Internationale Reaktionen:USA und EU bekunden Beileid zum Tod von Raisi

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Auf dem Titelbild einer iranischen Zeitung ist Staatspräsident Ebrahim Raisi zu sehen. (Foto: Majid Asgaripour/Reuters)

Die westlichen Staaten reihen sich in die Trauerbotschaften aus Russland, China und der arabischen Welt ein. In Iran herrscht offiziell Staatstrauer, doch Regimegegner feiern Raisis Tod.

Beim Absturz ihres Hubschraubers sind der iranische Präsident Ebrahim Raisi und sein Außenminister Hussein Amir-Abdollahian am Sonntag ums Leben gekommen. Irans Religionsführer Ayatollah Ali Chamenei ordnete fünf Tage Staatstrauer an. Doch im Land und unter Exil-Iranern gibt es auch Jubel über den Tod des Staatspräsidenten. Darauf deuten Freudenfeuerwerke sowie zahlreiche Social-Media-Postings hin.

Regimegegner stellten beispielsweise ein Video ins Internet, das Menschen zeigt, die Süßigkeiten verteilen, um den Tod des Präsidenten zu feiern. Laila, eine 21-jährige Studentin aus Teheran, sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon, Raisis Tod mache sie nicht traurig, denn der Präsident habe ein rigoroses Vorgehen gegen Frauen angeordnet, die sich nicht verschleiern: "Aber ich bin traurig, weil selbst mit Raisis Tod sich dieses Regime nicht ändern wird."

Während sich politische Verbündete der autoritär regierten Islamischen Republik bestürzt äußerten, reagierte der Westen eher zurückhaltend. Etliche Staatschefs äußerten sich überhaupt nicht. Von der Bundesregierung gab es zunächst keine Stellungnahme. Die Reaktionen im Überblick:

US-Außenminister Antony Blinken teilte in einer schriftlichen Stellungnahme mit, die Vereinigten Staaten bekundeten ihr "offizielles Beileid" zum Tod des iranischen Präsidenten und weiterer Regierungsmitglieder: "Während Iran einen neuen Präsidenten wählt, bekräftigen wir unsere Unterstützung für das iranische Volk und seinen Kampf für Menschenrechte und Grundfreiheiten."

UN-Generalsekretär António Guterres sprach den Familien der Verstorbenen sowie der Regierung und dem Volk der Islamischen Republik Iran sein "aufrichtiges Beileid" aus.

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Im Namen der EU äußerte sich Ratschef Charles Michel: "Die EU drückt ihr aufrichtiges Beileid zum Tod von Präsident Raisi und Außenminister Amir-Abdollahian sowie anderer Mitglieder ihrer Delegation und der Besatzung bei einem Hubschrauberunfall aus", schrieb Michel am Montag auf seinem offiziellen Account auf X. "Unsere Gedanken sind bei den Familien." Die EU hatte erst vergangene Woche ihre bisherigen Sanktionen gegen Iran ausgeweitet. Hintergrund ist insbesondere der iranische Großangriff auf Israel mit Drohnen und Raketen Mitte April, der auf eine mutmaßlich israelische Attacke auf die iranische Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus folgte. Auch wegen schwerer Menschenrechtsverstöße hat die EU Sanktionen gegen das Land verhängt.

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat ihr Beileid zum Tod von Raisi ausgesprochen. "Ich möchte meine Solidarität und die Solidarität Italiens mit der iranischen Regierung und dem iranischen Volk zum Ausdruck bringen", sagte sie am Montag beim privaten Sender Canale 5. Angesichts des Vorfalls sei sie in ständigem Kontakt mit europäischen Partnern sowie den Verbündeten der G-7-Gruppe. Italien hat derzeit den Vorsitz der Gruppe der sieben großen Industrienationen inne.

Vom französischen Außenministerium hieß es in einer Mitteilung: "Frankreich spricht der Islamischen Republik Iran sein Beileid nach dem Tod von Präsident Ebrahim Raisi, Außenminister Hussein Amir-Abdollahian und ihren Begleitern aus." Man denke auch an die Familien der Opfer.

Papst Franziskus bekundete in einem Telegramm seine Anteilnahme zum Tod aller Passagiere, die bei dem Helikopterabsturz ums Leben kamen. Er bete für die Angehörigen und vertraue die Seelen der Toten der Barmherzigkeit des Allmächtigen an, schrieb der Papst an Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei.

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Der Präsident Aserbaidschans zeigt sich bestürzt

Zur Ursache des Unglücks gab es zunächst keine offiziellen Informationen. Raisi war am Sonntagnachmittag zusammen mit dem Außenminister auf der Rückreise von einem Treffen mit dem Präsidenten von Aserbaidschan, Ilham Aliyev, als ihre Maschine bei dichtem Nebel vom Radar verschwand. Aliyev zeigte sich bestürzt über den Tod seinen iranischen Kollegen: "Mit Präsident Ebrahim Raisi hat das iranische Volk einen herausragenden Staatsmann verloren, der seinem Land sein ganzes Leben lang mit Hingabe und Einsatz gedient hat. Sein Andenken wird immer in unseren Herzen weiterleben", hieß es in einem am Montag in Baku veröffentlichten Beileidstelegramm Aliyevs an den iranischen Religionsführer Ayatollah Ali Chamenei.

Der aserbaidschanische Präsident war der letzte Staatsmann, der Raisi lebend gesehen hatte. Auf der Internetseite Aliyevs gab es Fotos und ein Video von dem "historischen Besuch". "An diesem traurigen Tag wünsche ich dem Allmächtigen, dass er dem freundlichen und brüderlichen iranischen Volk Geduld schenkt. Ich persönlich und im Namen des aserbaidschanischen Volkes spreche ich Ihnen, den Familien und Angehörigen der Opfer und Ihrem ganzen Volk mein tiefes Beileid aus und teile Ihre Trauer", schrieb Aliyev weiter.

Aus der arabischen Welt kommen nach dem Tod des iranischen Präsidenten und seines Außenministers zahlreiche Beileidsbekundungen. Der katarische Emir Tamim bin Hamad al-Thani schrieb auf X, über "sein aufrichtiges Beileid an die Regierung und das Volk der Islamischen Republik Iran". Ägypten trauere um Präsident Raisi und die weiteren Opfer des Unfalls, hieß es in einer Erklärung des Regierungssprechers. Der jordanische König, König Abdullah II., bekundete seine Solidarität mit dem iranischen Volk. Sein "tiefstes Beileid gelte den Brüdern, der Führung, der Regierung und dem Volk der Islamischen Republik Iran zum Tod von Bruder Präsident Ebrahim Raisi".

Der mit Iran verbündete syrische Machthaber Baschar al-Assad äußerte sich ähnlich. Er drückte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana sein Beileid für "diesen schmerzlichen Vorfall und dem daraus resultierenden großen Verlust aus". Syriens Regierung ist direkt mit Iran verbündet. Auch die Regierung in Bagdad im Irak bekundete Mitgefühl. Der geschäftsführende Ministerpräsident in Libanon, Nadschib Mikati, ordnete laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA drei Tage Staatstrauer an. In Libanon zählen die Hisbollah und in Jemen die Huthi-Milizen zur sogenannten "Achse des Widerstands", die Iran gegen Israel aufgebaut hat.

Die Hisbollah in Libanon erklärte, Raisi sei ein großer Unterstützer und "ein überzeugter Verfechter unserer Anliegen, insbesondere in Jerusalem und in Palästina" gewesen. Ähnliche Worte kamen von den Huthi in Jemen. Der Tod Raisis sei "nicht nur ein Verlust für Iran, sondern für die gesamte islamische Nation, Palästina und Gaza", erklärte ein Sprecher auf X. Iran erhält seinen militärischen Einfluss in der Region vor allem auch durch die Unterstützung von proiranischen Milizen oder politische Bewegungen.

Irans Nachbarland Pakistan rief indes einen Tag der Trauer aus. Das schrieb der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif am Montag auf der Online-Plattform X. Das Land würde "als Zeichen des Respekts für Präsident Raisi und seine Weggefährten und aus Solidarität mit dem brüderlichen Iran" die Flagge auf halbmast hissen. Auch der inhaftierte Ex-Premier Imran Khan kondolierte auf X. "Mit tiefer Trauer haben wir vom tragischen Tod von Präsident Ebrahim Raisi und Außenminister Hossein Amir-Abdollahian bei einem Hubschrauberabsturz erfahren", schrieb er. "Sie standen an der Spitze der entschlossenen Unterstützung ihres Landes für das bedrängte palästinensische Volk." Erst im April hatten die benachbarten Staaten bei einem Besuch Raisis in Islamabad ihre Beziehungen zueinander vertieft. Anfang des Jahres hatte Pakistan und Iran sich gegenseitigen militärisch attackiert.

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Auch die radikal-islamische Palästinenser-Organisation Hamas würdigte Raisi als wichtigen Unterstützer im Kampf gegen Israel. Raisi habe dem palästinensischen Volk wertvolle Hilfe geleistet und unermüdlich Solidarität im Gaza-Krieg gegen Israel bekundet, teilte die Hamas am Montag mit. Er habe zudem zu den Anführern gehört, die auch bedeutende politische und diplomatische Anstrengungen unternommen hätten, um die israelische Aggression gegen das palästinensische Volk zu stoppen. Iran gilt als Erzfeind Israels und als einer der wichtigsten Unterstützer der Hamas, die mit ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte.

Putin will "bemerkenswerten" Menschen Raisi für immer in guter Erinnerung behalten

Kremlchef Wladimir Putin würdigte Raisi ebenfalls als einen herausragenden Politiker und wahren Freund Russlands. "Er wurde von seinen Landsleuten zu Recht hochgeachtet und genoss im Ausland großes Ansehen", hieß es in einem am Montag vom Kreml veröffentlichten Beileidsschreiben Putins an den iranischen Religionsführer Ayatollah Ali Chamenei. "Als wahrer Freund Russlands leistete er einen unschätzbaren persönlichen Beitrag zur Entwicklung der gutnachbarlichen Beziehungen zwischen unseren Ländern und unternahm große Anstrengungen, um sie auf die Ebene einer strategischen Partnerschaft zu bringen."

Die Beziehungen zwischen Teheran und Moskau sind traditionell eng. Putin sieht Teheran als einen Schlüsselpartner in seinem Streben nach einer Weltordnung ohne Dominanz der USA. Er schätzt besonders die iranische Unterstützung im Zuge seines Angriffskrieges gegen die Ukraine. Raisi und Putin hatten immer wieder Kontakt miteinander. Die Ukraine beklagt seit Langem, dass Iran Russland unter Umgehung von Sanktionen mit Drohnen und anderen Waffen ausstattet. Putin sagte, dass er den "bemerkenswerten" Menschen Raisi für immer in guter Erinnerung behalten werde.

An Chamenei schrieb Putin: "Bitte übermitteln Sie der Familie und den Freunden des verstorbenen Präsidenten und all der anderen, die bei dieser schrecklichen Katastrophe ihr Leben verloren haben, mein aufrichtiges Mitgefühl und meine Unterstützung! Ich wünsche ihnen und dem gesamten iranischen Volk seelische Stärke angesichts eines so schweren und unwiederbringlichen Verlustes."

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan kondolierte Iran ebenfalls. Er spreche dem iranischen Volk und den Familien Raisis sowie der weiteren Verstorbenen sein Beileid aus, hieß es am Montag in einem Beitrag auf der Plattform X. Die Nachbarländer Türkei und Iran unterhalten gute Handelsbeziehungen und trotz mehrerer grundlegender Interessenkonflikte strategische Partnerschaften, etwa in Syrien.

Chinas Präsident Xi Jinping hat Iran ebenfalls kondoliert. Der chinesische Staats- und Parteichef habe in einer Botschaft seine "tiefe Trauer über den Tod" von Raisi zum Ausdruck gebracht und der Regierung und dem Volk sein "aufrichtiges Beileid" ausgesprochen, teilte ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums am Montag mit. Xi habe betont, dass Präsident Raisi seit seinem Amtsantritt "einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Stabilität Irans, zur Förderung der nationalen Entwicklung und des Wohlstands sowie zu positiven Bemühungen um die Festigung und den Ausbau der umfassenden strategischen Partnerschaft zwischen China und Iran" geleistet habe. "Sein bedauerlicher Tod ist ein großer Verlust für das iranische Volk und auch das chinesische Volk hat einen guten Freund verloren", so der Sprecher weiter. China unterhält gute politische Beziehungen zu Iran. Auch wirtschaftlich haben die beiden Staaten ihre Zusammenarbeit stetig ausgebaut. Für Peking ist die Vernetzung mit Iran ein wichtiger Bestandteil der Neuen Seidenstraße.

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