SZ-Podcast "Auf den Punkt":Konfliktforscher zu Iran: Härte macht die Proteste noch wütender

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Trotz aller Repressionen protestieren die Menschen in Iran weiter. Es brauche eine politische Lösung, sagt Tareq Sydiq vom Zentrum für Konfliktforschung der Uni Marburg. Gewalt vertage nur das Problem.

Von Lars Langenau

Das Regime in Iran geht immer härter gegen die Demonstrierenden im Land vor. Nach Angaben von Human Rights Watch sind bereits mindestens 330 Menschen getötet worden. Seit dem gewaltsamen Tod der jungen iranischen Kurdin Mahsa Amini am 16. September in Polizeigewahrsam sind außerdem fast 15 000 Iranerinnen und Iraner in Gefängnisse gekommen. In mehr als 130 Städten skandieren die Menschen immer wieder den Slogan "Frau, Leben, Freiheit" und gehen weiter mutig auf die Straße. Obwohl "Sicherheitskräfte" und Justiz keine Gnade zeigen.

Der Mut dieser Menschen "bestätigt sich regelmäßig", sagt Tareq Sydiq vom Zentrum für Konfliktforschung der Uni Marburg. "Wer jetzt auf die Straße geht, nimmt in Kauf, massiver Gewalt ausgesetzt zu werden." Teilweise würden die Proteste "sogar größer, weil die Repression des Staates zunimmt", sagt Sydiq. Er erwartet jetzt "Schauprozesse vor Revolutionsgerichten", die seien dafür da, "andere Menschen abzuschrecken". Wie oft Todesstrafen verhängt werden würden, hänge vor allem von der Führung in Teheran ab - und der Dynamik des Protestes. Diese Proteste hätten "das Potenzial", das Regime zu stürzen. "Aber falls das passieren sollte, wäre es ein sehr langwieriger Prozess" - von Monaten bis Jahren. Es brauche eine politische Lösung für die Unzufriedenheit im Land. Mit Gewalt könne der Staat das Problem nur "vertagen oder verschieben". "Früher oder später", sagt Sydiq, "kommen die Proteste wieder und dann sind sie eben noch größer und noch wütender."

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