Süddeutsche Zeitung

Irland:Scheidungsrecht wird liberalisiert

82 Prozent der Iren haben dafür gestimmt, Scheidungen zu erleichtern. Paare können ihre Ehe nun schon nach zwei Jahren Wartezeit auflösen. Das Ergebnis belegt auch den sinkenden Einfluss der Kirche.

Von Cathrin Kahlweit, London

Die Bürger der Republik Irland haben in diesem Jahrzehnt durch Volksabstimmungen in unglaublicher Geschwindigkeit die Gesetzeslage an die gesellschaftliche Realität angepasst. Nach dem Votum für gleichgeschlechtliche Ehen 2015 und für die Aufhebung des radikalen Abtreibungsverbots 2018 stimmten jetzt 82 Prozent der Iren in einem Referendum dafür, das Scheidungsgesetz in der Republik weiter zu liberalisieren. Bisher musste ein Paar nach der Trennung vier Jahre warten, ehe es sich scheiden lassen konnte; diese Frist ist nun mit großer Mehrheit auf zwei Jahre verkürzt worden. Außerdem befürworteten die Iren in demselben Referendum auch die Anerkennung von Scheidungen im Ausland. Das Ergebnis ist eines der eindeutigsten in der Geschichte der irischen Volksabstimmungen.

Befürworter der verkürzten Trennungsperiode hatten damit argumentiert, dass mit der neuen Regelung die emotionalen und finanziellen Kosten für Paare reduziert würden. Kulturministerin Josepha Madigan sagte, die Änderungen seien zwar keine "Revolution", aber sie brächten mehr Menschlichkeit in das Recht. Erst 1995 hatten sich die Iren mit hauchdünner Mehrheit dafür ausgesprochen, das grundsätzliche Scheidungsverbot zu kippen. Ein Referendum neun Jahr zuvor war noch gescheitert. Seit 1995 galt nun das vierjährige Trennungsgebot, das jetzt vom Parlament qua Gesetz verkürzt werden kann.

Die gesellschaftliche Liberalisierung, die sich in den jüngsten Initiativen niederschlägt, ist zweifelsohne auch ein Ergebnis des massiv gesunkenen Einflusses der katholischen Kirche in Irland.

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Quelle:
SZ vom 27.05.2019
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