Süddeutsche Zeitung

Iran:Entspannung im Streit um festgesetzten Tanker in Sicht

  • Sowohl Iran als auch Großbritannien bemühen sich offenbar um Deeskalation.
  • Sollte Iran zusichern, dass die Ladung nicht für Syrien bestimmt ist, will Großbritannien den in Gibraltar festgesetzten Supertanker wieder freigeben.
  • Möglicherweise könnte der Tanker-Streit auch einer in Iran inhaftierten Britin helfen.

Der britische Außenminister Jeremy Hunt stellte eine Freigabe des Schiffes durch die Behörden in dem britischen Überseegebiet in Aussicht. Dafür solle der Iran zusichern, dass die Ladung des Tankers nicht für Syrien bestimmt ist. Das teilte Hunt am Samstag nach einem Telefongespräch mit seinem iranischen Kollegen Mohamed Dschawad Sarif per Kurznachrichtendienst Twitter mit. Sarif habe dabei versichert, dass der Iran das Problem lösen wolle und keine Eskalation suche.

Das iranische Außenministerium in Teheran bestätigte auf seiner Webseite den Telefonkontakt der beiden Minister. "Wir hoffen, dass die rechtlichen Ermittlungen in Gibraltar schon sehr bald zur Freigabe des iranischen Tankers führen werden", wurde der iranische Chefdiplomat zitiert.

Die Behörden in Gibraltar und die britische Royal Navy hatten den unter der Flagge Panamas fahrenden Supertanker "Grace 1" in der vergangenen Woche vor Gibraltar wegen des Verdachts auf illegale Öllieferungen nach Syrien festgesetzt. Der Kapitän und drei weitere Mitglieder der Besatzung wurden vorübergehend festgenommen, aber inzwischen wieder gegen Kaution freigelassen.

Kommt auch Bewegung in Streit um inhaftierte Britin?

Iran protestierte gegen das Vorgehen der britischen Behörden, bestellte mehrmals den Botschafter ein und forderte, das Schiff sofort weiterfahren zu lassen. Der Oberste Gerichtshof in Gibraltar ordnete jedoch an, dass das Schiff mindestens bis zum 21. Juli nicht wieder auslaufen darf. Der Iran bestreitet, dass die Öllieferung für Syrien bestimmt war, gibt aber auch nicht an, was stattdessen das Ziel des Supertankers gewesen sein soll. Verschärft wurde der Streit durch einen Zwischenfall mit einem britischen Tanker in der Straße von Hormus am Mittwoch. Britischen Angaben zufolge hatten dort drei iranische Boote versucht, das britische Handelsschiff an der Durchfahrt zu hindern. Eine britische Fregatte zwang sie jedoch zum Abdrehen. Teheran bestritt, etwas mit dem Vorfall zu tun zu haben.

Möglicherweise könnte der Tanker-Streit auch einer in Iran inhaftierten Britin helfen. Hunt und Sarif sprachen nach Angaben aus Teheran auch über die seit über drei Jahren im Iran inhaftierte Nazanin Zaghari-Ratcliffe. Sarif habe betont, dass Verurteilung der Frau, die auch die iranische Staatsbürgerschaft besitzt, rechtliche einwandfrei sei. "Der Iran erwartet daher, dass auch Großbritannien das iranische Recht und die Unabhängigkeit der Justiz respektiert", fügte Sarif hinzu. In den vergangenen Tagen kursierten Gerüchte, dass der Iran die 41-jährige Projektmanagerin der Thomson Reuters Stiftung im Gegenzug für die Freigabe des Tankers freilassen könnte.

Zaghari-Ratcliffe war nach einem Privatbesuch bei ihren Eltern im April 2016 verhaftet worden. Ihr werden Verschwörung, Zusammenarbeit mit westlichen Geheimdiensten und Spionage vorgeworfen. Die Doppelstaatlerin hat alle Vorwürfe zurückgewiesen, wurde aber trotzdem zu fünf Jahren Haft verurteilt. Alle diplomatischen Bemühungen der britischen Regierung, sie vorzeitig frei zu bekommen, sind bisher gescheitert.

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