Iraks Parlament:Konsensfront zerbricht am Schuhwerfer

Weil er den Schuhwerfer von Bagdad verteidigte, musste Parlamentspräsident Mahmud Al-Maschhadani gehen. Nach seinem Abgang ist nun die sunnitische Fraktion zerfallen.

Die Irakische Konsensfront, die größere von zwei sunnitischen Fraktionen im irakischen Parlament, ist nach dem Abgang des aus ihren Reihen stammenden Parlamentspräsidenten Mahmud al-Maschhadani zerfallen.

Der Schuhwerfer als Symbol des Widerstands: In der arabischen Welt weiten sich Proteste gegen Präsident Bush - wie hier in Iran - aus. (Foto: Foto: AP)

Der Nationale Dialograt, dem Al-Maschhadani angehört, kündigte am Mittwoch seinen Austritt aus dem Bündnis an, berichtete die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak. Die Konsensfront habe "ihre Aufgabe nicht erfüllt", erklärte Scheich Chalaf al-Ulajjan auf einer Pressekonferenz in Bagdad.

Al-Maschhadani war am Dienstag nach tagelangem Streit um seine ruppigen Äußerungen zum Fall des als Schuhwerfer von Bagdad berühmt gewordenen irakischen Journalisten Muntasser al-Saidi vom Posten des Parlamentspräsidenten zurückgetreten.

Der sunnitische Politiker hatte den Journalisten verteidigt, der US-Präsident George W. Bush am 14. Dezember in Bagdad mit seinen Schuhen beworfen hatte, und die irakische Volksvertretung als "miesestes Parlament der Welt" beschimpft.

Die regierenden schiitischen und kurdischen Parteien verlangten daraufhin seine Ablösung. Tagelang widersetzte sich Al-Maschhadani. Eine Wende trat erst ein, als offenbar wurde, dass auch die Bündnispartner in der Konsensfront nicht mehr zu ihm stehen würden. Al-Maschhadani erklärte seinen Rücktritt.

Die Konsensfront besteht jetzt nur noch aus der Irakischen Islam-Partei (IIP) des irakischen Vizepräsidenten Tarik al-Haschemi und mehreren kleineren Parteien.

Vor der Spaltung verfügte sie über 44 Sitze im 275 Mandate zählenden Parlament. Zunächst war nicht klar, wie viele Mandate sie nun behalten würde. Auch ein Nachfolger für Al-Maschhadani als Parlamentspräsident ist bislang nicht genannt worden. Die zweite Sunniten-Partei, die weltliche Nationale Dialogfront von Saleh al-Mutlak, hat elf Mandate.

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