Peres über Rohani-Rede in Davos:"Iran ist das Zentrum des Terrors"

Der iranische Präsident Rohani umwirbt in Davos den Westen, stellt "Freundschaft statt Feindschaft" in Aussicht. Doch Israels Präsident Peres kauft Rohani die freundlichen Worte nicht ab - und attackiert ihn scharf. Ministerpräsident Netanjahu wirft dem Iraner Täuschung vor.

Zum ersten Mal seit zehn Jahren hat ein iranischer Regierungschef auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos gesprochen. Von den Hasstiraden seines Vorgängers Mahmud Ahmadinedschad keine Spur, stattdessen machte Rohani gleich zu Beginn seiner Rede klar, er sei da, um eine "Botschaft der Freundschaft" auszusenden. Bereits im Vorfeld hatte er positive Signale an die USA gesandt. Doch Israels Präsident Peres glaubt nicht daran, er bezeichnet Iran als "Zentrum des Terrors". Am Nachmittag trat Israels Ministerpräsident Netanjahu ans Rednerpult. Die Entwicklungen im Überblick:

  • Israel misstraut den freundlichen Worten Rohanis: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete Rohanis "Darbietung" beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos als "Täuschung". Es gehe dem "Regime der Ajatollahs" nur darum, die Sanktionen zu lockern ohne ihr Atomwaffenprogramm aufzugeben. Die Staatengemeinschaft dürfe sich nicht übertölpeln lassen. Das Regime in Teheran rufe nach wie vor zur Zerstörung Israels auf, ließ er noch vor seinem Auftritt auf der WEF-Bühne erklären, wo er dann seine Warnungen wiederholte. Der israelische Präsident Shimon Peres sagte vor Journalisten ebenfalls in Davos, Iran würde ungeachtet schöner Worte weiterhin Terroristen mit Waffen beliefern. "Iran ist das Zentrum des Terrors in unserer Zeit", sagte Peres bei einer eigens wegen der Rohani-Rede angesetzten Pressekonferenz, der Iraner habe "keine Unterstützung für einen Frieden im Nahen Osten zum Ausdruck gebracht". Iran schicke nach wie vor Waffen an die terroristische Organisation Hisbollah im Libanon, die damit Israelis töte. Zweifel äußerte Peres auch an der Beteuerung Rohanis, sein Land strebe auf keinen Fall den Besitz von Atomwaffen an. Es sei nicht zu erkennen, wieso Iran dann weiter an der Entwicklung von Raketen arbeite, die atomar bestückt werden könnten.
  • "Botschaft der Freundschaft": Aufregung herrschte in Davos, als Irans Präsident Hassan Rohani ans Rednerpult tritt. "Ich bin hergekommen, um die Botschaft meines Volkes zu bringen. Eine Botschaft der Freundschaft, der Zusammenarbeit und der friedlichen Koexistenz." Rohani sagt, er trete ein für eine "Sicht der Mäßigung" auf nationaler und globaler Ebene, basierend auf dem Islam.
  • Rohani betont den "friedlichen Charakter" des Atomprogramms: Wie bereits vor der UN-Generalversammlung erklärt Irans Präsident noch einmal, dass sein Land mit seinem Atomprogramm nichts anderes als eine "friedliche Anwendung" im Sinn habe. Andere Darstellungen tut er als Propaganda ab: "Atomwaffen haben in unserer Sicherheitsstrategie keinen Platz."
  • Zum Syrien-Konflikt: Rohani sagt, sein Land unterstütze humanitäre Hilfe für notleidende Syrer und sei auch bereit, zu einer friedlichen Lösung beizutragen. Iran war zunächst zu der Syrien-Friedenskonferenz in Genf ein- und dann wieder ausgeladen worden.
  • Seine Rede beendet Rohani mit einer Einladung an die Welt: "Erleben Sie iranische Gastfreundschaft aus erster Hand." Er appelliert an seine Zuhörer: "Lassen Sie uns nachhaltig Frieden schaffen und eine Welt gestalten ohne Gewalt und Extremismus."
  • Hoffnung auf Frieden: Bereits vor seiner Rede sendet Präsident Hassan Rohani positive Signale an die USA. "Keine Feindschaft dauert für immer, auch keine Freundschaft hält ewig. Also müssen wir Feindseligkeiten in Freundschaft umwandeln", sagte er in einem Interview mit dem öffentlichen Schweizer Fernsehen RTS. Als ein Signal der Entspannung sei auch die Wiedereröffnung der US-Botschaft in Teheran nach mehr als 30 Jahren nicht ausgeschlossen, erklärte Rohani in dem Interview. Die USA hatten ihre diplomatischen Beziehungen zu Iran nach dem Angriff auf ihre Botschaft in Teheran 1979 abgebrochen. Rohani räumt in dem Interview ein, dass die Differenzen zwischen Teheran und Washington immer noch groß seien.
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