Süddeutsche Zeitung

Flug PS752:Iran verkündet Festnahmen nach Flugzeug-Abschuss

  • Nach "umfassenden Ermittlungen" seien "einige" Personen verhaftet worden, sagt Irans Justiz-Sprecher Esmaili.
  • Die für den Abschuss der ukrainischen Passagiermaschine Verantwortlichen sollen bestraft werden, kündigt Präsident Rohani an.

Die iranische Justiz hat nach dem Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs Verdächtige festgenommen. Nach "umfassenden Ermittlungen" seien "einige" Personen verhaftet worden, sagte Justiz-Sprecher Gholamhossein Esmaili am Dienstag. Er wurde in iranischen Staatsmedien zitiert. Esmaili nannte weder eine konkrete Zahl noch Namen.

Der iranische Präsident Hassan Rohani hatte kurz zuvor ein Sondergericht gefordert, um das Geschehen in der vergangenen Woche prüfen zu lassen. Iran werde alle bestrafen, die für den versehentlichen Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs verantwortlich sind, kündigte er in einer Fernsehansprache an. Er fügte hinzu, das "tragische Ereignis" werde gründlich untersucht.

"Es war ein unverzeihlicher Fehler", sagte Rohani. Eine Person könne nicht allein für den Flugzeugabsturz verantwortlich sein. "Iranische Streitkräfte, die ihren Fehler eingestehen, sind ein guter erster Schritt", so Rohani. Seine Regierung sei rechenschaftspflichtig gegenüber der eigenen Nation und anderen Nationen, die bei dem Flugzeugabsturz Menschenleben verloren hätten. "Wir sollten den Menschen versichern, dass es nicht wieder vorkommen wird."

Bei dem Absturz von Flug PS752 am vergangenen Mittwoch waren alle 176 Insassen ums Leben gekommen, größtenteils waren es Iraner und iranischstämmige Kanadier. Unter anderen handelte es sich um Studierende, die nach Kanada zurückkehren wollten. Iran hatte zunächst abgestritten, für den Absturz verantwortlich zu sein. Erst am Samstag hatte ein Kommandeur des iranischen Militär den Abschuss eingeräumt. Auslöser war demnach ein Defekt im Kommunikationssystem. Aufgrund der Spannungen mit den USA befand sich Iran in erhöhter Alarmbereitschaft. Als Rache für die Tötung des iranischen Generals Soleimani hatte das Land mehrere Raketen auf US-Militärbasen im Irak gefeuert.

Seit das iranische Militär am Samstag zugegeben hat, die ukrainische Passagiermaschine versehentlich abgeschossen zu haben, kommt es in Iran zu regierungskritischen Protesten. Auf Online-Videos waren vor allem Studenten zu sehen, die in der Hauptstadt Teheran und in Isfahan vor den Universitäten auf die Straße gingen und ihrem Unmut über die Führung des Landes Luft machten. Sie skandierten: "Geistliche, haut ab!" Den Bildern zufolge könnten es Hunderte von Demonstranten gewesen sein. Zu sehen war auch, wie Bereitschaftspolizisten in den Straßen Stellung bezogen. Nach der Tötung Soleimanis hatten Hunderttausende Iraner gegen die USA protestiert.

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