Süddeutsche Zeitung

Iran:Spekulationen über Explosion in Atomanlage

Schon vor Tagen soll sich in der iranischen Nuklearanlage von Fordo eine schwere Explosion ereignet haben. Angeblich sind 190 Menschen seither von der Umwelt abgeschlossen. Die iranische Regierung dementiert die Berichte.

Die iranische Atomanlage von Fordo liegt in der Nähe der Stadt Qom - rund 150 Kilometer von Teheran. Sie ist tief in einen Berg gegraben worden, um sie unangreifbar zu machen. Am vergangenen Montag soll sich dort nun eine schwere Explosion ereignet haben. Weite Teile der Anlage zur Anreicherung von Uran sollen dabei zerstört worden sein.

Bislang gibt es dafür keine offizielle Bestätigung - fast alle Berichte über die Explosion beziehen sich auf die straff konservative US-Nachrichtenwebseite WND. Allerdings will nun auch die Welt am Sonntag (Wams) "von einem Iran-Experten mit Geheimdienstkontakten" bestätigt bekommen haben, dass die Explosion sich tatsächlich ereignet habe.

Dessen Informationen zufolge seien nicht - wie bei WND gemeldet - 240, sondern 190 Arbeiter in der Nuklearanlage von der Außenwelt abgeschlossen worden.

Der Iran hat die Medienberichte zurückgewiesen. Bei diesen Meldungen handele es sich um "westliche Propaganda", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Montag den Vize-Chef der iranischen Atom-Energiebehörde, Said Schamseddin Bar Brudi. Auch der Chef des Sicherheitskomitees des Parlaments, Alaeddin Borudscherdi, dementierte die Berichte.

Furcht vor der Bombe

Die Explosion soll in einem Umkreis von etwa fünf Kilometern noch Gebäude erschüttert haben. Die Wams berichtet weiter, dass iranische Sicherheitskräfte einen Sicherheitskordon mit einem Radius von 24 Kilometern um die Anlage herum errichtet hätten. Auch die Autobahn von Qom nach Teheran sei über Stunden hinweg geschlossen worden.

Bis Mittwoch hätten Rettungsmannschaften erfolglos probiert, zu den Eingeschlossenen vorzudringen. Die Explosion soll dem Bericht zufolge zwei Aufzüge lahmgelegt haben, die zu der 90 Meter tief im Fels gelegenen Anlage geführt hätten.

Die Anlage von Fordo ist noch nicht lange in Betrieb. Im November 2012 hatte es geheißen, dass nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die Anlage vollständig ausgerüstet sei. Mit ihrer Hilfe sei Iran technisch in der Lage, seine Produktion von 20-prozentig angereichertem Uran zu verdoppeln. Fordo ermögliche es also Teheran, die für die Herstellung einer Atomwaffe notwendige Menge Uran sehr viel schneller zu bekommen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf unterdessen Teheran vor, einen neuen Holocaust anzustreben. "Die iranische Führung leugnet Tag für Tag die Schoah, vor den Vereinten Nationen und auf jeder anderen Bühne, während sie einen neuen Holocaust vorbereitet - die Zerstörung des jüdischen Staates", sagte er am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. "Wir nehmen die (iranischen) Drohungen nicht auf die leichte Schulter und wir werden sie verhindern."

Die israelische Zeitung Jediot Achronot berichtete am Sonntag unter Berufung auf westliche Geheimdienstexperten, 2013 werde nicht das Entscheidungsjahr im Atomstreit werden. Man rechne damit, dass der Iran frühestens in zwei Jahren die Fähigkeit zum Bau einer Atombombe habe. Netanjahu hatte gewarnt, Teheran könne die entscheidende "rote Linie" im ersten Halbjahr 2013 überschreiten.

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