Nach dem Tod von Mahsa Amini:Mindestens drei Tote bei Protesten in Iran

Nach dem Tod von Mahsa Amini: Seit dem Tod von Mahsa Amini strömen täglich Tausende auf die Straßen Irans, um zu protestieren. Im Ausland, wie hier im türkischen Istanbul, gibt es Solidaritätskundgebungen.

Seit dem Tod von Mahsa Amini strömen täglich Tausende auf die Straßen Irans, um zu protestieren. Im Ausland, wie hier im türkischen Istanbul, gibt es Solidaritätskundgebungen.

(Foto: MURAD SEZER/REUTERS)

Die Demonstrationen nach dem Tod einer jungen Frau in Gewahrsam der Sittenpolizei halten an. Die Regierung gerät unter Druck.

Nach Protesten gegen den Tod einer 22 Jahre alten Frau im Polizeigewahrsam wächst der Druck auf Irans Regierung. Auch am Dienstagabend strömten wieder Menschen auf die Straßen, nachdem es tagsüber zunächst ruhig geblieben war. In der Provinz Kurdistan kamen bei Protesten nach Angaben des Gouverneurs drei Menschen aus bisher ungeklärten Gründen ums Leben. Nach Angaben der kurdischen Menschenrechtsgruppe Hengaw wurden sie getötet, nachdem die Sicherheitskräfte das Feuer eröffnet hatten.

Die iranischen Behörden machen eine orchestrierte Kampagne für die Proteste verantwortlich. Die Hauptelemente der Versammlungen am Montagabend in Teheran seien "komplett organisiert, trainiert und geplant, um Störungen in Teheran zu schaffen", schrieb der Gouverneur der Hauptstadt, Mohsen Mansouri, auf Twitter. "Die Flagge zu verbrennen, Diesel auf die Straße zu schütten, Steine zu werfen, die Polizei anzugreifen, Motorräder und Mülltonnen anzuzünden, öffentliches Eigentum zu zerstören, et cetera, ist nicht das Werk normaler Menschen", fügte er hinzu.

Auslöser der Proteste ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die am Freitag in einem Krankenhaus in Teheran gestorben ist. Die junge Frau war am vergangenen Dienstag von der Sitten- und Religionspolizei wegen ihres "unislamischen Outfits" festgenommen worden. Was genau danach geschah, ist unklar, jedenfalls fiel Amini ins Koma und starb am Freitag in einem Krankenhaus. Nach Polizeiangaben hatte die junge Frau Herzprobleme und war auf der Wache in Ohnmacht gefallen. Im Netz kursierte jedoch auch eine andere Version. Nach der Verhaftung sei ihr Kopf im Polizeiauto gegen die Scheibe geschlagen worden, was zu einer Hirnblutung geführt habe. Die Polizei wies diese Darstellung vehement zurück. Ein Foto der jungen Frau auf ihrem Krankenbett, angeschlossen an ein Beatmungsgerät, ging um die Welt.

Die Polizei und auch die Regierung des erzkonservativen Präsidenten Ebrahim Raisi sind aufgrund des Todes der Frau und der landesweiten Entrüstung in Erklärungsnot geraten. Zur Empörung über den Fall Amini kommt die seit Langem miserable Wirtschaftslage hinzu, viele Menschen bekommen die Krise in ihrem Alltag hart zu spüren.

In den vergangenen Monaten haben Menschenrechtsaktivisten Frauen in Iran verstärkt aufgefordert, ihre Schleier öffentlich abzulegen. Damit würden sie aber gegen die islamische Kleiderordnung verstoßen, und die iranischen Machthaber gehen teils hart gegen ein nach ihrer Ansicht "unmoralisches Verhalten" vor. Nach der Scharia - dem islamischen Recht, das nach der Revolution von 1979 eingeführt wurde - sind Frauen verpflichtet, ihr Haar zu bedecken und lange, locker sitzende Kleidung zu tragen, um ihre Figur zu verschleiern. Wer dagegen verstößt, muss mit öffentlicher Rüge, Geldstrafen oder Verhaftung rechnen.

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