Iran:Ein Sieg für die Revolutionswächter

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Durch die Inszenierung der Geisel-Affäre hat Irans Präsident Ahmadinedschad seine Hausmacht gestärkt.

Rudolph Chimelli

Das letzte Wort hat immer Ali Chamenei, Irans geistlicher Führer. Auch die Freilassung der 15 Briten hätte Präsident Mahmud Ahmadinedschad ohne das Plazet Chameneis nicht zu seinem eigenen Prestigegewinn inszenieren können.

Der Präsident nutzte den Zwischenfall im Schatt el-Arab nicht zuletzt dazu, um für die Teheraner Richtungskämpfe jene Organisation in den Vordergrund zu schieben, in der seine Hausmacht wurzelt: die Pasdaran, die Parallel-Armee der Revolutionswächter.

Ahmadinedschad selber kommt aus ihren Reihen, und die mittlere Generation ihrer Führer hat den gleichen Erlebnishintergrund wie er. Als Vollstrecker seiner Politik zog der Präsident deshalb nach seinem Regierungsantritt vor bald zwei Jahren mit Vorliebe Pasdaran-Kameraden aus dem irakisch-iranischen Krieg heran.

Dies geschah in einem Umfang, der zivile Kritiker besorgt von einer Militarisierung der Gesellschaft sprechen lässt. Die Formationen der Revolutionswächter zählen 120.000 Mann, nur etwa ein Drittel der Stärke der regulären Armee. Aber sie sind modern gerüstet, haben eine eigene Luftwaffe, eine Marine - und vor allem eine politische Aufgabe.

Bei der organisatorischen und technischen Unterstützung des schiitischen Regimes im Irak spielen die Pasdaran die Hauptrolle. Jene fünf iranischen Sicherheitsexperten, die von den Amerikanern im Januar im kurdischen Arbil festgesetzt wurden, sind Pasdaran.

Dass sie jetzt von Emissären aus Teheran besucht werden dürfen, wird vielfach als eine Gegenleistung für die Freilassung der Briten gesehen. Denn auch die iranischen Marine-Einheiten, welche die Briten gefangengenommen hatten, gehörten den Revolutionswächtern. Der Kommandeur des Handstreichs wurde von Ahmadinedschad öffentlich ausgezeichnet.

Westliche Diplomaten in Teheran witzeln, die gute, alte Kreml-Astrologie sei eine exakte Wissenschaft gewesen verglichen mit den Versuchen, die relativen Gewichte der verschiedenen Machtzentren innerhalb des iranischen Regimes zu schätzen.

Informationssplitter lassen vermuten, falls die Gefangennahme der Briten ein vorbedachter Akt war, habe Chamenei davon erst nach Vollzug erfahren. Und er habe ein Machtwort für die Freilassung gesprochen, als der mögliche propagandistische Nutzen der Operation seinen Höhepunkt überschritten hatte.

Den Anrainern des Persischen Golfs haben die Iraner das Bewusstsein dafür geschärft, dass Teheran der große Bruder sein will. Ahmadinedschad konnte sich am Ende zum Deus ex machina aufschwingen.

Die Pasdaran, die auch in der Atomfrage die härteste Linie vertreten, führten das große Wort. Dagegen haben sich die Briten in dem virtuellen Konflikt weder militärisch noch diplomatisch mit Ruhm bedeckt.

Die Solidarität für London hielt sich in Grenzen, auch von Seiten Washingtons. Für Araber, die in eventuellen Streitfällen auf westliche Protektion angewiesen wären, enthält die Schatt-el-Arab-Krise eine Lektion.

© SZ vom 7.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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