Irans Regierung bereitet dem früheren Bundesligaspieler Ali Daei und dessen Familie offenbar große Probleme. So soll ein Linienflug aus Iran nach Dubai unterwegs deshalb gestoppt worden sein, weil sich die Ehefrau und Tochter des ehemaligen iranischen Fußballprofis darin befanden. Daeis Angehörige seien zum Aussteigen aufgefordert worden, berichteten mehrere Nachrichtenagenturen übereinstimmend, unter anderem die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP).
Auf der Flugverfolgungs-Website Flightradar24 war zu sehen, dass eine Maschine der iranischen Fluggesellschaft Mahan Air auf der Insel Kish im Persischen Golf einen Stopp einlegte, bevor sie ein paar Stunden später nach Dubai weiterflog. Die Zwischenlandung sei nicht angekündigt gewesen.
Die halbstaatliche Nachrichtenagentur Tasnim, die der Revolutionsgarde nahesteht, berichtete, dass gegen Daeis Frau Anfang des Monats ein Reiseverbot verhängt worden sei, weil sie die Proteste unterstützt habe. Sie soll demnach versucht haben, das Verbot zu umgehen, ohne dies näher zu erläutern. Sie soll vorgehabt haben, in die Vereinigten Staaten auszureisen.
Daei weist Angaben der Justizbehörde vehement zurück
Daei sagte laut AP, seine Frau und Tochter seien legal aus der Hauptstadt Teheran abgereist. Falls ein Ausreiseverbot vorgelegen hätte, hätte die Polizei ihr das bei der Passkontrolle in Teheran mitteilen sollen. Auf der Insel Kish seien sie nach der Zwischenlandung von Behörden befragt worden. Seine Tochter sei freigelassen worden, habe aber nicht wieder an Bord gehen können. Die Familie habe geplant gehabt, nächste Woche wieder aus Dubai zurückzukehren. "Was soll das Ganze, das war doch nur ein Kurztrip und beide wollten nächste Woche wieder zurück", wird Daei von AP zitiert.
Auf den dramatischen Ausreisestopp seiner Familie reagierte der ehemalige Spielführer der iranischen Nationalmannschaft mit Fassungslosigkeit. "Wollten die (Sicherheitskräfte) etwa Terroristen verhaften", wurde der Rekordnationalspieler von den iranischen Medien am Dienstag zitiert. Er habe versucht, bei mehreren Behörden einen Grund für den sonderbaren Vorfall zu erfahren, bislang jedoch vergebens, sagte der 53-Jährige laut Tageszeitung Etemad.
Daei hatte sich mit den Demonstranten solidarisiert
Der ehemalige Bundesligaprofi spielte bei Arminia Bielefeld, dem FC Bayern München und Hertha BSC. Nach Ausbruch der landesweiten Proteste Mitte September solidarisierte er sich mit den Demonstranten. Deswegen war auch sein Reisepass von den Behörden vorübergehend beschlagnahmt worden. Im gleichen Zusammenhang liegt gegen den ehemaligen Profi Ali Karimi, der bei Bayern München und Schalke 04 spielte, ein Haftbefehl vor. Der Ex-Spieler des Hamburger SV, Mehdi Mahdavkia, kündigte aus Protest seinen Posten als U-21 Nationaltrainer. Auslöser der Proteste war der Tod der jungen iranischen Kurdin Mahsa Amini am 16. September. Die Sittenpolizei hatte sie wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen.
Wegen der Solidarisierung mit den nun seit über drei Monaten andauernden Protesten gegen das islamische System wurden bereits zahlreiche iranische Prominente festgenommen und inhaftiert. Laut Menschenrechtsgruppen im Ausland sollen bislang über 18 000 Demonstranten verhaftet worden sein. Zwei Demonstranten wurden bereits hingerichtet, über 20 weitere Demonstranten stehen auf der Todesliste der Justiz. Die Zahl der Toten wird auf 500 geschätzt.