Iran:Ahmadinedschad leugnet erneut Holocaust

In einem Interview mit einem US-Sender gibt Irans Präsident den Diplomaten - und bekräftig, nicht nach Atomwaffen zu streben. Wenig später hetzt er in Teheran gegen Israel.

Zwei Wochen vor den neuen Verhandlungen mit den fünf Veto-Mächten im UN-Sicherheitsrat und Deutschland hat der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad gegenüber dem US-Sender NBC gesagt, sein Land benötige keine Atomwaffen. "Wir glauben, dass Atomwaffen der Vergangenheit angehören", sagte Ahmadinedschad, ohne jedoch auf Nachfrage die Entwicklung solcher Waffen auszuschließen.

Iran: "Wir glauben, dass Atomwaffen der Vergangenheit angehören": Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad.

"Wir glauben, dass Atomwaffen der Vergangenheit angehören": Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad.

(Foto: Foto: dpa)

"Wir sehen keine Notwendigkeit für diese Art von Waffen", sagte Ahmadinedschad und fuhr fort: "Wir brauchen sie nicht". Dagegen werde Iran die Urananreicherung "für friedliche Zwecke niemals aufgeben".

Mehrere westliche Länder hegen den Verdacht, der Iran betreibe neben seinem Programm zur zivilen Nutzung der Atomenergie zugleich heimlich die Entwicklung von Atomwaffen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien stellte nach anderslautenden Berichten klar, sie verfüge über "keine konkreten Beweise", dass Teheran an einem militärischen Atomprogramm arbeite.

Für den 1. Oktober ist eine Wiederaufnahme der Verhandlungen der sogenannten Sechsergruppe mit dem Iran über das Atomprogramm vereinbart. Die Führung legte dafür ein Grundsatzpapier vor, das jedoch von Washington als unzureichend eingestuft wurde. Ahmadinedschad will kommende Woche an der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York teilnehmen. Er hatte ähnliche Auftritte in der Vergangenheit wiederholt genutzt, um scharfe Angriffe gegen die USA und Israel zu richten.

Ahmadinedschad äußerte sich bei NBC bedauernd, dass bei Protesten der Opposition seines Landes nach seiner Wiederwahl zahlreiche Demonstranten getötet worden waren. "Wir bedauern alle, dass Menschen getötet wurden", sagte Ahmadinedschad. Nach dem Wahlgang vom 12. Juni hatte es in Teheran und anderen iranischen Städten die größten Demonstrationen seit der Islamischen Revolution 1979 gegeben. Nach offiziellen Angaben wurden rund 30 Menschen getötet, nach Angaben der Opposition 69. Den Behörden zufolge gab es 4000 Festnahmen, etwa 150 Beteiligte an den Protesten sitzen nach wie vor im Gefängnis.

Den zahmen Worten im US-Sender ließ Ahmadinedschad bei einer Rede an der Universtität von Teheran heftige Attacken gegen Israel folgen. In seiner Rede anlässlich einer anti-israelischen Kundgebung zum sogenannten "Jerusalem-Tag" bestritt er erneut den Holocaust. Es handle sich um eine Lüge, die als Vorwand für die Gründung Israels gedient habe, sagte er. Falls die Europäer aber so ein Verbrechen begangen haben sollten, dann sollten sie den Juden auch "in Europa, Amerika oder Kanada" Land schaffen. "Es ist eine nationale islamische und religiöse Pflicht, sich dem zionistischen Regime entgegenzustellen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: