Islamfeindlicher Film "Innocence of Muslims":Mohammed-Beleidiger bereut nichts

File photo of Nakoula Basseley Nakoula being escorted out of his home by Los Angeles County Sheriff's officers in Cerritos, California

Zwielichtiger Filmproduzent: Nakoula Basseley Nakoula bei seiner Festnahme im September.

(Foto: REUTERS)

Er schmähte den islamischen Propheten Mohammed in einem Film als blutrünstigen, pädophilen Betrüger - viele Muslime reagierten mit Hass: Nun hat der Produzent des kruden Machwerks sich erstmals öffentlich geäußert. Und gibt sich unbeeindruckt.

Von Barbara Galaktionow

Der Film war dilettantisch gemacht und inhaltlich drastisch - und er löste massive Proteste und gewaltsame Ausschreitungen in weiten Teilen der islamischen Welt aus: In dem Film "Innocence of Muslims" wird der islamische Prophet Mohammed als blutrünstiger, frauenverachtender, pädophiler Betrüger verunglimpft.

Der Drehbuchschreiber und Produzent des Machwerks sitzt seit zwei Monaten im Gefängnis - auch wegen des Films. Dass er ihn gemacht hat, bereut er aber nicht. Das erklärte Nakoula Basseley Nakoula jetzt der New York Times. Es ist Nakoulas erste öffentliche Äußerung seit seiner Festnahme im September, kurz nachdem das Video internationale Aufmerksamkeit erfahren hatte.

Nakoula teilte schriftlich mit, dass er sehr weit gehen würde, um das, was er die "tatsächliche Wahrheit" über Mohammed nennt, öffentlich zu machen. "Bevor ich das Drehbuch schrieb, dachte ich, dass ich mich selbst an einem öffentlichen Platz verbrennen sollte, um das amerikanische Volk und alle Menschen auf der Welt auf diese Botschaft, an die ich glaube, aufmerksam zu machen", beschreibt der Islam-Hasser den Seelenzustand, in dem er sich ans Werk machte.

Als Auslöser für seinen Schmähfilm nannte der 55-jährige, in Ägypten geborene koptische Christ, das Massaker von Fort Hood im Jahr 2009. Dies sei eines der Beispiele für die Gewalt, die "im Zeichen Allahs" begangen werde. Auf Amerikas größtem Armeestützpunkt Fort Hood in Texas hatte ein Armee-Psychiater mit Verbindungen zu extremistischen Muslimen ein Blutbad mit 13 Toten und 30 Verletzten angerichtet.

Zwielichtige Gestalt

Filmproduzent Nakoula erwähnte in der NYT zudem weiter zurückreichende "Gräueltaten" von Muslimen wie die Bombardierung und Folter seiner Glaubensbrüder, der koptischen Christen. So soll ein erstes, knapp 20-seitiges Skript für den Film, den er damals "Der erste Terrorist" nannte, bereits 2008 entstanden sein.

Die Entstehung und Verbreitung des islamophoben Films ist eine verwickelte Geschichte, in der auch betrügerische Machenschaften und gezielte Schwindeleien eine Rolle spielen. "Innocence of Muslims" wurde bereits im Sommer 2011 in der Nähe von Los Angeles gedreht. Doch erst eine Übersetzung ins Arabische und die gezielte Verbreitung über Youtube und andere Kanäle führten im September 2012 zu massiven Protesten in islamischen Ländern. In Iran und im Irak, Jemen, Libanon, Libyen, dem Gazastreifen, aber auch Sudan und Tunesien kam es zu Ausschreitungen.

Wie Nakoual täuschte und betrog

Sicher ist: Nakoula hat die Darsteller des Films über den eigentlichen Inhalt im Dunkeln gelassen, zentrale Szenen wurden mit unverfänglichen Texten gedreht und später nachsynchronisiert. "Die Schauspieler wurden getäuscht", zitiert die NYT den 21-jährigen Sohn des Filmproduzenten, Abanob Basseley Nakoula. Auch die Darsteller selbst zeigten sich entsetzt über den fertigen Film. Eine Schauspielerin sprach davon, der Film habe "Gefühle der Scham, Demütigung und des Schmerzes" bei ihr ausgelöst.

Das Budget des Films soll Nakoula selbst einmal auf fünf Millionen Dollar beziffert haben, die von jüdischen Geldgebern stammen sollen. Ein Vertrauter offenbarte jedoch später, dass es nicht mehr als 80.000 Dollar betragen und von koptischen Christen gestammt habe.

Schon vor der Entstehung des Films ist Nakoula den US-Behörden durch zwielichtige und auch kriminelle Taten aufgefallen. Wann und unter welchen Umständen er genau von Ägypten in die USA kam, ist unklar. Es soll Mitte der achtziger Jahre gewesen sein, doch seine eigenen Angaben, er sei 1984 zu den Olympischen Spielen in Los Angeles als Teil des ägyptischen Fußball-Teams eingereist, ließen sich offenbar nicht bestätigen. 1997 wurde er wegen eines Drogendeliktes verurteilt. Im Jahr 2010 wanderte er wegen Steuerbetrugs für fast 21 Monate hinter Gitter und musste Hunderttausende Dollar Strafe zahlen.

Auch die exzessive Verwendung von Alias-Namen deutet darauf hin, dass er einiges verschleiern wollte: Nakoula Basseley Nakoula agiert oder agierte auch unter den Namen Mark Basseley Youssef, Robert Bacily oder Amal Nada, um nur einige zu nennen. Als Produzent des Mohammed-Schmähfilms nannte er sich Sam Bassil.

Unter anderem das führte dazu, dass Nakoula Ende September ins Gefängnis wanderte - wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen. Diese untersagten ihm unter anderem die Verwendung von Alias-Namen. Im November wurde er nun deshalb zu einer einjährigen Haftstrafe und weiteren vier Jahren auf Bewährung verurteilt. Außerdem muss Nakoula mit dem Hass leben, der ihm aus der muslimischen Welt entgegenschlägt. Besonders zu stören scheint ihn das jedoch nicht, wenn man seinen jüngsten Äußerungen glauben kann.

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