Irans Präsidentschaftskandidaten:Im Schatten des Ayatollah

Sechs Männer treten an, um die Nachfolge Mahmud Ahmadinedschads anzutreten - fast alle von ihnen gelten als dem religiösen Führer Ayatollah Chamenei bedingungslos verpflichtet. Dennoch könnte die Wahl Überraschungen bergen, die den Mullahs nicht behagen.

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Iranian presidential candidates

Quelle: dpa

Sechs Männer treten an, um die Nachfolge Mahmud Ahmadinedschads anzutreten - fast alle von ihnen gelten als dem religiösen Führer Ayatollah Chamenei bedingungslos verpflichtet. Dennoch könnte die Wahl Überraschungen bergen, die den Mullahs nicht behagen.

Irans Präsidentschaftskandidaten nach einer TV-Debatte: Hunderte hatten sich beworben, acht ließ der streng konservative Wächterrat zu, sechs sind derzeit noch im Rennen. Die Kandidaten für die Nachfolge Mahmud Ahmadinedschads sind handverlesen. Der ehemalige Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani wurde ebenso disqualifiziert wie Ahmadinedschads Vertrauter Esfandiar Rahim Maschaie. Weil Ayatollah Chamenei, der religiöse Führer des Landes, keine Überraschungen möchte, bietet die Wahl am 14. Juni für den reformorientierten Teil der 55 Millionen Iraner kaum Alternativen. Die Kandidaten im Überblick.

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Irans Präsidentschaftskandidaten:Said Dschalili - Favorit des Ayatollah

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Quelle: AFP

Könnte Ayatollah Chamenei den Präsidenten selber bestimmen, Said Dschalili hätte gute Karten. Der 47-Jährige ist nicht nur Chameneis ehemaliger Büroleiter und Zögling, der frühere Atomunterhändler vertritt auch konsequent die islamisch-konservativen Ansichten der Mullahs. Frauen sind für ihn vor allem Mütter, als außenpolitische Ziele gibt er den "Kampf gegen Kapitalismus, Zionismus und Kommunismus an, um die Idee des puren Islam in der Welt zu verbreiten." Seine starre Haltung gilt als ein wichtiger Faktor bei der Eskalation des Atomstreits seit 2007. Staatsmedien sind dem Hardliner gewogen, auch hochrangige Kleriker äußern sich positiv über ihn. In Teilen des Volkes genießt er durch seinen Status als Veteran des Iran-Irak-Kriegs Ansehen, in dem er ein Bein verlor.

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Irans Präsidentschaftskandidaten:Ali Akbar Velayati - der Erfahrene

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Quelle: AFP

An Erfahrung mangelt es Ali Akbar Velayati nicht - er war von 1981 bis 1997 Irans Außenminister, derzeit berät er Chamenei in diplomatischen Fragen. Entsprechend präsentiert sich der 67-jährige Arzt, der ein Krankenhaus im Norden Teherans leitet, als routinierter Staatsmann, der Iran näher, aber nicht zu nahe an die Weltgemeinschaft führen möchte. Konkret wird er dabei nicht - er gilt als loyal zu Chamenei und als Lösung, mit der die Konservativen leben könnten.

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Irans Präsidentschaftskandidaten:Hassan Rohani - Favorit der Reformer

Iran Wahl Rohani

Quelle: AFP

Abgesehen von Dschalili müssen alle Kandidaten damit leben, dass ihre Auftritte plötzlich aus Sicherheitsgründen abgesagt werden und die Medien sie stärker kritisieren als den Favoriten der Mullahs. Am stärksten betroffen davon ist Hassan Rohani, der als gemäßigter Reformkandidat gilt und die Wirtschaftspolitik der amtierenden Regierung anprangert. Mehrere Mitarbeiter des ehemaligen Atom-Unterhändlers wurden bereits festgenommen. Das Staatsfernsehen porträtiert Rohani als unpatriotisch, er könnte dennoch die Reformwilligen im Land hinter sich versammeln und so in die Stichwahl kommen. Dies gilt als Albtraum-Szenario der religiösen Führung.

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Irans Präsidentschaftskandidaten:Mohammed Baqher Ghalibaf - der Rechtsrücker

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Quelle: AFP

Der ehemalige Polizeichef ist seit 2005 Bürgermeister Teherans. Eigentlich gilt er als konservativer Modernisierer, der die öffentliche Infrastruktur der Hauptstadt verbessern konnte. In seiner Präsidentschaftskampagne allerdings agiert er regimetreu und prahlt damit, diverse Proteste niedergeschlagen zu haben - unter anderem die Straßendemonstrationen nach den Wahlen 2009. In der Atomfrage gibt er sich gemäßigt und schlägt vor, eine Garantie abzugeben, dass Irans Nuklearprogramm auch wirklich friedlich ist.

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Irans Präsidentschaftskandidaten:Mohammad Gharazi - der Unbekannte

File photo shows former Iranian Oil Minister and presidential candidate Mohammad Gharazi

Quelle: Reuters

Die Rückkehr des ehemaligen Öl- und Telekommunikationsministers auf die politische Bühne war eine Überraschung. Der 71-Jährige gilt als vorrevolutionärer Weggefährte von Ayatollah Khomeini während dessen Zeit im Exil, danach ein wenig bekannter Funktionär und seit 1997 nicht mehr nennenswert politisch aktiv. Die "Anti-Inflations-Kampagne" zeigt, dass der gemäßigte Konservative den Fokus seines Wahlprogramms auf die Wirtschaftspolitik legt.

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Irans Präsidentschaftskandidaten:Mohsen Rezai

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Quelle: AFP

Interpol sucht den langjährigen Anführer der Revolutionsgarden per Haftbefehl, da er hinter dem Hisbollah-Anschlag auf eine jüdische Einrichtung in Argentinien 1994 stecken soll, bei dem 85 Menschen starben. Rezai gilt als gemäßigt konservativ und Verbündeter Chameneis, sein Fokus richtet sich auf die schlechte Wirtschaftslage des Landes. Bei der letzten Wahl 2009 erhielt er allerdings nicht einmal zwei Prozent der Stimmen.

© Süddeutsche.de/joku
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