Rotes Meer:Iranischer Tanker möglicherweise von Raketen getroffen

  • Auf einem iranischen Öltanker hat es offenbar zwei Explosionen gegeben.
  • Der Tanker Sabiti wurde womöglich von Raketen aus Richtung Saudi-Arabien getroffen.
  • Die Spannungen zwischen Iran und Saudi-Arabien wurden zuletzt deutlich verschärft.

Von Paul-Anton Krüger

Auf einem iranischen Öltanker im Roten Meer ist es am Morgen zu zwei separaten Explosionen gekommen, wie iranische Staatsmedien berichteten. Nach Angaben der Nationalen Iranischen Tankergesellschaft (NITC) handelt es sich um den Rohöltanker Sabiti. Das 274 Meter lange Schiff sei möglicherweise von Raketen getroffen worden, hieß es in einer Mitteilung weiter.

Saheb Sadeghi, ein Sprecher die NITC, sagte in einem Telefonat mit dem staatlichen englischsprachigen Sender PressTV, dass die Raketen aus Richtung Saudi-Arabien gekommen seien. Belege für einen Beschuss gab es zunächst nicht. Im Laufe des Freitags zog die NITC ihre Darstellung des Vorfalls zurück. Ein Sprecher sagte, die Ursache der Explosionen sei unklar.

Der Sprecher des Außenministeriums in Teheran, Abbas Moussavi, sagte, der Tanker sei zwei Mal von einem Ort nahe der Schifffahrtstraße im östlichen Roten Meer getroffen worden. Er ließ damit offen, ob ein möglicher Angriff von der Küste ausgegangen sein könnte oder etwa von einem Boot. Inseln gibt es in dem Seegebiet nicht. Die Untersuchungen zu den Details und Urhebern dieses "gefährlichen Aktes" dauerten an. Er machte sich damit eine Schuldzuweisung in Richtung Saudi-Arabien nicht zu eigen.

Anrainerstaaten bemühen sich um Entspannung am Persischen Golf

Die Spannungen zwischen Iran auf der einen und den USA sowie deren Verbündeten wie Saudi-Arabien auf der anderen Seite waren in den vergangenen Wochen bis an den Rand eines Krieges eskaliert. Washington und Riad machen die Revolutionsgarden für Attacken mit Minen auf insgesamt sechs Tanker im Golf von Oman und der Straße von Hormus im Mai und Juni verantwortlich ebenso wie für einen Angriff mit Drohnen und Marschflugkörpern auf ein Ölfeld und eine wichtige Anlage zur Ölverarbeitung in Saudi-Arabien. Iran hatte zudem eine US-Aufklärungsdrohne über der Straße von Hormus abgeschossen.

US-Präsident Donald Trump hatte einen bereits befohlenen Vergeltungsangriff in letzter Minute gestoppt. Auch hat Saudi-Arabien bislang nicht militärisch auf den Angriff auf seine Ölindustrie reagiert. Es gab im Gegenteil etliche Anzeichen, dass sich die Anrainerstaaten des Persischen Golfs um Entspannung bemühen. Trump hatte sich während der UN-Generalversammlung mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani treffen wollen, wozu der jedoch nur bereit gewesen wäre, wenn Trump zuvor die Sanktionen gegen Iran zumindest ausgesetzt hätte.

Öl läuft ins Meer

Das möglicherweise getroffene Schiff befand sich zur Zeit der Detonationen um 5.00 Uhr und 5.20 Uhr morgens öffentlich zugänglichen Transponderdaten zufolge 115 Kilometer von der Küste Saudi-Arabiens entfernt südwestlich der Hafenstadt Dschidda. Die Nachrichtenagentur des iranischen Ölministeriums, Shana, dementierte Berichte, wonach das Schiff in Brand stehe und verbreitete Fotos des Tankers, die von der Brücke aus aufgenommen wurden und einen Datumsstempel des heutigen Tages tragen. Ihre Echtheit ließ sich unabhängig nicht verifizieren, Schäden sind darauf nicht erkennbar. Allerdings zeigen die Aufnahmen nur das Deck, nicht die Bordwände.

Laut der NITC gab es keine Verletzten an Bord. Die beiden Haupttanks des Schiffs seien beschädigt worden, und es laufe Öl aus. Zunächst hatte es geheißen, der Austritt sei gestoppt worden, später hieß es aber, dass wieder Öl ins Meer gelange. Das Schiff sei aber stabil. Nach den Transponderdaten und den Fotos fuhr es weiter. Aus Saudi-Arabien gab es zunächst keine Informationen über das Geschehen. Ein Sprecher der Fünften Flotte der US-Marine sagte, er kenne die Berichte. Einen weiteren Kommentar lehnte er ab.

Zur SZ-Startseite
Nach Angriff auf Ölanlagen in Saudi-Arabien

MeinungKonflikt mit Iran
:Europa muss Härte zeigen - und dennoch vermitteln

Nach Tagen der Zurückhaltung positionieren Merkel, Macron und Johnson sich sehr eindeutig gegenüber Iran - und machen das Land verantwortlich für Angriffe auf saudische Ölanlagen. Das kommt überraschend, ist aber notwendig.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: