Süddeutsche Zeitung

Flugzeugabsturz im Januar:Iran: Passagiermaschine wegen Fehler im Raketenschild abgeschossen

Lesezeit: 1 min

Ermittler der Luftfahrtbehörde kommen zu dem Ergebnis, dass das System nicht richtig ausgerichtet worden sei. Ihr Bericht geht auf mehrere Momente ein, in denen ein Abschuss des Flugs PS752 hätte verhindert werden können.

Iranische Ermittler haben ihre Erkenntnisse über den Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs zu Jahresbeginn veröffentlicht: Ein Raketenschild sei falsch ausgerichtet gewesen und zwischen Soldaten und deren Vorgesetzten sei es zu Absprachefehlern gekommen, schrieb die iranische Luftfahrtbehörde in einem am späten Samstag veröffentlichten Bericht.

Die Revolutionsgarde hatte die Boeing 737 der Gesellschaft Ukrainian International Airlines am 8. Januar versehentlich abgeschossen. Alle 176 Menschen an Bord wurden getötet. Der Abschuss des Fliegers geschah in der Nacht, in der die Islamische Republik mit Raketenangriffen US-Soldaten im Irak ins Visier nahm. Dies war ein Vergeltungsschlag für einen vorherigen Drohnenangriff der US-Amerikaner in Bagdad, bei dem der hochrangige iranische General Kassem Soleimani getötet wurde.

Die zuständigen Soldaten am Abwehrschild hätten nicht mit ihrem Kommandozentrum kommunizieren können

Der Bericht ging auf mehrere Momente ein, in denen ein Abschuss des Flugs PS752 hätte verhindert werden können. Das Flugabwehrraketensystem sei von einem Ort zum anderen verlegt worden und danach nicht richtig ausgerichtet worden. Außerdem hätten die zuständigen Soldaten am Abwehrschild nicht mit ihrem Kommandozentrum kommunizieren können. Sie hätten die Passagiermaschine irrtümlich als Gefahr ausgemacht und zweimal darauf geschossen, ohne die Erlaubnis von höheren Offizieren zu haben. Ohne diese Situationen "wäre das Flugzeug nicht als Ziel anvisiert worden", hieß es in dem Bericht. Die ukrainische Maschine habe bis zum Start der Abwehrraketen nichts Ungewöhnliches getan. "Als die erste Rakete abgefeuert wurde, flog das Flugzeug in normaler Höhe und Flugbahn", schrieben die iranischen Ermittler.

Westliche Geheimdienstler und Analysten vermuten, dass Iran die Maschine mit dem in Russland hergestellten Abwehrsystem Tor abschoss. 2007 kaufte Iran 29 Einheiten im Wert von umgerechnet etwa 620 Millionen Euro. Das System wird auf einem Militärfahrzeug installiert, neben einem Radar besteht es aus acht Raketen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4965172
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/ap/jsa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.