Iranerin Sakineh Ashtiani:Falsche Hoffnung auf die Freiheit

Seit 2006 sitzt die Iranerin Sakineh Ashtiani wegen angeblichen Ehebruchs und der Beihilfe zum Mord an ihrem Ehemann im Gefängnis. Fast sah es so aus, als ob sie bald freikommen würde - doch daraus wurde nichts. Eine Chronologie.

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Seit 2006 sitzt die Iranerin Sakineh Ashtiani wegen angeblichen Ehebruchs und der Beihilfe zum Mord an ihrem Ehemann im Gefängnis. Fast sah es so aus, als ob sie bald freikommen würde - doch daraus wurde nichts.

Die zuletzt vom staatlichen iranischen Sender Press TV veröffentlichten Fotos zeigen die inzwischen 43-jährige Ashtiani in einer Art Pseudo-Dokumentation, in der sie den Mord an ihrem Ehemann Ebrahim Ghaderzadeh nachstellen muss. Möglicherweise glaubt Ashtiani, dass sie für ihre Mitwirkung bei der Sendung begnadigt werden könnte. Nach wie vor droht ihr die Todesstrafe.

Zum Tode verurteilte Iranerin Ashtiani ist frei

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Auf dem ältesten bekannten Foto Ashtianis blickt eine Frau mit schwarzem Schleier melancholisch in die Kamera. Als die Iranerin im Mai 2006 zum ersten Mal von einem Gericht in der Stadt Täbris verurteilt wurde, war von der Todesstrafe noch keine Rede. 

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Ashtiani (hier auf einem von Press TV veröffentlichtem Foto vor ihrem Haus in der Stadt Osku) wurde vorgeworfen, "unerlaubte Beziehungen" zu zwei Männern gehabt zu haben. Wegen des angeblichen Ehebruchs wurde sie zu 99 Peitschenschlägen verurteilt. Diese Strafe erhielt sie wenig später.

Sakineh Mohammadi Ashtiani

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Von Anfang an war Ashtiani aber auch beschuldigt worden, Mitschuld am Tod ihres Ehemannes Ebrahim Ghaderzadeh im Jahr 2005 zu haben. Der Vorwurf lautete, sie habe ihren Mann im gemeinsamen Haus mit Beruhigungsmitteln betäubt, damit ihn dessen Cousin Issa Taheri mit einem Stromstoß ermorden konnte. Allerdings hatte Taheri den Mord gestanden und alle Schuld auf sich genommen.

Sakineh Mohammadi Ashtiani, sentenced to death for adultery, poses for a picture in the yard of her home in Oskou

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Im September 2006 wurde der Prozess dann neu aufgerollt. Grund war eine Verhandlung vor dem Berufungsgericht, wo sich einer von Ashtianis angeblichen Liebhabern wegen des Verdachts der Beteiligung am Mord an ihrem Ehemann verantworten musste. Ashtiani zog während des Prozesses ihr Geständnis, Ehebruch begangen zu haben, zurück. Sie erklärte, man habe sie zu der Aussage gezwungen.

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Trotzdem wurde sie erneut wegen Ehebruchs verurteilt - diesmal zum Tod durch Steinigung. Ein Berufungsverfahren vor dem iranischen Obersten Gericht im Jahr 2007 scheiterte ebenso wie zwei Gnadengesuche bei der Kommission für Amnestien. Als kein Ausweg mehr blieb, starteten Ashtianis Kinder - ihre Tochter Farideh und ihr Sohn Sadsched (rechts) - eine Kampagne, um das Leben der Mutter zu retten.

Sakineh Mohammadi Ashtiani

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Sie stellten ein Foto ihrer Mutter ins Internet und appellierten an "die Menschen auf der ganzen Welt", ihnen beizustehen und gegen Ashtianis Steinigung zu kämpfen: "Helft uns zu verhindern, dass dieser Albtraum zur Realität wird. Rettet unsere Mutter. [...] Worte können unsere Angst nicht beschreiben ...", schrieben sie im Internet.

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Die Kampagne fand weltweit großes Echo, zahlreiche Menschenrechtsgruppen und Einzelpersonen protestierten für eine Aufhebung der Todesstrafe gegen Ashtiani (wie hier in London). Die für Juli 2010 geplante Hinrichtung wurde daraufhin verschoben.

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Allerdings wurde das Urteil nicht aufgehoben. Die iranische Botschaft erklärte im Juli, Ashtiani werde "nicht durch Steinigung hingerichtet werden". Das ließ die Möglichkeit einer anderen Hinrichtungsmethode offen. Ashtianis Anwalt Mohammed Mostafai musste nach einem gegen ihn verhängten Haftbefehl nach Norwegen fliehen. Daraufhin setzten sich weltweit die Demonstrationen für Ashtianis Freilassung fort (wie hier vor der iranischen Botschaft in Rom).

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Das iranische Fernsehen sendete im August ein angebliches Geständnis Ashtianis, das ihrem neuen Anwalt Houtan Kian zufolge allerdings unter Folter erzwungen worden war. Gut einen Monat später widersprach Ashtiani dieser Deutung in einem neuerlichen Fernsehauftritt - ihre Kinder und ihr Anwalt erklärten aber, auch dieses zweite Geständnis sei Asthiani mit Gewalt abgepresst worden.

Deutsche Journalisten im Iran festgenommen

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Ihr Anwalt Houtan Kian wurde am 10. Oktober 2010 gemeinsam mit ihrem Sohn und zwei deutschen Journalisten verhaftet. Die Reporter der Bild am Sonntag wollten ein Interview mit den beiden führen und waren ohne offizielle Akkreditierung nach Iran eingereist. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Ramin Mehmanparast (Bild), bestätigte die Festnahmen.

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Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Fars erklärte der iranische Justizsprecher Malek Ajdar Scharifi, die beiden Deutschen hätten sich der Spionage schuldig gemacht: "Die Deutschen kamen mit Touristenvisa in den Iran, aber ihre Aktivitäten hier haben gezeigt, dass ihr Ziel Spionage und die Übermittlung von Informationen war", erklärte Scharifi. Noch am Tag der Festnahme protestierten zahlreiche Menschen anlässlich des Tags gegen die Todesstrafe erneut für Ashtianis Freilassung (wie hier vor dem Centre Pompidou in Paris). 

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Auch einen Tag später setzten sich die Proteste (wie hier in Marokko) fort. Die beiden deutschen Journalisten wurden gemeinsam mit Ashtiani am 16. November im iranischen Fernsehen gezeigt. Alle drei sprachen von "Fehlern", die sie gemacht hätten. Die Journalisten warfen der in Deutschland lebenden iranischen Menschenrechtlerin Mina Ahadi vor, sie getäuscht zu haben. Ahadi hatte den beiden den Kontakt zu Ashtianis Anwalt und ihrem Sohn vermittelt. Sie erklärte dagegen, die Journalisten seien vor ihren Aussagen wahrscheinlich ebenfalls unter Druck gesetzt worden. Am 8. Dezember stellte Iran in Aussicht, die deutschen Journalisten bald freizulassen. An Weihnachten könnten die beiden vielleicht schon wieder bei ihren Familien sein, so ein Sprecher des iranischen Außenministeriums.

Sakineh Mohammadi Ashtiani

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Einen Tag später erklärte Ahadi, ihren Informationen zufolge seien Ashtiani und ihr Sohn auf freiem Fuß. Am darauffolgenden Tag widerrief sie diese Aussage aber: Sie habe lediglich Hinweise, dass Ashtiani bald freigelassen werden könnte. Scheinbar hatte Ahadi ihre Vermutung auch auf die Bilder Ashtianis gestützt, die sie mit ihrem Sohn zusammen und vor ihrem Haus zeigen. Press TV dementierte die Gerüchte, diese Fotos zeigten Ashtiani in Freiheit, und wies auf die "Rekonstruktion des Verbrechens" hin, für die ein Team der Justizbehörde Ashtiani an den Tatort zurückgebracht hätten. Wenig später wurde diese "Rekonstruktion" ausgestrahlt.

German reporters in Tabriz in north-western Iran

Quelle: dpa

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Dort waren auch die beiden deutschen Reporter zu sehen, die nach wie vor in Iran festgehalten werden. Die Bilder zeigen sie in einem Café in Täbris und später bei einem Gespräch im Anwaltsbüro, wo offensichtlich das Interview mit Ashtianis Anwalt und ihrem Sohn nachgestellt wurde. Die Journalisten wollten nicht vor der Kamera sprechen. In der Sendung wurden auch keine neuen Aussagen dazu gemacht, ob die beiden Deutschen tatsächlich noch vor Weihnachten freigelassen werden.

Sakineh Mohammadi Ashtiani, sentenced to death for adultery, poses for a picture before an interview with Iran's English language news station Press TV in Tabriz

Quelle: REUTERS

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Ob Sakineh Ashtiani auf eine Begnadigung hoffen kann, bleibt ebenfalls unklar. Der Mörder ihres Ehemannes ist auf freiem Fuß - die Kinder Ashtianis hatten ihm verziehen, was nach islamischem Recht eine Ermäßigung der Strafe möglich macht. Für die Freilassung ihrer Mutter kämpfen sie bislang ohne Erfolg.

© sueddeutsche.de/hild
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