Süddeutsche Zeitung

Irak:USA erwägen Einsatz von 10.000 Nationalgardisten

Aufgrund der internationalen Einsätze in Irak, Afghanistan und anderen Ländern ist die Personaldecke des US-Militärs derzeit so dünn, dass das Pentagon Unterstützung sucht. Doch ohne UN-Mandat will kaum ein Land Friedenstruppen in den Irak schicken. Nun soll die Nationalgarde aushelfen.

Den Krieg im Irak haben die USA und Großbritannien fast allein gewonnen - doch in dem Land stabile Verhältnisse zu schaffen ist bislang nicht gelungen. Täglich werden US-Soldaten angegriffen, verletzt und getötet.

Und der Einsatz kostet die Amerikaner jeden Monat fast vier Milliarden Dollar.

Aus diesem Grund bemüht sich die Regierung bei ihren Verbündeten und auch Kriegsgegnern wie Deutschland und Frankreich um Unterstützung im Irak. Die blieb jedoch bislang aus - kaum ein Land will sich an Friedenseinsätzen ohne UN-Mandat beteiligen. Zuletzt verweigerte Indien den Amerikanern die Unterstützung mit 15.000 Soldaten.

Wie das Wall Street Journal berichtet, erwägt das Pentagon nun, bis zum Winter weitere 10.000 Nationalgardisten einzuberufen, die Army und Marine im Irak entlasten sollen. Die Mission könnte im März oder April nächsten Jahres beginnen und inklusive Training 13 bis 16 Monate dauern.

Aufgrund der internationalen Einsätze im Irak, Afghanistan und anderen Ländern ist die Personaldecke des US-Militärs derzeit extrem dünn - so dünn, dass zwei Brigaden der Third Infantry Division, die bereits im Irak-Krieg gekämpft hatten, noch immer nicht nach Hause geschickt werden können.

Neben den Plänen, die Zahl der im Irak eingesetzten Nationalgardisten drastisch zu erhöhen, wird im Pentagon deshalb überlegt, mehr Marines einzusetzen, die normalerweise nicht für langfristige Einsätze verwendet werden.

Ein Mitarbeiter des Ministeriums erklärte dem Blatt zufolge, dass Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vermutlich noch in dieser Woche einen Plan zum Austausch von Truppen im Irak unterzeichnen wird.

Politische Bedeutung

Der Einsatz der Nationalgarde könnte für Präsident Bush auch politisch bedeutsam sein, da noch in diesem Jahr Wahlen statfinden und die Unterstützung der Irak-Politik der Regierung in der Bevölkerung nachlässt.

Darüber hinaus könnte die Unfähigkeit des Pentagon, Verbündete zu einem Einsatz im Irak zu bewegen, dem Blatt zufolge Zweifel an der Entscheidung Bushs auslösen, ohne UN-Unterstützung in den Krieg zu ziehen.

Zur Zeit sind rund 146.000 US-Soldaten im Irak stationiert. Die Mission kostet nach offiziellen Angaben jeden Monat knapp vier Milliarden Dollar.

(sueddeutsche.de)

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