Süddeutsche Zeitung

Iran:Ahmadinedschad entlässt seinen Außenminister

Manuchehr Mottaki wollte im Atomkonflikt mit dem Westen verhandeln - nun ist er sein Amt los. Irans Präsident Ahmadinedschad hat stattdessen den Chef der Atombehörde als vorläufigen Außenminister eingesetzt.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat seinen Außenminister entlassen. Den Posten von Manuchehr Mottaki solle zunächst der Chef der Atombehörde des Landes, Ali-Akbar Salehi, einnehmen, berichteten mehrere iranische Nachrichtenagenturen. Salehi soll ein enger Vertrauter Achmadinedschads sein.

In einer kurzen Mitteilung, die am Montag auf der Internetseite des Präsidentenbüros veröffentlicht wurde, dankte Ahmadinedschad seinem obersten Diplomaten für seinen fünfjährigen Dienst. Eine Begründung für die Entlassung wurde nicht genannt.

Der 57-jährige Mottaki galt in außenpolitischen Fragen als moderat. Im Streit um das iranische Atomprogramm betrachtete er aber die Nukleartechnologie durchaus als legitimes Recht Irans. Anders als Präsident Ahmadinedschad versucht er jedoch, in Verhandlungen jegliche Eskalation zu vermeiden. Mottaki signalisierte zuletzt Verhandlungsbereitschaft, während Ahmadinedschad den westlichen Staaten Doppelmoral vorwarf.

Diese Kompromissbereitschaft könnte Mottaki zum Verhängnis geworden sein. Politische Analysten sagten laut BBC, dass viele iranische Parlamentarier der Meinung waren, Mottaki würde die Position Irans dem Westen gegenüber nicht kraftvoll genug vertreten.Deshalb hätten sie seine Entlassung gefordert. Auf einer Internetseite der iranischen Opposition hieß es hingegen, Mottaki habe die Politik des Präsidenten kritisiert.

Das Verhältnis zwischen Mottaki und Achmadinedschad soll nie von großem Vertrauen geprägt gewesen sein. "Es gab viele Gerüchte, dass Mottaki dem Präsidenten aufgezwungen wurde und Achmadinedschad nicht zufrieden mit ihm war", zitiert die englische Ausgabe von al-Dschasira einen Teheraner Politikwissenschaftler. "Das Verhältnis der beiden war nicht gut", so der Wissenschaftler weiter, seit dem Amtsantritt Mottakis habe es "mehr als ein halbes Dutzend Momente" gegeben, an denen es Gerüchte um eine Entlassung oder einen Rücktritt Mottakis gab.

Westerwelle fordert Fortsetzung der Atom-Gespräche

Mottaki war im August 2005 zum Außenminister ernannt worden. Momentan hält er sich zu einem offiziellen Besuch im Senegal auf. Der 57-jährige Karrierediplomat spricht fließend Englisch, Türkisch und Urdu und studierte unter anderem Internationale Beziehungen an der Universität Teheran. Vor seinem Amtsantritt im Außenministerium war Mottaki Botschafter in der Türkei und in Japan, hatte zudem mehrere Regierungsposten inne. Nach seiner Wahl zum Abgeordneten im Jahr 2004 war er etwa Vorsitzender des Ausschusses für nationale Sicherheit.

Als Reaktion auf die Entlassung Mottakis forderte Bundesaußenminister Guido Westerwelle, dass die gerade in Genf begonnenen Gespräche über das Atomprogramm deshalb nicht unterbrochen werden dürften. "Die Gespräche haben begonnen, sie müssen fortgesetzt werden, in welcher politischen Konstellation auch immer", sagte Westerwelle vor dem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel. Der Westen verdächtigt Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Atomenergie an Atomwaffen zu arbeiten. Die Islamische Republik weist dies zurück

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