Süddeutsche Zeitung

Nach Abschiebung aus der Türkei:Mutmaßliche IS-Anhängerin in Frankfurt festgenommen

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Nach der Abschiebung von zwei Frauen aus der Türkei nach Deutschland hat die Polizei eine von beiden festgenommen. Ein Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs hat am Samstag Haftbefehl erlassen, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Die Frau ist in Untersuchungshaft genommen worden. Die Ermittler beschuldigen die deutsche Staatsangehörige Nasim A., den Islamischen Staat (IS) unterstützt zu haben. Ihr wird unter anderem vorgeworfen, Mitglied in einer terroristischen Vereinigung im Ausland zu sein.

Die beiden Frauen sind am Freitagabend gegen 21.34 Uhr mit einer türkischen Linienmaschine am Flughafen in Frankfurt gelandet. Danach wurden sie einer Einreisekontrolle unterzogen. Anschließend nahmen die Beamten Nasim A. fest.

Den Angaben der Bundesanwaltschaft zufolge ist die Frau Ende 2014 nach Syrien gereist, um dort im Herrschaftsgebiet des Islamischen Staats zu leben. Anfang 2015 soll sie einen IS-Kämpfer nach islamischem Ritus geheiratet haben. Mit ihm zog sie dann in den Irak. In der Stadt Tall Afar bewohnte das Paar ein Jahr lang ein vom IS zur Verfügung gestelltes Haus. Dieses Haus soll der IS sich angeeignet haben, nachdem die rechtmäßigen Bewohner vor der Terrororganisation geflohen oder von ihr vertrieben, inhaftiert oder getötet worden sein sollen.

Nasim A. hat den Angaben zufolge den Haushalt geführt, damit ihr Ehemann uneingeschränkt dem IS zur Verfügung stehen konnte. Für diese Tätigkeit soll sie von der Terrormiliz monatlich 100 US-Dollar bekommen haben. Nasim A. soll auch stets eine Waffe bei sich geführt haben.

Später siedelte die Frau mit ihrem Ehemann nach Syrien um, wo sie sich ebenfalls um die Haushaltsführung kümmerte. Anfang 2019 nahmen kurdische Sicherheitskräfte sie in Gewahrsam und brachten sie in das nordsyrische Camp Al Hawl nahe der syrisch-irakischen Grenze.

Bereits neun mutmaßliche IS-Anhänger in dieser Woche nach Deutschland abgeschoben

Die Türkei hatte Anfang der Woche angekündigt, mehrere deutsche mutmaßliche IS-Anhänger abzuschieben. Bis zum Wochenende waren insgesamt neun Menschen nach Deutschland gekommen. Am Donnerstag war eine deutsch-irakische Familie nach Berin abgeschoben worden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte versichert, die deutschen Behörden würden gewährleisten, dass von Islamisten und mutmaßlichen IS-Anhängern, die die Türkei abschiebt, keine Gefahr ausgehe. Diese Menschen würden im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum von Bund und Ländern einer Sicherheitsbewertung unterzogen.

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