Krieg in NahostNetanjahu: Chef des iranischen Geheimdienstes getötet

Teheran bestätigt den Tod von Kasemi durch einen israelischen Angriff. Israel und Iran überziehen sich weiter mit mehreren Angriffswellen. Dabei gibt es Tote und Verletzte auf beiden Seiten.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in Nahost.

Wichtige Updates
Moderate Kräfte in Iran wollen Chamenei zum Umdenken bewegen 
Weiterer Charterflug für Deutsche aus Israel 
Iran macht Haft eines deutschen Touristen öffentlich 
Macron nach Telefonat mit iranischem Präsidenten zuversichtlich
Irans Außenminister zu Gipfel in Istanbul eingetroffen 
Dimitri Taube

Deutsche Botschaft in Teheran zieht Personal ins Ausland ab 

Wegen des Krieges zwischen Israel und Iran hat das Auswärtige Amt das deutsche Botschaftspersonal in Teheran vorübergehend abgezogen. Darüber berichtet das ARD-Hauptstadtstudio unter Berufung auf Informationen aus dem Auswärtigen Amt. Das entsandte Personal sei ins Ausland verlegt worden, heißt es. Zuvor seien bereits die Familienangehörigen ausgereist. Man ergreife damit ähnliche Maßnahmen wie Partnerländer, mit denen man sich eng abstimme, hieß es.

Die Botschaft in der iranischen Hauptstadt sei aber weiter mobil arbeitsfähig. Auch sei sie für die noch verbleibenden Deutschen rund um die Uhr erreichbar. Sie könnten sich über eine Ausreise auf dem Landweg informieren. 

Die diplomatische Vertretung verweist auf ihrer Internetseite auf die aktuelle Krisenlage. „Bitte kommen Sie nicht zur Botschaft oder zum Konsulatsgebäude“, heißt es. Am Freitag hatten Großbritannien und die Schweiz verkündet, ihre Botschaften in Iran zu schließen. 
Annette Reuther
Annette Reuther

Moderate Kräfte in Iran wollen Chamenei zum Umdenken bewegen 

Moderate Politiker wollen Irans Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Chamenei dazu bewegen, der US-Forderung nach einem Stopp der Urananreicherung nachzugeben. In einem Brief wollen Vertreter der Reformbewegung ein Einlenken Chameneis erzielen, um die Zukunft der Islamischen Republik zu sichern und den Frieden wiederherzustellen. Initiiert wurde der Vorstoß nach Informationen aus Teheran unter anderem von Ex-Präsident Mohammed Chatami und dem früheren Außenminister Mohammed-Dschawad Sarif.

Die Politiker des Reformlagers in Iran befürworten Verhandlungen mit dem Westen. Sarif hatte bereits vor zehn Jahren das Wiener Atomabkommen für Iran mitverhandelt, das US-Präsident Donald Trump 2018 einseitig aufkündigte. Es gilt als unwahrscheinlich, dass Religionsführer Chamenei seine Haltung ändert.
Annette Reuther
Annette Reuther

Weiterer Charterflug für Deutsche aus Israel 

Deutsche Staatsbürger und enge Familienangehörige, die wegen des Krieges mit Iran in Israel festsaßen, sollen am Nachmittag mit einem weiteren Sonderflug aus der jordanischen Hauptstadt Amman nach Deutschland gebracht werden. Der Sonderflug soll aus Jordanien starten, weil der Luftraum über Israel weiterhin gesperrt ist, wie es aus dem Auswärtigen Amt heißt. Das Auswärtige Amt hatte in den vergangenen Tagen zwei Charterflüge mit 345 Personen an Bord über den Flughafen Amman nach Deutschland organisiert. In der Nacht zum Samstag landeten dann auch zwei Maschinen der Bundeswehr mit 64 deutschen Israel-Rückkehrern am Flughafen Köln/Bonn in Nordrhein-Westfalen.
Annette Reuther
Annette Reuther

Iran macht Haft eines deutschen Touristen öffentlich 

Iran hat mitten im Krieg mit Israel die Inhaftierung eines deutschen Touristen bekannt gemacht. Wie die iranische Nachrichtenagentur Mehr berichtet, wird dem jungen Mann Spionage vorgeworfen. Nach dpa-Informationen ist die Festnahme aber bereits im vergangenen Jahr erfolgt. Der Mann wurde danach in das berüchtigte Ewin-Gefängnis in der Hauptstadt Teheran gebracht. 

In einem von der Agentur verbreiteten Video wird geschildert, wie der Geheimdienst der Revolutionsgarden den jungen Radtouristen in der Provinz Markasi nahe der Atomanlage Arak festnahm. Das Auswärtige Amt in Berlin wollte sich nicht äußern. Dem Mann wird dem Bericht zufolge vorgeworfen, Koordinaten und Standorte sensibler militärischer und nuklearer Einrichtungen aufgenommen und übermittelt zu haben.
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Macron nach Telefonat mit iranischem Präsidenten zuversichtlich

Der französische Präsident Emmanuel Macron zeigt sich nach einem Telefongespräch mit seinem iranischen Kollegen Massud Pesechkian zuversichtlich. "Ich bin überzeugt, dass es einen Ausweg aus dem Krieg gibt, und wir größere Gefahren vermeiden können", schreibt Macron auf dem Nachrichtenportal X. Peseschkian habe ihn angerufen, und man habe vereinbart, die Verhandlungen zwischen europäischen Staaten und Iran über dessen umstrittenes Atomprogramm zu beschleunigen. Macron betont zugleich, dass Iran niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen dürfe. "Es liegt an ihm, alle Zusicherungen abzugeben, dass seine Absichten friedlich sind", so Macron.
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Irans Außenminister zu Gipfel in Istanbul eingetroffen 

Der iranische Außenminister Abbas Araghchi ist in Istanbul eingetroffen, um an einer Sitzung des Außenministerrats der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) teilzunehmen. Das der iranischen Regierung nahestehende Webportal „Iran Nuances“ zeigte Bilder seiner Ankunft in der türkischen Metropole.

Auf Vorschlag Irans würden bei dem Treffen insbesondere die israelischen Angriffe auf Iran im Mittelpunkt stehen, sagte Araghchi. Er werde am Rande des Gipfels auch Gespräche mit offiziellen Repräsentanten führen, sagte er dem Portal zufolge ohne genauere Details zu nennen.

Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu werden zu dem zweitägigen Gipfel hunderte Teilnehmer erwartet. Darunter seien 43 Minister und auch einige stellvertretende Minister. Unter den Teilnehmern seien auch hochrangiger Vertreter internationaler Organisationen, wie den Vereinten Nationen oder der Arabischen Liga.
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Israel greift weiter in Libanon an - ein Toter 

Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben am Freitag erneut einen Terroristen der vom Iran unterstützten Hisbollah in Libanon getötet. Der Angriff sei in der Nähe von Baraschit im Süden des Landes erfolgt. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA meldete kurz vor Mitternacht, dass eine Person auf einem Motorrad getroffen worden sei. Das Gesundheitsministerium in Beirut bestätigte, dass eine Person bei einem Drohnenangriff bei Baraschit getötet worden sei. Weitere Details zu dem Opfer wurden nicht genannt. Die Hisbollah äußert sich seit Längerem nicht mehr Opferangaben aus ihren eigenen Reihen.

Das israelische Militär gab an, dass die Marine darüber hinaus eine militärische Infrastruktur der Hisbollah im Süden des Landes angegriffen zu haben. Es soll sich um eine Stellung der Elite-Einheit der Schiitenmiliz gehandelt haben. Eigentlich gilt seit Ende November eine Waffenruhe zwischen Israel und der vom Iran unterstützen Hisbollah. Beide Seiten werfen sich Verstöße vor. Die israelische Luftwaffe greift nahezu täglich weiter in Libanon an. Dabei kommt es immer wieder zu Toten und Verletzten.
Dominik Fürst
Dominik Fürst

Unicef warnt vor toten Kindern durch Mangelernährung in Gaza 

Die humanitäre Lage im Gazastreifen wird nach Angaben von Unicef immer dramatischer. Vor allem Kinder seien durch Mangelernährung und unhygienische Zustände gefährdet. Allein im Mai hätten 5119 Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren in dem durch 20 Monate Krieg weitgehend zerstörten Küstenstreifen wegen akuter Mangelernährung behandelt werden müssen, teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen mit. Dies sei ein Anstieg um 50 Prozent im Vergleich zum Vormonat. 

 636 Kleinkinder litten sogar unter schwerer akuter Mangelernährung – der schlimmsten Form der Mangelernährung. Sie benötigten dringend lebensrettende Hilfe, doch sauberes Wasser, medizinische Versorgung und Behandlungsmöglichkeiten seien im Gazastreifen kaum noch verfügbar, klagt Unicef. „In nur 150 Tagen – vom Jahresbeginn bis Ende Mai – wurden 16736 Kinder im Gazastreifen aufgrund von Unterernährung behandelt. Das sind durchschnittlich 112 Kinder pro Tag“, sagte Edouard Beigbeder, Unicef-Regionaldirektor im Nahen Osten und Nordafrika. 
Juri Auel
Juri Auel

Israel greift iranische Atomanlage Isfahan an

Israel und Iran haben sich in der Nacht erneut gegenseitig angegriffen. So teilte die israelische Luftwaffe mit, man habe mit einer Serie an Attacken gegen Raketenlager und Abschusseinrichtungen im Landesinneren Irans begonnen. Kurz zuvor hatte Iran seinerseits Israel mit Raketen angegriffen, die jedoch anscheinend abgefangen werden konnten. Es gab zunächst keine Berichte über Einschläge in Israel. Die Bevölkerung könne die Schutzräume wieder verlassen, teilte das Militär mit.

Die israelische Armee flog nach eigenen Angaben auch Angriffe auf eine Atom-Einrichtung in der iranischen Stadt Isfahan. Ziel der Angriffe seien die Fertigungsanlagen für Uran-Zentrifugen in der Anlage gewesen, teilte ein Militärrepräsentant mit. Bereits am ersten Tag der israelischen Offensive im Iran wurde die Nuklearindustrie in Isfahan angegriffen. Die jüngsten Angriffe sollten der Anlage weiteren Schaden zufügen, hieß es.

Nach Angaben des iranischen staatlichen Rundfunks unter Berufung auf einen Sicherheitsbeamten seien infolge des Angriffs in Isfahan keine schädlichen Stoffe ausgetreten. Der Beamte rief die Bevölkerung auf, sich von der Anlage fernzuhalten. Neben dem Angriff auf Isfahan habe es auch Angriffe auf andere Gebiete in Zentraliran gegeben. Es wurden keine Todesopfer gemeldet.

Mehrere wichtige Bestandteile des iranischen Atomprogramms sind in Isfahan angesiedelt. Nach Angaben des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Rafael Grossi, wurden bislang vier Gebäude beschädigt. Darunter waren ein Chemielabor, eine Anlage zur Bearbeitung von Uran-Erz, eine Fabrik zur Herstellung von Reaktor-Brennstoff sowie ebenfalls eine im Bau befindliche Anlage zur Herstellung von Uranmetall. 
Juri Auel
Juri Auel

Israel: Haben iranische Atombombe um Jahre verzögert

Israel schätzt, dass seine Angriffe in Iran die Entwicklung einer Atombombe durch die Islamische Republik um Jahre verzögert haben. „Ich glaube, laut den Einschätzungen, die wir hören, haben wir die Möglichkeit für sie, eine Atombombe zu erlangen, bereits um mindestens zwei oder drei Jahre verzögert“, sagte der israelische Außenminister Gideon Saar in einem Bild-Interview. „Die Tatsache, dass wir jene Personen ausgeschaltet haben, die die Bewaffnung des Nuklearprogramms geleitet und vorangetrieben haben, ist äußert wichtig im Hinblick auf die Ergebnisse“, fügte der Außenminister hinzu.

„Wir haben also bereits viel erreicht. Aber wir werden tun, was auch immer wir können. Wir werden nicht aufhören, bis wir alles getan haben, was möglich ist, um diese Bedrohung zu beseitigen“, sagte Saar. In einem anderen Interview mit dem japanischen Fernsehsender NHK sagte er: „Wir werden nicht zulassen, dass Iran wie Nordkorea wird. Iran hat versucht, den Weg Nordkoreas einzuschlagen, weil er glaubt, dass die Sicherheit seines Regimes durch Atomwaffen gewährleistet wird. Aber wir werden das in Iran nicht zulassen“.

Auf die Frage von NHK, ob Israel bereit sei, eine diplomatische Lösung im Konflikt mit Iran zu akzeptieren, sagte Saar: „Persönlich glaube ich nicht, dass Iran eine (diplomatische) Lösung anstrebt. Iran versucht, die internationale Gemeinschaft zu täuschen“. Die Führung in Teheran behaupte, sie sei nicht zu Verhandlungen bereit, solange die Angriffe andauerten. Aber auch vor den Angriffen habe es keine Fortschritte bei Verhandlungen gegeben. 
Juri Auel
Juri Auel

Merkel: Israel muss sich wehren können 

Altkanzlerin Angela Merkel steht im Nahost-Konflikt zum Selbstverteidigungsrecht Israels. „Wenn die einen erklären dürfen, sie wollen den Staat Israel auslöschen, muss der Staat Israel sich dagegen wehren können“, sagte Merkel der Neuen Osnabrücker Zeitung. Angesichts mancher Zweifel an der Vereinbarkeit des israelischen Vorgehens mit dem Völkerrecht betonte die CDU-Politikerin: „Wenn die Existenz eines Landes von der Hamas oder vom Iran infrage gestellt wird, ist das ja völkerrechtlich nicht so ganz einfach zu beantworten.“

Völlig eindeutig sei hingegen die Lage im Ukraine-Krieg. „Evident völkerrechtswidrig ist der Überfall Russlands auf die Ukraine. Die Ukraine hat Russland nie bedroht und wurde trotzdem angegriffen“, betonte Merkel.

Die frühere Kanzlerin äußerte sich in dem Interview auch zu anderen Themen, darunter Klimageld, Künstliche Intelligenz und eine mögliche Bundespräsidentin. Nach der Veröffentlichung ihrer Biografie im vergangenen Herbst meldete sich Merkel – eigentlich unüblich für frühere Regierungschefs – häufig zu Wort, unter anderem auch kritisch zu einem Unionsantrag zur Migrationspolitik im Bundestag, der, wie sie sagte, „sehenden Auges“ nur mit den Stimmen der AfD beschlossen wurde. 
Juri Auel
Juri Auel

Iran: Trumps Aussagen vielleicht nur Ablenkungsmanöver 

Nach Ansicht des iranischen Außenministers Abbas Araghtschi könnte die von US-Präsident Donald Trump in Aussicht gestellte Frist von zwei Wochen für diplomatische Bemühungen zur Lösung des Atomstreits nur ein Vorwand sein. Die USA müssten ihre Entschlossenheit zeigen, eine Verhandlungslösung zu finden, „oder sie haben etwas anderes vor und sie wollen Iran sowieso angreifen“, sagte er in einem Interview des US-Senders NBC News. „Vielleicht hatten sie diesen Plan und brauchten die Verhandlungen vielleicht nur, um es zu vertuschen.“ Iran könne den USA nicht mehr vertrauen, sagte Araghtschi.

Das Interview wurde NBC News zufolge am Freitag nach den mehrstündigen Gesprächen des iranischen Außenministers mit seinen Amtskollegen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien in Genf geführt. Die Europäer wollen sich weiter um eine diplomatische Lösung des Konflikts um das iranische Atomprogramm bemühen. Auch Teheran will die Gespräche nach eigenem Bekunden fortführen.

Am Donnerstag hatte Trump zu verstehen gegeben, dass er den diplomatischen Bemühungen noch etwas Zeit geben und innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Entscheidung über eine mögliche Beteiligung der USA an Israels Krieg gegen Iran treffen wolle. Am Freitag fügte er hinzu, „zwei Wochen sind das Maximum“.
Juri Auel
Juri Auel

EU-Papier sieht Anzeichen für Menschenrechtsverletzungen Israels 

Der diplomatische Dienst der Europäischen Union sieht Anzeichen dafür, dass Israel seine Menschenrechtsverpflichtungen verletzt hat, die es im Rahmen eines Abkommens mit der EU eingegangen ist. Das geht aus einem Dokument des Dienstes hervor, das die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag einsehen konnte. Unter Berufung auf Einschätzungen unabhängiger internationaler Institutionen heißt es darin, es gebe Anzeichen dafür, dass Israel gegen seine Menschenrechtsverpflichtungen gemäß Artikel 2 des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Israel verstoße. Der Bericht kommt nach Monaten zunehmender Sorgen verschiedener EU-Länder über Israels Vorgehen im Gazastreifen und die humanitäre Lage dort.

In einem Assoziierungsabkommen aus dem Jahr 2000 haben sich Israel und die EU darauf verständigt, dass ihre Beziehungen „auf der Achtung der Menschenrechte und der demokratischen Grundsätze beruhen“ sollen. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hatte im Mai angekündigt, dass die EU untersuchen werde, ob Israel die Bedingungen des Abkommens einhält. Zuvor hatten mehr als die Hälfte der EU-Mitgliedsländer seine solche Überprüfung befürwortet.

Der Bericht enthält einen Abschnitt über die Lage im Gazastreifen, in dem es um die Verweigerung humanitärer Hilfe, Angriffe mit einer hohen Zahl von Opfern, Angriffe auf Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen, Vertreibung und mangelnde Rechenschaftspflicht geht. Der Bericht befasst sich auch mit der Lage im Westjordanland, einschließlich der Gewalt durch Siedler. In dem Dokument heißt es, man stütze sich auf "Fakten, die von unabhängigen internationalen Institutionen überprüft und bewertet wurden".

Israel hat in der Vergangenheit erklärt, dass es das Völkerrecht respektiere und dass das Vorgehen im Gazastreifen notwendig sei, um die radikal-islamische Hamas zu zerstören. Aus dem Umfeld der Regierung hieß es am Freitag, der EU-Bericht sei einseitig und ein Beispiel für die Doppelmoral der Europäischen Union gegenüber Israel.

Die EU-Außenminister werden am Montag bei einem Treffen in Brüssel über die Überprüfung diskutieren. Die Mitgliedsländer sind in ihrer Haltung gegenüber Israel weiterhin gespalten. Einige Länder könnten sich dafür aussprechen, auf der Grundlage der Überprüfung Maßnahmen zu ergreifen. Es werden aber keine konkreten Entscheidungen am Montag erwartet. Diplomaten gehen davon aus, dass sich EU-Beamte mit dem Ergebnis der Überprüfung an Israel wenden werden, Bei einem Treffen der Außenminister im Juli wird das Thema dann mutmaßlich erneut aufgegriffen. 
Dimitri Taube

Palästinenser: Wieder Dutzende Tote nahe Gaza-Hilfszentren

Das israelische Militär hat nach palästinensischen Angaben erneut Dutzende Palästinenser in der Nähe von Verteilzentren für humanitäre Hilfe im Gazastreifen getötet. Im Zentrum des Gebiets seien 23 Menschen ums Leben gekommen, die dort auf Hilfsgüter der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) gewartet hätten, hieß es aus medizinischen Kreisen des Küstengebiets. Palästinensische Angaben dazu, wie genau die Menschen getötet wurden, gab es bisher keine.

Zudem sollen laut medizinischen Kreisen mindestens elf Menschen durch israelischen Beschuss in der Nähe einer GHF-Verteilstelle in Rafah im Süden des Gazastreifens getötet worden sein. Auch sie hätten auf Lebensmittel gewartet.

Israels Armee teilte auf Anfrage zu dem Vorfall im Zentrum des Gazastreifens mit, in der Nacht habe sich dort eine Gruppe in der Nähe von israelischen Soldaten versammelt. „Einer ersten Untersuchung zufolge witterten die Truppen eine Bedrohung und gaben Warnschüsse ab. Trotz wiederholter Warnungen und Warnschüsse rückten mehrere Verdächtige weiter auf die Truppen zu“, hieß es in einer Mitteilung. Ein Fluggerät habe die Verdächtigen daraufhin angegriffen und getötet. Der Vorfall werde derzeit geprüft, so die Armee. Zu dem zweiten Vorfall sagte die israelische Armee, dieser sei ihr nicht bekannt.

Die Angaben beider Seiten lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Dimitri Taube

Israel: Müssen uns auf längeren Einsatz im Krieg mit Iran einstellen

Israels Generalstabschef Ejal Zamir erwartet nach eigenen Angaben kein baldiges Ende des Krieges mit Iran. „Wir müssen uns auf einen länger dauernden Einsatz einstellen“, sagte er in einer Videoansprache. Israel habe sich jahrelang auf diese Offensive vorbereitet und sie nun begonnen, da „operative und strategische Bedingungen“ zusammengetroffen seien, sagte Zamir, ohne Details dazu zu nennen. „Eine weitere Verzögerung hätte das Risiko bedeutet, diese Bedingungen zu verlieren und in einen künftigen Einsatz mit einem klaren Nachteil zu gehen.“
Wir haben den komplexesten Einsatz unserer Geschichte begonnen
Israels Generalstabschef Ejal Zamir
Israel hatte vergangenen Freitag damit begonnen, Ziele in Iran anzugreifen. Die Islamische Republik habe zu dem Zeitpunkt rund 2500 Boden-Boden-Raketen gehabt, so der israelische Stabschef weiter. „Schätzungen zufolge hätte sie innerhalb von zwei Jahren rund 8000 Raketen gehabt.“ Die Angaben ließen sich bisher nicht unabhängig überprüfen.

Irans „Plan zur Vernichtung des Staates Israel“ habe zudem in den vergangenen Monaten einen Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gegeben habe, sagte der israelische Militärchef.

Erklärtes Kriegsziel der Atommacht Israel ist es, Iran an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Die iranische Führung hingegen bestreitet seit Jahren, den Bau von Atomwaffen anzustreben. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA und viele westliche Staaten sind jedoch besorgt, dass Teheran immer näher an den Punkt rückt, solche Waffen herstellen zu können. Denn Iran produziert als einziger kernwaffenfreier Staat Uran mit beinahe waffentauglichem Reinheitsgrad. 
© SZ/dpa/Reuters/KNA/epd/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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