Nicht mal das Regime in Iran scheint der eigenen Propaganda zu trauen. Über Nacht sind Bereitschaftspolizisten in schwarzer Kampfmontur an den wichtigen Plätzen in Teheran aufgezogen. Mit Sturmgewehren in der Hand stehen sie überall in der Hauptstadt herum, sie fahren auf Motorrädern durch die gesperrten Straßen, Tränengaspatronen aus Aluminium am Gürtel. Es ist der 44. Jahrestag der Islamischen Revolution - kein normaler Nationalfeiertag angesichts der Proteste, denen sich die Islamische Republik gegenübersieht seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini im Gewahrsam der Sittenpolizei vor fünf Monaten. Aber einer, der Normalität vermitteln soll.
Iran:Was gibt's hier zu feiern?
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Für die Menschen, die täglich ihr Leben riskieren, muss es wie Hohn klingen, wenn Präsident Raisi die "fehlgeleitete Jugend" auf dem Azadi-Platz auffordert, ihre Taten zu bereuen.
(Foto: WANA News Agency via Reuters)Zwischen Hüpfburgen und Mittelstreckenraketen lässt das iranische Regime die Islamische Revolution hochleben - und sich selbst. Es ist eine Machtdemonstration, die übertünchen soll, wie kaputt das System ist.
Von Paul-Anton Krüger, Teheran
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