Das Auswärtige Amt bestellt den Botschafter der Islamischen Republik Iran in Deutschland im Zusammenhang mit der Hinrichtung von Mohsen Shekari ein. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP mit Verweis auf diplomatische Kreise. Dies gilt als scharfe diplomatische Reaktion.
Iran hat am Donnerstag seine erste Hinrichtung im Zusammenhang mit den Protesten vollstreckt, die das Land seit September erschüttern. Damit löste das Regime in Teheran einen internationalen Aufschrei aus.
Mohsen Shekari, 23, war nach einem Gerichtsverfahren, das von Menschenrechtsgruppen als Schauprozess bezeichnet wurde, zum Tode verurteilt worden, weil er in der Anfangsphase der Proteste eine Straße blockiert und einen Paramilitär verletzt hatte.
Mindestens ein Dutzend weiterer Personen sind derzeit von einer Hinrichtung bedroht, nachdem sie im Zusammenhang mit den Protesten zum Tode verurteilt wurden, warnen Menschenrechtsgruppen.
Seit fast drei Monaten wird Iran von Demonstrationen erschüttert, nachdem die iranische Kurdin Mahsa Amini, 22, nach ihrer Verhaftung durch die Teheraner Sittenpolizei wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die strenge Hidschab-Kleiderordnung für Frauen gestorben war.
Größte Herausforderung für den Staat seit 1979
Die Proteste, die von den Behörden als "Unruhen" bezeichnet werden, stellen die größte Herausforderung für die Islamische Republik seit ihrer Gründung nach dem Sturz des Schahs 1979 dar.
Außenministerin Annalena Baerbock hat eine harte Reaktion der Europäischen Union auf die Hinrichtung eines Demonstranten in Iran angekündigt.
Dass die iranische Führung "mit diesen perfiden Schnellverfahren" und dem Todesurteil "ein grausames Exempel" statuiere, unterstreiche die Menschenverachtung dieses Regimes, sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag bei einem Treffen mit ihrem irischen Kollegen Simon Coveney in Irlands Hauptstadt Dublin.