendbarem Sprengstoff. Bei einer zweiten Durchsuchung seien bei dem Jugendlichen weitere Utensilien gefunden worden, „die den Verdacht begründen, dass diese zur Herstellung eines Zündmechanismus bestimmt waren“. Hinweise darauf, dass der Beschuldigte unmittelbar davor war, einen Anschlag zu begehen, lägen derzeit nicht vor. Insbesondere seien kein Sprengstoff und auch keine Substanzen gefunden worden, die zur Herstellung von Sprengstoff geeignet wären.

Der Jugendliche sei verdächtig, sich im Internet „islamistisch radikalisiert“ und über Internetnachrichtendienste sowie soziale Netzwerke propagandistische Inhalte verbreitet zu haben, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit. In den Botschaften wurden demnach der bewaffnete Kampf der Terrormiliz Islamischer Staat und die von den Angehörigen dieser Vereinigung begangenen Verbrechen verherrlicht und als religiöse Verpflichtung dargestellt. Es sei zum Kampf gegen Andersgläubige aufgefordert worden.

Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz machte keine Angaben zum Alter des Jugendlichen. Sie teilte aber mit, dass bei einer Verurteilung Jugendstrafrecht zur Anwendung kommen würde. Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) warnte am Donnerstag in Mainz vor der wachsenden Gefahr durch terroristische Einzeltäter. Immer häufiger sei festzustellen, dass Extremisten sich außerhalb von bekannten Treffpunkten und Netzwerken radikalisieren, was die Arbeit der Sicherheitsbehörden erschwere.

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