Iran:Gewappnet

Das Regime geht mit großer Härte gegen seine Kritiker vor.

Von Paul-Anton Krüger

Das Leben in Nordkorea müsse sich so anfühlen, schreibt ein perplexer Internetnutzer aus Iran. Dem Sicherheitsapparat des Regimes ist es gelungen, die Verbindungen zur Außenwelt für fünf Tage weitgehend zu kappen. Auch eine Woche nach dem Ausbruch der Proteste, die sich zunächst gegen die Erhöhung der Benzinpreise richteten, hat die Welt kein klares Bild davon, was sich in den vergangenen Tagen in der Islamischen Republik zugetragen hat. Vor allem aus der Provinz gibt es nur wenige belastbare Informationen. Zu befürchten ist indes, dass das Ausmaß der Repression weit größer ist als bisher bekannt - auch die Zahl der Toten, Verletzten und Verhafteten.

Zweierlei lässt sich daraus ableiten: Die Unzufriedenheit der Iraner mit dem Regime ist groß, das hat sich auch in den Parolen geäußert, die sich allgemein gegen die Autoritäten richteten. Zugleich hat sich das Regime gewappnet. Zwar kann es seine Bürger nicht angemessen versorgen, wozu freilich die Sanktionen der Amerikaner viel beitragen. Aber der Repressionsapparat, die Sicherungsmechanismen des Regimes funktionieren wie geschmiert.

Ob das auf Dauer reicht, um die Situation unter Kontrolle zu halten, vermag niemand zu sagen. Allerdings werden sich die Europäer fragen müssen, ob sie gestützt auf übergeordnete strategische Überlegungen zur Stabilität der Region und zum Erhalt des moribunden Atomabkommens mit dem Regime in Teheran so weitermachen können wie bisher.

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