Iran:Polizei prügelt Professoren

Iran: Zeichen der Macht: Ajatollah Chamenei am Montag beim Abschreiten einer Militärparade.

Zeichen der Macht: Ajatollah Chamenei am Montag beim Abschreiten einer Militärparade.

(Foto: West Asia News Agency/Handout via REUTERS)

Die Ausschreitungen nach dem Tod einer 22-Jährigen in Iran halten an. Die Polizei geht immer brutaler gegen Demonstranten vor, Tote sind zu beklagen. Ajatollah Chamenei gibt dem Westen die Schuld.

Irans oberster Führer hat die Unruhen in seinem Land als Verschwörungsoperation "iranischer Verräter im Ausland" dargestellt, er bezog sich vor allem auf Israel und die USA. "Eine junge Frau ist ums Leben gekommen und das war sehr bitter und bedauerlich", sagte Ali Chamenei am Montag in seiner ersten Reaktion zum Fall der gestorbenen Mahsa Amini und den anhaltenden Protesten. Es sei aber weder normal noch akzeptabel, aus diesem Grund Korane, Moscheen, Autos und Banken zu verbrennen und den Frauen die Schleier vom Kopf zu reißen.

"Diese Randale sind eine von den USA, dem zionistischen Regime und iranischen Verrätern im Ausland programmierte Operation, um die Sicherheit des Landes zu torpedieren", sagte Chamenei im Staatssender IRIB. Chamenei hat laut Verfassung das letzte Wort in allen strategischen Belangen des Iran.

Die 22-jährige Mahsa Amini war Mitte September wegen ihres angeblich "unislamischen Outfits" von der Sittenpolizei festgenommen worden und kurz darauf gestorben. Kritiker werfen der Sittenpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe entschieden zurück. Seit dem Tod der jungen Frau demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung und der Sicherheitskräfte sowie gegen das islamische System.

Augenzeugen zufolge blockierten in der Hauptstadt Teheran am Samstag Tausende Demonstranten mehrere Hauptstraßen und skandierten Slogans gegen die politische Führung der islamischen Republik. Frauen nahmen erneut ihre Kopftücher ab und riefen "Freiheit, Freiheit". Zu heftigen Ausschreitungen war es am Freitag in der Stadt Sahedan im Südosten des Landes gekommen. Dabei kamen 19 Menschen ums Leben, unter ihnen auch mindestens drei Mitglieder der lokalen Revolutionsgarden. 20 weitere wurden schwer verletzt.

Vorlesungen sollen online stattfinden, doch das Internet ist gesperrt

In der Nacht zu Montag riegelten Polizisten und Milizen den Campus der renommierten Scharif-Universität in Teheran nach Protesten ab. Örtlichen Medienberichten zufolge wurde mit Gewalt gegen Studierende vorgegangen. Auch mehrere Professoren der Elite-Universität sollen nach Angaben des iranischen Nachrichtenportals "Emtedad" verprügelt worden sein.

Iran: Friedenszeichen im Vorbeigehen: Straßenszene in Teheran am vergangenen Samstag.

Friedenszeichen im Vorbeigehen: Straßenszene in Teheran am vergangenen Samstag.

(Foto: Vahid Salemi/AP)

Zuletzt hatten die Behörden in vielen Städten Vorlesungen abgesagt. Auch an der Scharif-Uni sollen nach Angaben des Nachrichtenportals Aftab-News Vorlesungen nun nur noch online stattfinden. Studenten zufolge ist das wegen der Internetsperren, die im Zusammenhang mit den systemkritischen Protesten verhängt wurden, kaum machbar. Dutzende Autofahrer sollen die Straßen rund um den Campus blockiert haben, um Sicherheitskräfte aufzuhalten. Es soll viele Festnahmen geben.

Mehrere EU-Länder, darunter Deutschland, setzen sich nun für neue EU-Sanktionen gegen Iran ein. Gemeinsam mit Frankreich, Dänemark, Italien, Spanien und Tschechien habe man den Partnern in der EU 16 konkrete Vorschläge unterbreitet, gegen welche Einzelpersonen und Organisationen im Iran Sanktionen verhängt werden sollten, hieß es am Montag aus dem Auswärtigen Amt. Für diejenigen, die den Tod von Mahsa Amini und die gewalttätige Unterdrückung der Proteste die Verantwortung trügen, müsse es Konsequenzen geben. Die EU-Außenminister könnten die Sanktionen bei ihrem Treffen am 17. Oktober beschließen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es am Montag, man arbeite mit Hochdruck daran, die Vorschläge umzusetzen.

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