Irak:Tote bei Protesten

Im Irak sind bei Protesten gegen Korruption 19 Menschen ums Leben gekommen, Hunderte wurden verletzt. In Basra wurden ein bekannter Karikaturist und seine Frau ermordet. Die Regierung verhängte eine Ausgangssperre.

Irakische Sicherheitskräfte haben in der Nacht zum Donnerstag zehn Demonstranten getötet, die trotz eines Ausgehverbots auf die Straße gegangen waren. Mit der Ausgangssperre wollte die Regierung die seit Tagen andauernden Unruhen in Bagdad und anderen südlichen Städten in den Griff bekommen. Stattdessen stieg die Zahl der Toten bei regierungsfeindlichen Kundgebungen seit Dienstag auf 19; zudem gab es einen vermutlich politisch motivierten Doppelmord.

Nach Angaben medizinischer Dienste wurden bei Ausschreitungen in den südirakischen Städten Amara und Nassirija jeweils fünf Menschen getötet, darunter in Nassirija ein Polizist. In Amara seien 45 Menschen verletzt worden, einige davon durch Gummigeschosse. In Basra wurde nach amtlichen Angaben der Karikaturist Hussein Adel Madani zusammen mit seiner Frau von vermummten Angreifern erschossen, die in ihr Haus stürmten. Die zweijährige Tochter des Paares wurde nicht verletzt. Der bekannte Aktivist hatte noch am Mittwochabend an einer Demonstration in der Stadt teilgenommen.

Ein Sprecher der Anti-IS-Koalition rief alle Seiten zum Gewaltverzicht auf

Das Ausgehverbot wurde von der Regierung am Donnerstag verkündet, um weitere Unruhen zu unterbinden. Am Morgen waren aus der schwer befestigten Grünen Zone Bagdads, dem Regierungs- und Diplomatenviertel der Hauptstadt, Explosionen gemeldet worden. Wegen der Unruhen wurden in der östlichen Provinz Dijala zwei Grenzübergänge zum Iran geschlossen, wie ein irakischer Behördensprecher und das iranische Staatsfernsehen berichteten. Der Grenzübergang Chesro bleibe bis auf weiteres geschlossen, teilte der Behördensprecher mit. Das iranische Staatsfernsehen meldete, die Grenze sei wegen der Lage im Irak geschlossen worden. Die Provinz Dijala reicht von nordöstlichen Randbezirken der Hauptstadt bis zur iranischen Grenze. Insgesamt gibt es zwischen den beiden Ländern neun Grenzübergänge.

Die Proteste scheinen spontan zu sein und keine politischen Anführer zu haben. Angetrieben werden sie vor allem von wirtschaftlichen Missständen, Vorwürfen der Korruption und Forderungen nach einer besseren Grundversorgung und mehr Arbeitsplätzen. Organisiert werden sie online. Ein Sprecher der von den USA angeführten internationalen Anti-IS-Koalition im Irak rief am Donnerstag alle Seiten zum Gewaltverzicht auf.

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