Iran-Verhandlungen:US-Konzerne wollen alte Kontakte wiederbeleben

Der Prozess politischer Entspannung ist lang und mühsam. Die Unternehmer in Iran und den USA hingegen können es kaum erwarten, wieder miteinander ins Geschäft zu kommen. Den Republikanern geht das zu schnell.

Von Nicolas Richter, Washington

Gerade erst war der Besuch des iranischen Präsidenten Hassan Rohani in New York vorbei, an dessen Ende er mit Barack Obama telefoniert hatte, da meldete sich ein Unternehmer aus dem US-Bundesstaat Maryland. Mit Rohanis Stabschef habe er vereinbart, sofort eine Handelskammer namens "Iran America Chamber of Commerce" zu gründen, um Firmen zu beraten, erklärte Ekram Manafzadeh, ein iranischstämmiger Amerikaner. Die USA, empfahl er, sollten den Iranern als Erstes gebrauchte Flugzeuge verkaufen.

Der Prozess politischer Entspannung mag lang und mühsam sein - die Unternehmer auf beiden Seiten hingegen können kaum darauf warten, dass sie wieder miteinander ins Geschäft kommen dürfen. Manager klagen seit Jahren über die immer strengeren US- und UN-Sanktionen, und über den Preis, den nicht zuletzt die amerikanische Wirtschaft dafür zahlt. Sie vermuten, dass US-Konzernen wie Boeing, General Motors, Monsanto oder der Öl- und Gasbranche erhebliche Umsätze entgehen.

Der frühere Navy-Offizier Chris Harmer vom Institute for the Study of War schätzt den Betrag auf 25 Milliarden Dollar pro Jahr. Die langjährigen Sanktionen haben Iran aus seiner Sicht zwar wirtschaftlich geschadet, politisch aber nicht viel verändert und das Regime im Gegenteil eher noch gestärkt.

Amerikanische Unternehmen sehen sich im Nachteil

Die amerikanischen Sanktionen gehen weit über das hinaus, was die Vereinten Nationen verhängt haben, und US-Unternehmen bleibt kaum noch eine legale Möglichkeit, überhaupt mit Iran zu handeln. US-Lobbyisten bemängeln, dass Iran deswegen nicht etwa isoliert sei, sondern sich bloß andere Handelspartner gesucht habe.

Während General Motors keine Autos nach Iran verkaufen darf, beherrschen japanische oder französische Konzerne den iranischen Importmarkt. "Was den iranischen Markt betrifft, sind eigentlich nur wir Amerikaner isoliert", sagt Harmer.

Im Kongress aber sehen das etliche Politiker anders. Gerade die Republikaner, die sich sonst sehr wirtschaftsfreundlich geben, lehnen im Falle Irans eine übereilte Entspannung ab. Robert Corker, ein republikanischer Senator, möchte es US-Präsident Barack Obama per Gesetz verbieten, die bestehenden Sanktionen zu mildern. Nach bisheriger Gesetzeslage kann der Präsident nach eigenem Ermessen bestimmte US-Sanktionen aussetzen.

Corker verlangt im Gegenzug für eine Lockerung deutlich mehr Zugeständnisse, als Iran derzeit in Genf anbietet. Corker und andere Falken wie John McCain, aber auch einige Demokraten im Parlament befürchten, dass der Präsident dem iranischen Feind zu schnell zu weit entgegenkommt. Das Weiße Haus fordert dagegen eine Sanktionspause, um mit Teheran einen dauerhaften Ausgleich finden zu können.

Nie waren die US-Sanktionen gegenüber Iran so drastisch wie heute, doch Obamas Ziel ist es immer gewesen, zu verhandeln und den Konflikt am Ende friedlich zu lösen. Die amerikanische Industrie hat sich deswegen längst in Stellung gebracht, um in den iranischen Markt zurückzukehren. Amerikanische und iranische Geschäftsleute haben während des zehnjährigen Atomkonflikts unbeirrt und heimlich ihre Kontakte gepflegt. Seit der Wahl des gemäßigten Präsidenten Rohani tun sie es noch mehr.

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