Süddeutsche Zeitung

Iranische Trägerrakete:Sorge in USA und Israel

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Der Start einer iranischen Trägerrakete hat die USA und Israel alamiert. Derweil erklärte Iran, der Raketenstart diene rein wissenschaftlichen Zwecken.

Nach dem Start einer weiterentwickelten iranischen Trägerrakete vom Typ Safir Omid (Hoffnungsbote) haben die USA und Israel besorgt reagiert. "Dass die Iraner Raketen entwickeln und testen ist beunruhigend und wirft Fragen über ihre Absichten auf", sagte US-Regierungssprecher Gordon Johndroe. Die Bundesregierung reagierte mit Kritik. Falls die Meldungen über den Raketenstart zutreffen sollten, sei dies kein Beitrag, um zerstörtes Vertrauen zwischen Deutschland und Teheran wieder aufzubauen, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit.

Derweil erklärte der iranische Verteidigungsminister Mostafa Mohammed Nadschar, der Raketenstart diene rein wissenschaftlichen Zwecken. Er warf den "Feinden des Irans" vor, die "wissenschaftlichen Errungenschaften" seines Landes als militärische Schritte zu verunglimpfen. Nach iranischen Angaben stand der Test vom Wochenende im Zusammenhang mit der Vorbereitung eines ersten eigenen Satelliten- Transports in den Weltraum.

In Israel löste der Start gemischte Reaktionen von Besorgnis bis zum Herunterspielen möglicher Gefahren aus. Die israelische Regierung wollte den Test zunächst nicht kommentieren. Der israelische Rundfunk zitierte einen Regierungsbeamten, wonach der Raketenstart kein Grund zur Panik bedeute. Der Test sei eher eine Warnung für Europa als für Israel, das sich bislang schon in Reichweite iranischer ballistischer Raketen befunden habe.

Der ehemalige Direktor der israelischen Raumfahrtbehörde Jizhak Ben-Israel sagte dem Rundfunk, dass der Iran sowohl die USA als auch Israel von einem Angriff auf die eigenen Atomanlagen abhalten wolle.

Die Fähigkeit, Satelliten ins All zu bringen, markiert einen erheblichen Fortschritt im iranischen Raketen- und Raumfahrtprogramm.

Die Technik bildet auch eine Voraussetzung zum Bau strategischer Waffen, die Sprengköpfe an jeden Punkt der Welt transportieren könnten. Das Raketenprogramm Teherans wird daher in vielen Ländern mit Sorge betrachtet. Westliche Regierungen befürchten, dass der Iran unter dem Deckmantel der friedlichen Kernenergie-Nutzung für diese Raketen nukleare Sprengköpfe herstellen will.

Die iranische Nachrichtenagentur IRNA zitierte dagegen Verteidigungsminister Nadschar, es handele sich bei dem Raketen-Start um ein wissenschaftliches Projekt und keineswegs um ein militärisches Unterfangen, wie die Feinde seines Landes behaupteten.

Die jetzt verwendete Rakete vom Typ Safir Omid ist eine Weiterentwicklung der Kavoshgar 1 (Forscher), die erstmals im Februar getestet worden war. Die Bilder vom Start in der Nacht zum Sonntag wurden im iranischen Fernsehen mit patriotischen Liedern unterlegt. 2005 war der erste iranische Satellit noch mit russischer Technik ins All gebracht worden.

Seit Jahren hat der Iran ein strategisches Raketen-Arsenal aufgebaut. Auf der Basis hauptsächlich von Nordkorea gelieferter Scud-Raketen wurden bis zu 750 Schahab ("Komet")-Kurzstrecken-Raketen entwickelt. Schahab-1 und Schahab-2 haben mehrere hundert Kilometer Reichweite. Bis zu 2000 Kilometer - und damit weit über Israel hinaus bis in den Mittelmeerraum - reicht die aus der nordkoreanischen Nadong entwickelte Schahab-3. An einer noch weiter reichenden Schahab-4-Rakete wird nach iranischen Angaben bereits gebaut.

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dpa/woja
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