Irakische Regierung:Das Ende von Operation "Morgendämmerung"

Widersprüche im Kampf gegen den Widerstand: Während die US-Armee weiter hart gegen die Aufständischen in Falludscha vorgeht, erklärt die Übergangsregierung die Großoffensive für beendet. Wieviele Opfer der Einsatz gefordert hat, ist ebenfalls unklar.

Der Nationale Sicherheitsberater Kassem Dawud sagte am Samstag im Fernsehen, die Stadt sei bis auf wenige Widerstandsnester erobert; im Süden begann aber noch am Mittag ein weiterer Großangriff der US-Streitkräfte gegen die Aufständischen.

Ein amerikanischer Brigadekommandeur, Oberst Michael Formica, sagte: "Wir drängen sie gegen den Amboss." Andere hohe US-Offiziere erklärten, man hoffe, dass es der letzte Angriff auf Falludscha sei.

Al Sarkawi entkommen

Dawud sagte, bei dem am Montag begonnenen Offensive seien 1.000 Aufständische getötet und 200 gefangen genommen worden. Der mutmaßliche Terrorführer Abu Mussab al Sarkawi sei entkommen. Dawud verwies darauf, dass rund 90 Prozent der 200.000 bis 300.000 Einwohner die Stadt in Erwartung der Offensive verlassen hätten.

Über eigene Verluste sagte er zunächst nichts; wie viele irakische Zivilpersonen den Kämpfen zum Opfer fielen, ist bisher nicht bekannt. Der irakische Gesundheitsminister Alaa Alwan teilte mit, die Evakuierung verletzter Zivilpersonen aus Falludscha habe begonnen. Die Zahl sei "beträchtlich"; konkrete Angaben machte er nicht.

Nach amerikanischen Angaben wurden bei den Kämpfen 24 US-Soldaten getötet. Allein am Samstag trafen 73 Verwundete aus Irak auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein ein, um im amerikanischen Militärhospital in Landstuhl behandelt zu werden. Eine Krankenhaussprecherin teilte mit, seit Montag seien 412 verwundete US-Soldaten in Landstuhl eingetroffen.

Ein Konvoi des Roten Halbmonds gelangte unterdessen bis ins Stadtzentrum vor Falludscha. Wie die Organisation mitteilte, gestatteten die die Koalitionstruppen ihren Fahrzeugen die Durchfahrt.

Die US-Streitkräfte zogen wegen der Kämpfe in der nordirakischen Stadt Mossul ein Bataillon ab, das in Falludscha eingesetzt war. Das Bataillon der 25. Infanteriedivision wurde bereits am Donnerstagabend nach Mossul beordert, teilte ein US-Militärsprecher am Samstag mit. Aufständische haben dort Brücken, Regierungsgebäude und Polizeiwachen angegriffen. Das Bataillon war vor der am Montag begonnenen Falludscha-Offensive im Raum Mossul stationiert.

Vor dem von Bagdad verkündeten Ende der Offensive in Falludscha hatte US-Generalleutnant John Sattler nach Angaben des US- Nachrichtensenders CNN gesagt, die Truppen kontrollierten inzwischen 80 Prozent der zum größten Teil von ihren Einwohnern verlassenen Stadt. "Wir merken, dass wir ihr Rückgrat und ihren Kampfgeist gebrochen haben", sagte Sattler über die Aufständischen.

Zuvor war in einem Islamisten-Internetforum ein Tonband aufgetaucht, auf dem angeblich die Stimme des jordanischen Terroristen Abu Mussab al- Sarkawi zu hören ist. Der Mann auf dem Band fordert die Rebellen in Falludscha auf, weiter Widerstand zu leisten. "Das ist eine der entscheidenden Schlachten zwischen dem Islam und den Ungläubigen", heißt es auf dem Band.

Widerstand im Norden des Irak

Im Norden des Irak weitet sich der Widerstand gegen die US- und Regierungstruppen weiter aus. Am Samstag wurden Gefechte in Howeidscha, 60 Kilometer südwestlich von Kirkuk, mit acht Toten und 16 Verletzten gemeldet. Darunter waren auch Frauen und Kinder.

Mehrere Explosionen erschütterten am Samstag die Hauptstadt. Augenzeugen berichteten zudem von einem Angriff schwerbewaffneter Aufständischer auf das Bildungsministerium, das in einem dicht besiedelten Geschäftsbezirk liegt. Bei einem US-Luftangriff in der Nähe von Abu Ghraib wurden nach Krankenhausangaben vier Menschen getötet.

Im Norden Iraks wurden erneut Anschläge auf eine Gas- und Ölpipeline verübt. Unbekannte beschädigten am Samstag eine Gasleitung in der Gegend von Kirkuk, die Reparaturarbeiten sollten mehrere Tage dauern. Nahe Beidschi setzte am Freitag eine Explosion eine Ölpipeline in Brand.

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