Süddeutsche Zeitung

Iran-Krise:Trump bietet Gespräche an

Der US-Präsident erklärt sich zu Verhandlungen "ohne Vorbedingungen" bereit, droht aber zugleich mit neuen Sanktionen. Berichten zufolge hat das US-Militär iranische Computersysteme attackiert.

Von Paul-Anton Krüger und Hubert Wetzel, München/Washington

US-Präsident Donald Trump hat dem iranischen Regime Gespräche "ohne Vorbedingungen" angeboten, um die Krise zwischen beiden Ländern beizulegen. "Ich strebe keinen Krieg an", sagte Trump dem Fernsehsender NBC in einem am Sonntag gesendeten Interview. "Ihr wollt reden? Gut." Trump hatte in den vergangenen Wochen mehrmals seine Bereitschaft zu Verhandlungen betont. Das jetzige Angebot kommt jedoch kurz nach einer massiven Eskalation: Nach dem Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne durch die iranischen Revolutionsgarden über der Straße von Hormus vorige Woche hatten beide Länder kurz vor einem Krieg gestanden. Zudem hatte Trump mit neuen Sanktionen gedroht. Sein Ziel sei, sagte er, dauerhaft zu verhindern, dass Iran Nuklearwaffen bekommt: "Die Einigung, die ich will, ist nuklear", so Trump. Das Atomabkommen, das sein Vorgänger Barack Obama mit Teheran ausgehandelt und das Trump vor einem Jahr wieder gekündigt hat, habe dieses Ziel nicht garantiert. Eine Einigung sei schnell zu erreichen, wenn das iranische Regime das wolle. Iran könnte dann eine "wohlhabende Nation" werden. Dass Teheran, das schwer unter US-Wirtschaftssanktionen leidet, zum jetzigen Zeitpunkt und in einer so schwachen Position mit Washington verhandeln will, ist zweifelhaft. Trump verteidigte zudem seine Entscheidung vom vergangenen Donnerstag, einen bereits genehmigten militärischen Vergeltungsschlag wegen des Drohnenabschusses wieder zu stoppen. Die Aussicht, dass das amerikanische Militär auf seinen Befehl hin Dutzende Menschen in Iran töte, obwohl nur ein unbemanntes US-Fluggerät abgeschossen worden sei, "hat mir nicht gefallen", sagte er. Er lobte Teheran dafür, ein bemanntes US-Flugzeug, das angeblich in der Nähe der Drohne geflogen sei, nicht angegriffen zu haben. "Ich denke, das war eine weise Entscheidung", sagte Trump. Iran hatte behauptet, auch ein Seeaufklärer der US-Marine mit 35 Menschen an Bord habe Irans Luftraum verletzt und sei im Visier der iranischen Luftabwehr gewesen. Medienberichten zufolge erlaubte Trump allerdings vorige Woche einen Cyberangriff der USA auf Irans Armee und Geheimdienst. Laut Washington Post wurden dabei Computersysteme der Revolutionsgarden außer Gefecht gesetzt, mit denen diese den Abschuss von Raketen leiten. Der New York Times zufolge wurden zudem Computernetzwerke infiltriert, die Irans Geheimdienst zur Vorbereitung von Attacken gegen zwei Tankschiffe im Golf von Oman genutzt haben soll.

Irans Präsident Hassan Rohani machte die USA für die Spannungen in der Region verantwortlich. Außenminister Mohammad Dschawad Sarif verbreitete Landkarten mit dem angeblichen Flugweg der US-Drohne, die eine Verletzung des iranischen Luftraums belegen sollen. In Teheran zeigten die Revolutionsgarden Trümmer des Fluggeräts, die sie aus iranischen Gewässern gefischt haben wollen. Die USA werfen Iran dagegen vor, das Fluggerät "grundlos über internationalen Gewässern angegriffen" zu haben.

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SZ vom 24.06.2019
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