Iran:Chatami zur Aufgabe seiner Kandidatur bereit

Mohammed Chatami will Mahmud Ahmadinedschad doch nicht herausfordern. Irans Ex-Präsident plädiert für nur einen Kandidaten aus dem Reformer-Lager.

R. Chimelli

Irans ehemaliger Reform-Präsident Mohammed Chatami wird laut Ankündigung politischer Freunde seine neuerliche Kandidatur zurückziehen. Er wollte bei der Wahl im Juni den radikalen Staatschef Mahmud Ahmadinedschad herausfordern. Eine Erklärung darüber, ob er zugunsten des rivalisierenden Bewerbers Mir Hussein Mussawi verzichtet, wurde am Montag in Teheran für die nächsten 24 Stunden erwartet.

Iran: Mohammed Chatami will Mahmud Ahmadinedschad doch nicht herausfordern.

Mohammed Chatami will Mahmud Ahmadinedschad doch nicht herausfordern.

(Foto: Foto: dpa)

Musswawi, der sich damit als wichtigster Konkurrent Ahmadinedschads abzeichnet, war von 1981 bis 1989 Premierminister und hat die iranische Wirtschaft durch den Krieg gegen den Irak gesteuert. Danach wurde der Posten abgeschafft. Mussawi blieb öffentlich weitgehend inaktiv bis er jüngst mit scharfer Kritik gegen den ruinösen Kurs Ahmadinedschads hervortrat. "Wir müssen damit aufhören, unsere Ressourcen für kurzfristige Interessen und wertlose politische Ziele zu vergeuden", sagte er, als er vor einer Woche seine Kandidatur erklärte.

Der 67-jährige Mussawi ist Architekt und gehört dem Obersten Schlichtungsrat an, der sich unter Vorsitz des Ex-Präsidenten Haschemi Rafsandschani darum bemüht, Konflikte zwischen den Entscheidungs-Instanzen der Islamischen Republik beizulegen. Er leitet die iranische Kunst-Akademie und ist selber als Maler anerkannt. Mussawi spricht Englisch sowie Arabisch. Im Gegensatz zu Mehdi Karrubi, der sich schon vor Chatami als Reformkandidat präsentierte, genießt er auch bei Konservativen Ansehen. Ob er dem Lager der Reformer zugerechnet werden kann, ist umstritten. Viele Reform-Wähler, die auf Chatami gehofft hatten, werden nicht ohne weiteres für Mussawi stimmen.

Bisher wurde unter den Reformern für zwei verschiedene Wahlkampf-Strategien plädiert. Die einen setzten auf die These, es sei günstig, wenn mehrere Reform-Kandidaten mit unterschiedlichem Profil im ersten Wahlgang Stimmen aus verschiedenen Lagern holten, die dann im zweiten Wahlgang dem führenden Reform-Bewerber zugute kämen. Die andere Seite befürchtete eine Zersplitterung des Wähler-Potentials.

Chatami, der sich nur widerstrebend zur Kandidatur bereiterklärt hatte, neigte der zweiten Haltung zu. Führende Anhänger, die anderer Ansicht sind, suchten ihn bis zuletzt vom Rückzug abzubringen. Sie zitierten inoffizielle Umfragen, nach denen Chatami vor Karrubi und Mussawi lag. Chatamis Schwägerin Sahra Eschraghi, eine Enkelin des Staatsgründers Ayatollah Chomeini und die Frau von Chatamis jüngerem Bruder, Mohammed Resa Chatami, der die "Beteiligungsfront" der Reformer anführt, sagte als führendes Parteimitglied, es stehe dem Kandidaten gar nicht zu, seinen Rückzug zu erklären.

Chatami ist beliebt bei Intellektuellen und jüngeren Iranern, Karrubi scheint mehr Anhänger auf dem Land und unter der armen Stadtbevölkerung zu haben. Sein erstes Wahlversprechen ist, er werde allen Iranern über 18 Jahren Aktien der staatlichen Erdölgesellschaft zuteilen, die sie nicht verkaufen dürften, die ihnen aber Mitbestimmung bei der Besetzung von Posten und der Verwendung der Gewinne einräume. Bis zum Ende der gesetzlichen Bewerbungsfrist am 5. Mai könnten auch bei den Konservativen noch andere Kandidaten antreten.

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