Die US-Regierung hat Iran Medienberichten zufolge vor einem weiteren Angriff auf Israel gewarnt. Sollte Teheran wie angekündigt erneut Israel angreifen, könne Washington die Regierung in Jerusalem kaum noch zur Zurückhaltung bewegen, berichtete die US-Nachrichtenseite Axios unter Berufung auf einen US-Beamten und einen ehemaligen israelischen Funktionär. Der zu der israelischen Zeitung The Jerusalem Post gehörende Onlinedienst Walla berichtete seinerseits, die US-Regierung habe Iran über Schweizer Diplomaten gewarnt, sie könne im Falle eines iranischen Angriffs die israelischen Streitkräfte nicht erneut dazu bewegen, sich auf einen relativ begrenzten und präzisen Gegenschlag zu beschränken. Die Warnung stellte einen seltenen Kontakt zwischen den beiden verfeindeten Ländern USA und Iran dar.
Irans Religionsführer Ayatollah Ali Chamenei hatte zuvor wegen der jüngsten militärischen Konfrontationen seinen Erzfeinden Israel und USA mit einer entschiedenen Antwort gedroht. „Die Feinde, ob das zionistische Regime oder Amerika, werden sicher eine vernichtende Antwort auf das erhalten, was sie Iran und der Widerstandsfront entgegenbringen“, sagte Chamenei. Ob damit auch eine militärische Antwort auf den israelischen Vergeltungsangriff vor einer Woche gemeint war, blieb zunächst offen.
Israel hatte in der vergangenen Woche mehrere Militäranlagen und das Flugabwehrsystem in Iran angegriffen. Damit reagierte es auf eine Attacke Irans mit rund 200 Raketen Anfang Oktober. Zuletzt hatten mehrere ranghohe Beamte und Militärs in Iran gesagt, der israelische Angriff werde nicht unbeantwortet bleiben.
Derweil hat das israelische Militär nach eigenen Angaben in der nordlibanesischen Küstenstadt Batrun ein hochrangiges Hisbollah-Mitglied gefangengenommen. Der Mann sei auf israelisches Territorium gebracht worden und werde zurzeit verhört. Der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA zufolge meldeten Anwohner, dass Militäreinheiten im Morgengrauen eine Person entführt hätten. Eine „nicht identifizierte Militäreinheit“ habe eine „Seelandung“ in Batrun ausgeführt. Sie hätten den Entführten zum Strand gebracht und seien von dort mit einem Schnellboot aufs offene Meer gefahren. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, die betroffene Person sei in Waffenschmuggel der Hisbollah zwischen Libanon und Syrien involviert gewesen.
Angesichts der wachsenden Spannungen im Nahen Osten verlegten die USA Langstreckenbomber vom Typ B-52 in die Region. Zuletzt hatte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die Entsendung zusätzlicher Kriegsschiffe zur Raketenabwehr, eines Jagdgeschwaders sowie von Tankflugzeugen und mehreren B-52-Langstreckenbombern in die Region genehmigt.