Iran meldet Abschuss eines US-Aufklärers:Drohne ging über Afghanistan verloren

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Iranischen Medienberichten zufolge soll das Militär eine US-Drohne abgeschossen haben. Die Nato räumte ein, zuvor die Kontrolle über ein unbemanntes Aufklärungsflugzeug verloren zu haben.

Die Nato-Truppe Isaf hat eigenen Angaben zufolge Ende vergangener Woche über Westafghanistan die Kontrolle über ein unbemanntes US-Aufklärungsflugzeug verloren. Es könne sich dabei um die Maschine handeln, die Iran eigenen Angaben zufolge in seinem Luftraum abgeschossen hat, teilten die Isaf-Truppen am Sonntag mit. Ein Vertreter der US-Regierung, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, es gebe derzeit keinerlei Hinweise, dass die abgestürzte Drone abgeschossen wurde.

Iranische Medien hatten zuvor gemeldet, die US-Drohne sei vom benachbarten Afghanistan aus in den heimischen Luftraum eingedrungen. Die Bodenkontrolleure der Drohne hätten Ende vergangener Woche die Kontrolle über das Flugzeug verloren und sich seitdem darum bemüht, "seinen Status festzustellen", meldete die Nato. Das Pentagon in Washington äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.

In diesem Jahr sollen nach unbestätigten iranischen Angaben bereits mehrere Drohnen abgeschossen worden sein. Mit einer unverhüllten Drohung reagierte das iranische Militär. Es werde eine nicht näher erläuterte Reaktion geben. Ein solcher Schritt werde nicht auf die eigenen Landesgrenzen beschränkt sein, zitierte der Sender IRIB eine Stellungnahme der Streitkräfte.

Der Westen wirft Iran vor, heimlich an Atombomben zu bauen. Wiederholt war über einen Militärschlag Israels oder der USA spekuliert worden. Eskaliert war der Streit über das Atomprogramm, als Ende November mehrere hundert Demonstranten die britische Botschaft in Teheran verwüstet hatten. Iran musste alle Diplomaten aus London abziehen. Deutschland, Frankreich und mehrere andere Länder zogen ihre Botschafter aus Teheran ab.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) protestierte in einem Gespräch mit seinem iranischen Amtskollegen Ali Akbar Salehi gegen die Erstürmung der britischen Botschaft. Der Angriff werde als gegen alle EU-Staaten gerichtet empfunden, sagte Westerwelle bei dem Treffen in Bonn nach Angaben eines Sprechers des Auswärtigen Amts. Salehi habe den Vorfall bedauert und versichert, dass sich so etwas nicht wiederholen werde. Salehi ist ungeachtet der Spannungen Gast bei der Internationalen Afghanistan-Konferenz in Bonn an diesem Montag.

Westerwelle hatte zuvor nach einem Gespräch mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die iranische Teilnahme begrüßt. "Wir werden eine gute nachbarschaftliche Lösung nur finden, wenn die Nachbarländer mitmachen, und das schließt Iran mit ein."

Drohnen spähen Feinde aus

Laut einem Bericht der iranischen Nachrichtenagentur Fars befindet sich die weitgehend intakte Aufklärungsdrohne des Typs RQ-170 nun in der Hand des Militärs. Bereits im Januar dieses Jahres will Iran zwei westliche Drohnen abgeschossen haben. Das Pentagon in Washington hatte das nicht bestätigt. Im Juli hatten die Revolutionsgarden selbst einen Medienbericht über einen weiteren Abschuss dementiert.

Eine Tarnkappen-Drohne des Typs RQ-170 wurde auch beim Ausspähen des Unterschlupfs von Terroristenführer Osama bin Laden eingesetzt, wie die Washington Post im Mai unter Berufung auf Regierungsbeamte berichtete. Die US-Luftwaffe habe 2009 die Existenz der Drohne eingeräumt, nachdem sie zwei Jahre zuvor auf einem Stützpunkt in Kandahar ausgespäht worden sei. Das Gerät sei während der Aktion gegen Bin Laden genutzt worden, um Präsident Barack Obama und seinem Sicherheitsteam Aufnahmen des Einsatzes zu liefern. Bin Laden war bei einem US-Spezialeinsatz im Mai in Pakistan getötet worden.

Nach Angaben der US-Luftwaffe ist die RQ-170 Sentinel ein unbemanntes Aufklärungs- und Beobachtungsflugzeug mit Tarnkappeneigenschaften. Die Spionage-Drohne wird von einem US-Stützpunkt in Nevada aus gesteuert. Hersteller ist die Rüstungsfirma Lockheed Martin. Die USA setzen im Anti-Terror-Kampf ihre Drohnen auch zunehmend dazu ein, um mit ferngesteuerten Raketen Ziele zu treffen. Diese todbringenden Einsätze sorgen vor allem in Pakistan für massive Proteste in der Bevölkerung.

© suddeutsche.de/dpa/Reuters/infu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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